Neujahrskonzert: Dirigent Sven Gnass zündet erneut ein musikalisches Feuerwerk im Backsteinbau
Stehende Ovationen und viel Jubel für ein federnd-frisches, prickelndes musikalisches Feuerwerk: Unter dem emotionalen Dirigat von Sven Gnass erreichten Orchester und Solisten die Menschen beim neunten Neujahrskonzert hautnah.
Sulz. Für das regionale wie überregionale Publikum war es wieder ein besonderes Erlebnis, das neue Jahr mit dem herausragenden Residenzorchester Baden-Württemberg zu starten. Mit Bekanntem, Bewährtem, selten Gespieltem sowie eingereichten Publikumswünschen schlugen die humorvollen Virtuosen elegant einen weltweiten Bogen von Johann Strauss bis Marlene Dietrich.
Ausgelassen und mit augenzwinkerndem Charme begrüßte Gnass die Zuhörer in der ausverkauften Halle. "Also sprach Zarathustra" war ein fulminanter Auftakt mit Höchstmaß an Perfektion. Die formvollendete Tondichtung von Richard Strauss mit Grummeln in der Tiefe, aufsteigenden Trompetenfanfaren, dem anschließenden bombastischen Einsatz des gesamten Orchesters, der die Sonne aufgehen ließ, evozierte Gänsehautschauer.
Femke Soetenga gefiel als Marlene Dietrich, verführerisch und blond gelockt mit Medleys wie "Ich bin die fesche Lola" oder "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt". Ebenso Chris Murray als Billy mit "If I loved you" aus dem Musical "Carousel".
Für ein beseeltes Wechselbad der Gefühle sorgte die erste Konzertmeisterin Maria Gawrilenko mit ihrem zauberhaften Spiel des berühmten "Czardás" von Vittorio Monti. Souverän und locker interpretierte die zarte Geigerin im traumhaft schönen silbernen Plisseekleid den Tanz; wehmütig, fast klagend die ersten Striche des Bogens, leidenschaftliche Hochgeschwindigkeitsmusik zum Schluss.
Magische Momente für die gut 900 Besucher
Wer kennt sie nicht die Sehnsüchte und Träume in den Liedtexten von Bruno Balz? Viele davon schrieb er im Gefängnis. Chris Murray und Femke Soetenga sangen die Arrangements "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen" und "Davon geht die Welt nicht unter". Den Soundtrack zu John Barrys Film "Der mit dem Wolf tanzt" spielte das Orchester mit einem gelungenen Wechsel von zarten Melodien mit Harfe, Glockenspiel und Flöten und lebhaften, stimmungsvollen Passagen der Streicher und Bläser. Magische Momente schuf Femke Soetenga mit "Don‘t rain on my parade" aus dem Musical "Funny Girl".
Die Ouvertüre zur Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss ist ein Spitzenwerk mit Stimmungsmalerei. Das reizvolle Wechselspiel der Motive und der hinreißende Schwung präsentierte das Orchester in Hochform und bewies einmal mehr seine Kompetenz in Sachen Klassik.
Bestens aufgelegt strömten die rund 900 festlich gekleideten Konzertbesucher anschließend in das Foyer. Dort ließ der Bürger- und Kulturverein Glatt die Korken knallen. Freudig-strahlend, mit prickelnden Sektgläsern wünschte man sich überall ein gutes neues Jahr.
Den zweiten Teil des Abends eröffnete das Orchester mit dem elektrisierenden Feuerwerk spanischer Rhythmen aus der Ouvertüre zu "Carmen" von Georges Bizet. In der anschließenden Arie "Habañera – Die Liebe ist ein wilder Vogel" besang Mezzosopranistin Marie-Kristin Schäfer, die feurige Verführerin im roten Kleid die Unbeständigkeit des stärksten Gefühls. Der Vorgeschmack auf die Opernfestspiele 2019 in Glatt wurde mit riesigem Applaus aufgenommen.
Rasanter "Säbeltanz" zum Schluss
Nach Femke Soetengas "I wanna be loved by you" – Marilyn Monroe bestens imitierend – erklang Chris Murray‘s strahlender Tenor bei "Be my Love" aus dem Film "The Toast of New Orleans", eine mitreißende Hommage an Mario Lanza. Draufgängerisch-heroisch die anschließende Musik von Elmer Bernstein zu den "Glorreichen Sieben". Der freche Auftritt von Femke mit dem jazzigen Song "I can cook too" aus Leonard Bernsteins Seemannskomödie "On the Town" verfehlte seine Wirkung nicht. Das Publikum befand sich in Hochstimmung. Mit dem rasanten kaukasischen "Säbeltanz" aus dem Ballett "Gayaneh" von Aram Chatschaturjan endete das Konzert. Das begeisterte Publikum erklatschte sich vier Zugaben. "Indeed very British", hörte sich Edward Elgars Marsch "Pomp and Circumstance" mit "Land of Hope and Glory" an. Bei diesem Festmarsch und seiner greifbaren Melodie, bei dem die Solisten mitsangen, ging die Begeisterung in Standing Ovations über.
Das Konzert wurde mit guten Wünschen und traditionsgemäß mit dem herrlich unbeschwerten Strauss-Klassiker "Radetzky-Marsch" beendet.