Harald Kopp referiert über Wirtschaft und Globalisierung
Sulz (tz). China hat Deutschland als Exportweltmeister abgelöst. Die Chinesen werden auch die USA als den größten Güterproduzenten überholen. Für die deutsche Wirtschaft sieht der Wirtschaftswissenschaftler Harald Kopp dennoch gute Chancen, sich zu behaupten. Am Mittwochabend sprach er bei der KAZ-Auftaktveranstaltung im Foyer der Stadthalle zum Thema "Die Globalisierung geht weiter – und auch an Sulz nicht vorbei".
Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist bewältigt. Seit 2010 geht es mit dem Export wieder stark nach oben. "Die Schwellenländer haben uns aus der Krise gezogen", sagte Kopp und verwies dabei auf den asiatischen Wirtschaftsraum. Bei einer Arbeitslosenquote von nur noch 3,2 Prozent profitierte auch der Landkreis Rottweil vom Aufschwung. Kopp, Professor an der Hochschule Furtwangen, verglich in seinem Vortrag China mit Deutschland. Die Chinesen weisen ein Pro-Kopf-Einkommen von 400 US-Dollar für einen Facharbeiter auf, die Deutschen verdienen monatlich das Zehnfache. China sei nach wie vor ein Billiglohnland. Das wird aber seiner Einschätzung nach dort nicht so bleiben: Die Lohnkosten werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren steigen. Insofern sei dieser Faktor nicht so dramatisch, zumal Deutschlands Wirtschaft eine höhere Produktivität aufweise.
China hat Stärken, aber auch Schwächen. So sprächen nur zehn Prozent der chinesischen Hochschulabsolventen Englisch. Geschäft sei für die Chinesen wie Krieg: Man gehe ruppiger und hinterhältiger mit den Geschäftspartnern um und halte sich auch nicht an Verträge. Hinzu kämen in einem Einparteiensystem Korruption, aber auch die Gefahr von Aufständen bei den großen sozialen Unterschieden.
Ein Erfolgsfaktor ist Kopp zufolge, dass die Waren den Bedürfnissen in den jeweiligen Ländern angepasst werden. Die Produkte folgten inzwischen auch den Absatzmärkten. Neben der Produkttechnologie und Innovationsfähigkeit sind für Betriebe aber auch Talente wichtig. Kopp legte den Unternehmern nahe, bei der Gewinnung von Fachkräften Marketing zu betreiben.
Die Gelegenheit dazu bietet sich bei der morgigen KAZ-Ausbildungsmesse in der Sulzer Stadthalle. Kopp wünschte den Ausstellern bei der Rekrutierung von Talenten viel Erfolg.