Historikerin Verena Krebs referiert über Afrika und Europa. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Verena Krebs berichtet über interreligiöse Begegnungsmöglichkeiten vor 600 Jahren

Sulz. In der Vortragsveranstaltungsreihe zum Schuljubiläum am Albeck-Gymnasium referierte die Historikerin Verena Krebs über interkulturelle und auch interreligiöse Begegnungen zwischen Afrika und Europa im späten Mittelalter.

Der Abend beschäftige sich einmal mehr mit den Eckpunkten des Jubiläums "600 Jahre Gymnasium", nämlich mit dem Konstanzer Konzil und der Reformation, kündigte Leiterin Katharina Lucke an. "Von der Papstwahl zu Luther – diese Kontraste stehen sich heute gegenüber", erklärte sie. Die Referentin, eine Spezialistin für afrikanische Geschichte im Mittelalter, sei während ihres Umzugs von Israel nach Bochum extra nach Sulz gekommen, freute sich die Rektorin. Verena Krebs, die seit kurzem den Lehrstuhl "Mittelalterliche Kulturräume und ihre Verflechtungen" an der Uni Bochum innehat, spannte den Bogen von der ostafrikanischen Kaiserin Na ’Od und den äthiopischen Königen im 15. Jahrhundert bis hin zu den Pilgerfahrten des Ritters Arnold von Harff, der seine Erlebnisse in Kairo in einem der wenigen deutschsprachigen Berichte seiner Zeit festhielt. Spannend waren ihre Ausführungen über die alten Schriften der äthiopischen Kirchen. Im Vordergrund stand aber die Reisetätigkeit der Mönche, Diplomaten und Priester im späten Mittelalter.

Gut 200 interessierte Besucher aller Generationen folgten gebannt den unterhaltsamen Erzählungen der Mediävistin. "Die Grenzen zwischen Religionen und Kontinenten waren zum Teil verwischt", sagte sie. Drei Äthiopier nahmen an einem historisch bedeutsamen Ereignis teil: Vor 600 Jahren wurde am Bodensee ein neuer Papst gewählt und damit eines der wichtigsten Kapitel spätmittelalterlicher Kirchengeschichte geschrieben. Anhand von alten Schriften zitierte Krebs aus der "Sächsischen Weltchronik zum Konstanzer Konzil" und der "Chronik des Konzils zu Konstanz". Insbesondere Ulrich von Richenthal habe Akten enthüllt, die besagen, dass die drei äthiopischen Konzilsteilnehmer eigens dafür ausgesandt wurden. Der Papst selbst habe den äthiopischen Christen im Jahr 1418 den Geleitbrief ausgestellt, erfuhren die Besucher.

Im mittelalterlichen Äthiopien seien die Klöster wichtige Institutionen gewesen. Facharbeiter waren gefragt, um die Klöster zu bauen. Die Baumeister kamen oft aus Europa. Die "Einkaufstouren der Gesandten", die regen Handel mit Europa betrieben, ließen bisweilen schmunzeln. Nicht nur Reliquien, Stoffe und Kunstschätze bekamen für die Pilger Bedeutung, auch das Silberbesteck fand den Weg nach Äthiopien. "Die Äthiopier des 15. Jahrhunderts hielten sich an Pilgerstrecken und Handelsrouten, sie schienen sehr reiselustig zu sein", zeigte die Expertin anhand historischer Reisekarten auf.

Wie Händler und Flüchtlinge gleichermaßen unter dem Schutz des äthiopischen Kaisers lebten und wie ein Franke versuchte, mit einem Äthiopier eine Diskussion über Religion zu beginnen, waren weitere Inhalte des Vortrags. Die bildhaft gestaltete Reise führte schließlich in die westliche Sahara bis nach Timbuktu, um die Wallfahrt eines vermögenden Händlers zu skizzieren. "Es ist eine Welt, die in unserer Wahrnehmung des Mittelalters kaum auftaucht", fasste Krebs zusammen. Katharina Lucke bedankte sich bei der Referentin für den lebendigen Vortrag mit einem Geschenk.