Bürgermeister Gerd Hieber (Zweiter von links) kommt vor dem Wirtschaftsgebäude des Wasserschlosses Glatt ob der Hochwasserschutzmaßnahmen ins Schwärmen. Minister Franz Untersteller spricht spontan von einer "Win-Win"-Situation. Foto: Schnekenburger

Franz Untersteller informiert sich über Hochwassermaßnahmen: "Win-Win"-Situation.

Sulz/Dornhan - So idyllisch das Glatttal auch ist, das verheerende Hochwasser von 1990 hat schreckliche Bilder in die Erinnerung gegraben. Umweltminister Franz Untersteller war jetzt zu Gast in Glatt und informierte sich über die Hochwasserschutzmaßnahmen.

Solche Bilder soll es nach Möglichkeit nicht mehr geben, und obwohl das Paket mit rund 13,5 Millionen Euro zu Buche schlägt, wird es sich rechnen. Spätestens beim nächsten Hochwasser, wenn das System greift, verdeutlicht der Glattener Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer, Vorsitzender des von neun Kommunen getragenen Zweckverbands: Einen Schaden von 19 Millionen Mark hatte das Hochwasser seinerzeit verursacht. Heute würde er höher ausfallen – wären nicht zwei von drei Rückhalteräume mit einem Gesamtvolumen von 714.000 Kubikmetern an Lauter und Glatt und seit 2003 bereits mehr als 60 lokalen Maßnahmen umgesetzt.

Wie solche lokalen Maßnahmen aussehen können, und welchen Zusatznutzen sie bringen, davon konnte sich Untersteller im Park des Wasserschlosses Glatt ein Bild machen. Dort sorgt eine Vorlandabsenkung nicht nur dafür, dass die Glatt im seltenen Krisenfall mehr Platz hat, sondern im Normalfall als Fließgewässer erlebbar wird. Ein gutes Beispiel ist das Ritterlager vom vergangenen Wochenende, dessen letzte Spuren noch von der früher unmöglichen Freizeitnutzung des Glatt-Ufers erzählten. Schon vor Ort sprach Untersteller denn auch spontan von einer "Win-Win"-Situation.

Was genau mit dem Geld – 70 Prozent der Kosten übernimmt das Land – geschehen ist, führte Joachim Wald vor Augen. Im Schlosscafé referierte der Ingenieur über die Geschichte des Hochwasserschutzes an der Glatt und den aktuellen Umsetzungsstatus. Bilder illustrierten, was der Minister, freilich an der besonders prominenten Stelle, bereits festgestellt hatte: Die lokalen Sicherungsmaßnahmen gehen, wo die Bebauung bis ans Ufer reicht, mit einer deutlichen Aufwertung des Gewässers einher.

Oder anders herum: Dass die Glatt heute so idyllisch wirkt, hängt an vielen Flussmetern mit dem verbesserten Querschnitt zusammen. Auch die drei großen Rückhalteräume am Oberlauf ändern an dieser Einschätzung nichts. Ganz abgesehen davon, dass die Flusssteuerung auch unter ökologischen Gesichtspunkten optimiert geschieht, werden die begrünten Dämme von der Landschaft aufgenommen. Lediglich die eigentlichen Durchlassbauwerke bleiben sichtbar.

Wenn das dritte in Betrieb geht, will Untersteller gerne wiederkommen. Die Einladung von Pfeifer hat er schon mal – und bis dahin noch viel zu tun. Zum Beispiel im Clinch mit dem Kollegen vom Finanzministerium. Der muss noch einige Millionen Euro locker für den Hochwasserschutz am Oberrhein locker machen. Und gerade im Glatttal könne man sehen, dass sich das lohnt.