Für Don Giovanni (Adam Kim) naht das Ende. Sein Diener – und Publikumsliebling – Leporello (Tibor Brouwer) hält ihm den Spiegel vor. Foto: Schnekenburger

Opernfestspiele: Premiere zieht erstmals in Backsteinbau. Hervorragendes Ensemble begeistert.

Sulz-Glatt - Es wird ein nervenaufreibendes Spiel am Freitagnachmittag, das mit der späten Entscheidung noch nicht zu Ende ist: Die "Don Giovanni"-Premiere wird verlegt. Das Wetter lässt keine andere Entscheidung zu.

Bislang blieben die Opernfestspiele davon verschont. Regenschauer gab’s zwar schon, auch unangenehme Windböen, Gewitter und bei der "Tosca"-Premiere vor zwei Jahren einen dramaturgisch nicht mehr zu toppenden Donnerschlag. Eine Verlegung unters Dach, früher wäre man in die Empfinger Tälesee-Halle ausgewichen, mit Fertigstellung der Stadthalle im Backsteinbau in Sulz gibt es jetzt eine bessere Möglichkeit, war bislang nicht notwendig.

Am Freitagabend ist also doppelte Premiere. Alles wird von Glatt nach Sulz gekarrt. Orchester, Schnittchen, Techniker Solisten bereits in Maske und Kostüm, die Teams vom Kultur- und Museumszentrum, Stadtverwaltung, und Bürger- und Kulturverein Wasserschloss , der Dirigent – und bis zu 900 Besuchern sind unterwegs, während sich in Glatt die Bühne in einen riesigen Spiegel verwandelt, der leere Tribüne und Schlossfassade stimmungsvoll interpretiert.

In der Stadthalle ist es erst einmal ziemlich tropisch. Zur Wärme gesellt sich der Dunst der regenfeuchten Kleidung all jener, die noch das Getröpfel in Glatt oder den Schauer vorm Backsteinbau mitbekommen haben. Die Protagonisten indes müssen sich erst einmal klar werden, wie es in dieser Halle zugeht. Denn Proben für diese Aufführung gibt es nicht. Und anders als in einem Opernhaus steht auch nur ein kleiner Teil der Bühne für das Spiel zur Verfügung – den Rest beansprucht das Orchester.

Es spricht für das Team, was am Ende herauskommt: Inspiriert, mit großer Präsenz wächst dieser "Don Giovanni", auf den sie in Glatt in den vergangenen Wochen für eine Freiluftaufführung hingearbeitet haben, auch in der Halle.

Tags darauf in Glatt. Neues Spiel, neues Glück. Die Prognose sieht besser aus, zwar ist mit leichteren Regenfällen zu rechnen, ein oder zwei Unterbrechungen sind für diesen Fall eingeplant, und das Publikum wird für diese Fälle bereits instruiert, es bleibt aber beim "normalen" Open-Air-Erlebnis. Gut eine halbe Stunde nach Beginn des zweiten Aktes rauscht es auf der Tribüne. Nein, kein Regenschauer, sondern eine Mögliche Ankündigung davon – und die Reaktion des Publikums, von dem etwa die Hälfte die Regenponchos auspackt und versucht, sich darin regensicher zu positionieren. Man hilft sich reihenübergreifend, zupft hier, berät dort. Richtig nass wird’s aber nicht – und aus der Bühne nur insofern eine Spiegel, als sich dort eine Geschichte entwickelt, die viel über den Menschen erzählt – große Oper, knackig gemacht eben.  Die letzte Aufführung des "Don Giovanni" der Opernfestspiele Schloss Glatt gibt es am Freitag, 28. Juli.