Die Abrissbagger sind an der Arbeit. Foto: Steinmetz

Bagger reißt ehemaliges Bürogebäude in Bahnhofstraße ab. Zuletzt standen Räume leer.

Zuletzt stand das ehemalige Steeb-Verwaltungsgebäude in der Bahnhofstraße leer. Derzeit wird es abgerissen. "Wirklich schade, dass es jetzt so endet", findet Ursula Bühl.

Sulz. Sie und ihr Mann Dieter sehen von der Stuttgarter Straße aus jeden Tag, wie der Bagger immer mehr von dem einst wohl modernsten Bürogebäude der Umgebung dem Erdboden gleich macht. Die noch stehenden Reste bieten für sie einen traurigen Anblick. In einigen Tagen dürfte alles platt sein.

Ursula Bühl hat bei den Steeb-Werken von 1960 bis 1963 eine Lehre als Industriekauffrau absolviert, damals allerdings noch im alten Bürogebäude. Das sei da gestanden, wo sich heute Takko befinde. Der Neubau wurde nach ihren Erinnerungen 1964/65 errichtet. "Ein ganz tolles Verwaltungsgebäude", sagt sie, "das schönste weit und breit".

Es war ausgestattet mit einem riesigen Treppenhaus, dekoriert mit Palmen. Der Außenbereich war parkähnlich angelegt, wie auf einem Archivfoto Ende der 1960er-Jahre zu sehen ist.

Auffallend an der nüchternen Architektur des rechteckigen Baukörpers: der auf Stelzen gesetzte Vorbau, in dem Christian Steeb sein Büro hatte. "Das war das Allerheiligste", erzählt Ursula Bühl, "da bin ich nie reingekommen." Am Montag ist dieser Gebäudeteil abgerissen worden. Unter dem Chefbüro war der Eingangsbereich mit der Empfangshalle. Christian Steeb wollte offensichtlich, dass sich auch seine Mitarbeiter wohl fühlten. Die Büroräume waren aufgrund der Glasfront licht und hell. Da ließ es sich gut arbeiten. Ein Aufzug wurde ebenfalls eingebaut: Schon damals wurde an Barrierefreiheit gedacht.

Christian Steeb habe gern gebaut, weiß Ursula Bühl. Der Unternehmer hatte ausschließlich für betriebliche Zwecke ein Bauunternehmen. Das neue Verwaltungsgebäude sei dann auch ohne Fremdfirmen komplett mit eigenen Handwerkern erstellt worden.

So modern wie die Architektur war auch die technische Ausstattung. Die Steeb-Werke hatten im Neubau ihre eigene EDV-Abteilung. Die empfindlichen Geräte waren in einem klimatisierten Raum aufgestellt. Rund 40 bis 50 Angestellte waren im Verwaltungskomplex beschäftigt.

Zu den Steeb-Werken gehörten die Verzinkerei, der Industriekühlerbau, Gitterroste und Dachfenster-Produktion. In ihrer Blütezeit hatte die Firma knapp 1000 Mitarbeiter. Dass dieses Unternehmen einmal in Konkurs geraten könnte, konnte sich, so Ursula Bühl, eigentlich niemand vorstellen. Bis dann mal der Zahltag nicht mehr pünktlich stattfand.

Der Konkurs Mitte der 1980er-Jahre versetzte die Stadt in eine Art Schockzustand. Zahlreiche Arbeitsplätze und auch Gewerbesteuereinnahmen gingen verloren. Das Werk wurde in Einzelfirmen zerschlagen. Zwar fanden danach viele Steeb-Beschäftigte, so auch Dieter Bühl, wieder einen Arbeitsplatz, aber zu veränderten Bedingungen und anderen Verträgen. Nach dem Motto: "Wenn es euch nicht passt, könnt ihr gehen."

Die Firma Kaltenbach aus Dornstetten hat vor gut einer Woche mit den Abbrucharbeiten begonnen. Zuvor wurde das Gebäude entkernt. Es waren auch noch zahlreiche Büromöbel zu entsorgen. Die Arbeiten seien gut verlaufen, teilt vor Ort Fabian Knorr von der Firma Kaltenbach mit. Das Abbruchunternehmen hat zwei Bagger im Einsatz. In der kommenden Woche sollen die Fundamente entfernt werden.

Eigentümer der ehemaligen Steeb-Immobilie ist Joachim Jennert. Die Stadt sei mit ihm im Gespräch, teilt Wirtschaftsförderer Hartmut Walter mit. Was auf dem Grundstück künftig geplant ist, weiß er noch nicht. (Wir fragten auch bei Joachim Jennert an, konnten ihn aber am Dienstag nicht erreichen).