Demnächst beginnt der Ausverkauf bei "Fröhliches für untendrunter!" Foto: Steinmetz

73-jährige Geschäftsfrau zieht altershalber Schlussstrich. "Fröhliches für untendrunter" seit 1996.

Sulz - Das 25. Geschäftsjubiläum hätte Walburga Fröhlich gern noch hinter sich gebracht. Doch dann hätte sie investieren müssen, und das, meint sie, würde sich nicht mehr lohnen. Sie schließt ihr Geschäft "Fröhliches für untendrunter!" in der Kölreuterstraße.

Den Ruhestand hat sich Walburga Fröhlich mit 73 Jahren redlich verdient. Im elterlichen Betrieb hat sie Einzelhandelskauffrau gelernt. Seit 56 Jahren ist sie berufstätig - seit 1996 mit einem eigenen Laden für Unterwäsche und Bademoden.

Sie hatte sich zuvor reiflich überlegt, was im Sulzer Einzelhandel fehlt und sich entsprechend beraten lassen. Dass sie sich selbstständig gemacht hat, bereut sie im Rückblick nicht. "Ich höre nicht gern auf. Mir ist Angst davor", gesteht sie. Wäsche zu verkaufen, das liegt ihr. "Die Kundinnen kommen gern zu mir", sagt die Geschäftsfrau.

Männer kaufen für Frauen die Dessous

Mit der Mode kennt sie sich bestens aus und kann deshalb kompetent beraten. In Nagold hat sie sich in einer schulischen Einrichtung weitergebildet. Mit ihrem geübten Blick erkennt sie sofort die passende Größe für ihre Kundinnen. Männer seien anfangs auch gekommen, doch das hat dann nachgelassen. Ausnahmen gibt es: Männer, die für ihre Frauen die Dessous kaufen.

Walburga Fröhlich hat sich in ihr kleines Einzelhandelsgeschäft regelrecht "reingekniet". Nebenher den Laden zu betreiben, ging auch nicht, wenn der "Kunde König sein" sollte. Anfangs half ihre Tochter mit, seit zehn Jahren ist sie aber allein für Buchhaltung, Verhandlungen mit Vertretern, Messebesuchen in Düsseldorf, das Putzen und vor allem für die Bedienung der Kundschaft zuständig. Gerade da braucht es Fingerspitzengefühl und eine vertrauensvolle Atmosphäre. Für die Kundinnen müsse man sich Zeit nehmen, erklärt sie.

Ausverkauf startet am 7. Oktober

Die Geschäftseröffnung fiel in eine Zeit des Umbruchs. Wenige Jahre später wurde der Euro eingeführt. Mit dem zunehmenden Ladensterben in der Kernstadt ging die Laufkundschaft zurück. Das Internet mit Billigangeboten sah Walburga Fröhlich allerdings nicht als die größte Konkurrenz an. Sie hat sich auf hochwertige Mode spezialisiert, und dies für "Jung und Alt". Kundschaft hatte sie aus Horb, Empfingen, Dornhan und sogar Rottweil.

Einen Ausgleich zum Beruf fand sie beim Sulzer Gesangverein. Ihr Mann Alois war 20 Jahre lang Vorsitzender, sie davor fünf Jahre lang Kassiererin. Walburga Fröhlich organisierte drei Reisen der Sänger nach San Antonio in den USA. Der Kontakt mit den Texanern war beim Oktoberfest in München zustande gekommen. 1984 waren sie erstmals in Sulz zu Besuch. Gegenbesuche in San Antonio folgten 1986, 1992 und 1999. "Diese Zeit wollte ich nicht vermissen", meint sie.

Jetzt zieht Walburga Fröhlich beruflich einen Schlussstrich. Einen Nachfolger habe sie nicht mehr gesucht, nachdem sich aus der Familie niemand fand, der den Laden fortführen wollte. Das Gebäude in der Kölreuterstraße wolle sie verkaufen.

Leicht wird es ihr aber nicht fallen, von 100 auf Null zurückzuschalten. Für 2020 hat sie sich schon zur Wassergymnastik im Sulzer Freibad angemeldet. "Aber ich muss noch mal ’was suchen", fügt sie hinzu.  Der Ausverkauf im Laden in der Kölreuterstraße beginnt am 7. Oktober.