Ein Baumstamm türmt sich am unteren Wehr in Sulz auf. Er ist vom Hochwasser mitgeschwemmt worden. Foto: Steinmetz

Feuerwehr wird bei kritischem Pegelstand informiert. Wehr senkt sich bei Hochwasser automatisch.

Sulz - Hätte das ferrari-rote Beetle Tretboot, das der Sulzer Verkehrsverein gespendet hat, rechtzeitig vor dem Hochwasser gerettet werden können? Leserbriefschreiber und Vereinsmitglied Otto Gönner fordert mehr Aufmerksamkeit von der Stadt.

Die Flut kam in der Nacht von Montag, 28. Juli, auf Dienstag, 29. Juli, in Sulz an. Kein Problem beim Wasserwerk der Stromversorgung Sulz am oberen Wehr: Dieses senkt sich, sobald ein entsprechender Pegelstand überschritten wird. "Darauf haben wir keinen Einfluss", sagt Udo Huber von der Stromversorgung GmbH. Ähnlich sei es am unteren Wehr. Die Wasserkraftwerksbetreiber müssen also nicht selbst regulierend eingreifen, das funktioniert am Wehr automatisch.

Die Hochwasserereignisse werden notiert. Udo Huber schaut in seinen Unterlagen nach: Am 8. Dezember 2010 wurde ein Abfluss von 120 Kubikmetern pro Sekunde am oberen Wasserwerk vermerkt, zwei Jahre später, am 17. Dezember, waren es 136 Kubikmeter pro Sekunde. Der Abfluss beim Hochwasser Ende Juli war heftiger: Er lag bei 150 Kubikmeter pro Sekunde.

Dabei hat es viel Treibgut mitgeschwemmt. Bauhofmitarbeiter mussten die Brückenpfeiler davon säubern. Möglicherweise hat ein Baumstamm, der, mal in Fahrt, eine erhebliche Wucht entwickeln kann, beim Kiosk das Tretboot aus der Verankerung gerissen. Sie lag kaputt am Boden.

Otto Gönner fragte sich in seinem gestrigen Leserbrief, warum es nicht auch einen Bereitschaftsdienst für Hochwasser gibt.

Die Feuerwehr wird jedenfalls informiert, wenn in Rottweil der Hochwassermeldepegel einen kritischen Punkt erreicht hat. An jenem Montag, als es so heftig regnete, war die Sulzer Feuerwehr in Willendingen und Wilfingen im Hochwassereinsatz. Die letzten Feuerwehrmänner kamen am nächsten Morgen um 5.30 Uhr wieder zurück.

In Sulz konnte Stadtbrandmeister Eugen Heizmann um Mitternacht noch kein Hochwasser beobachten. Vorsorglich hatte er aber eine Wagenladung Sand bestellt, um Säcke damit zu füllen. Sie wurden nicht mehr benötigt.

Heizmann geht davon aus, dass in den frühen Morgenstunden die Flut Sulz erreichte. Von Rottweil aus benötige sie zwischen vier bis sechs Stunden. Dass der Neckar in relativ kurzer Zeit so viel Hochwasser führte, war für Heizmann jedenfalls überraschend: "Eine solche Auswirkung von Starkregen haben wir noch nicht gehabt. Dafür gibt es noch keine Erfahrungswerte."

Gleichwohl hält er die Vorwarnzeiten für ausreichend. Nur müsse man sich Gedanken machen, welche zusätzlichen Vorkehrungen getroffen werden müssten. Heizmann befürchtet, dass solche Ereignisse wie Ende Juli künftig häufiger auftreten. Im vergangenen Jahr wurde der in Sulz stationierte Abrollbehälter Hochwasser in der Umgebung immerhin vier- bis fünfmall benötigt, in diesem Jahr bislang aber nur einmal.

Die hohe Wasserführung des Neckars ging nach dem Unwetter schnell wieder zurück. "Wir sind unter Mittelwasser. Es war nur eine schnelle Welle", teilt Udo Huber mit. Es scheint für die Stromproduktion im Wasserkraftwerk des städtischen Eigenbetriebs kein gutes Jahr zu werden. Huber: "Die Erzeugung hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert." Im Vergleich zum Vorjahr, in dem allerdings überdurchschnittlich viel Strom erzeugt wurde, hänge man stark zurück.

Urblaubsbedingt konnte die Stadtverwaltung keine Auskunft geben, ob eine rechtzeitige Rettung des Tretboots möglich gewesen wäre.