Das Bauernfeind-Bild wird bei Sotheby’s versteigert. Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Sotheby’s versteigert weiteres Bauernfeind-Bild / Schätzwert bei drei bis vier Millionen Euro

Nach dem "Einzug der Derwische in Jaffa" bietet das Auktionshaus Sotheby’s in London ein weiteres Bild des in Sulz gebürtigen Orientmalers Gustav Bauernfeind an. Es handelt sich dabei um das Ölgemälde "Jerusalem vom Ölberg aus bei Sonnenaufgang".

Sulz. 2019 hat Bauernfeinds "Markt in Jaffa" bei einem Gebot von 4,3 Millionen Euro bei Sotheby’s einen neuen Besitzer gefunden. Im März sollten die "Derwische" versteigert werden, allerdings wurde die Auktion wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Am 11. Juni ist sie nachgeholt worden: Das Bild ist für 1,86 Millionen Euro ersteigert worden. Das entsprach auch dem Schätzwert.

Die Prozession der Derwische hat für das Sulzer Bauernfeind-Museum eine besondere Bedeutung. Ein Stuttgarter Kunstsammler kam mit diesem Ölgemälde 1978 zum damaligen Bürgermeister Peter Vosseler aufs Rathaus. Der Maler war noch kaum bekannt. Das änderte sich, als Hugo Schmid sich nach dem Besuch des Kunstsammlers und einem Bericht in der Lokalzeitung intensiv mit Gustav Bauernfeind auseinandersetzte. Bei Literaturangaben zu Bauernfeind verweist das Londoner Auktionshaus unter anderem auf Hugo Schmid, der mehrere Bücher über den Künstler herausgebracht hatte.

Als Los Nr. 68 wird am 28. Juli bei Sotheby’s von Gustav Bauernfeind das Ölgemälde "Jerusalem vom Ölberg aus bei Sonnenaufgang" aufgerufen. Die Versteigerung in London steht unter dem Titel "Eine Reise durch 500 Jahre Kunst": Ölgemälde, Zeichnungen und Skulpturen berühmter Künstler kommen unter den Hammer, darunter Werke von Rembrandt, Pablo Picasso, Marc Chagall, Wassily Kandinsky, Joan Miro, Alberto Giacometti, Gerhard Richter, Henry Matisse, Bernardo Bellotto oder Francis Bacon.

Das Bauernfeind-Bild wird mit einem Schätzpreis von drei bis vier Millionen Pfund, umgerechnet 3,3 bis 4,4 Millionen Euro, angegeben. Zuletzt war dieses Gemälde 1988 ohne Rahmen für 150 000 Euro in der Auktion. Bauernfeind ist in den vergangenen drei Jahrzehnten in der Kunstszene im Wert deutlich gestiegen.

Ohne Rahmen hat das Gemälde die Abmessungen von 130 auf 194 Zentimeter. Es ist ein Spätwerk von Bauernfeind: Er hat es vermutlich zwischen 1900 bis 1903 gemalt, als er schon in Jerusalem lebte. Dort starb er am 24. Dezember 1904.

Richard Weinzierl, Leiter des Sulzer Bauernfeind-Museums, kennt das Gemälde aus seinem umfangreichen Werksverzeichnis. Er geht davon aus, dass es ursprünglich im Nachlass von Gustav Bauernfeinds Sohn Otto war. Ein ähnliches Bild mit dem Titel "Jerusalem vom Ölberg aus gesehen, vor Sonnenaufgang" gebe es von Bauernfeind aus Jahr 1902. Es hing beim Sohn des Mitbegründers der Tempelgesellschaft, Ernst Hardegg, im "Jerusalem Hotel" in Jaffa.

Gustav Bauernfeind hat ein Bild mit symbolhafter Bedeutung gemalt. Im Vordergrund kommt auf einer Straße eine Gruppe Menschen hoch auf den Ölberg mit seinen alten, knorrigen Olivenbäumen. Links, etwas abgesetzt, ist an seinem Gewand ein Jude zu erkennen, rechts geht eine arabische Frau. Sie trägt einen Korb mit Waren auf dem Kopf. In der Mitte befinden sich christlich-orthodoxe Pilger. Der Maler vereinigt damit drei Religionen, für die Jerusalem eine heilige Stadt ist. Bemerkenswert: Die Leute scheinen friedlich vereint den gemeinsamen Weg zum Ölberg zu begehen.

Eigentlich ist es ein Landschaftsbild. Mit den Menschen, die zwar in den Vordergrund gestellt sind, aber nur Staffage sind, gewinnt das Bild an Aussagekraft, die, wenn man an das friedliche Miteinander von Religionen denkt, aktueller nicht sein könnte. Die Ölstudie zu diesem Bild hat übrigens der Sulzer Unternehmer und Bauernfeind-Freund Volker Bertram kürzlich bei Sotheby’s erworben.

Ums Bauernfeind-Museum ist es zuletzt ruhig geworden. Im Hintergrund geht aber etwas: Die Kommission, die sich mit der Zukunft des Museums befasst, habe sich im Bürgersaal des Rathauses getroffen. Nach der Sommerpause sei für September ein nächster Termin vereinbart. Nach Auskunft von Museumsleiter Weinzierl soll ein Konzept erarbeitet werden, um reagieren zu können, falls sich Fördertöpfe des Landes oder Bundes auftun.