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Hohe Schäden in der Landwirtschaft drohen / Jäger im Hegering Sulz sind vorbereitet

Die Corona-Krise hat eine andere, ebenfalls durch Viren verursachte Krankheit in den Hintergrund gedrängt: die Afrikanische Schweinepest (ASP). Für Menschen ist sie zwar ungefährlich. Sie könne aber hohe wirtschaftliche Schäden verursachen, warnt der Sulzer Hegeringleiter Ludwig Schrägle.

Sulz. Noch ist die Schweinepest nicht in Deutschland angekommen, steht aber gewissermaßen vor der Haustür. In den baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen ist sie flächendeckend verbreitet. Ende 2019 ist ein ASP-Ausbruch in Polen, nur 40 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, festgestellt worden.

Die Jäger rechnen damit, dass die Schweinepest jederzeit überschwappt. Sie sind vorbereitet: "Seit Jahren machen wir Stichproben", sagt Schrägle. An der Nase des Schwarzwilds werden dabei Tupferproben entnommen. Das ist inzwischen Pflicht bei jedem Wildschwein, das verendet aufgefunden oder bei einem Unfall getötet wurde. Die Probe wird mit Angaben des Abschusses- oder Fundorts, des Datums und der festgestellten Auffälligkeiten zur Untersuchung an ein Labor weitergeleitet. Wenn das nicht getan werde, mache sich der Jäger strafbar, so Schrägle.

Nahegelegt wird, auch auf Auffälligkeiten bei erlegten Wildschweinen zu achten, beispielsweise wenn Organe Veränderungen aufweisen, die auf ASP hindeuten. Liegen verdächtige Hinweise auf kranke Tiere vor, ist der zur Jagdausübung Befugte verpflichtet, das zuständige Veterinäramt zu informieren.

ASP ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, zumal sie auch auf Hausschweine übertragen werden kann. Infektionen erfolgen vor allem durch direkten Kontakt der Wildsauen, aber auch durch tierische Produkte wie Schweinesalami oder Parmaschinken, Speiseabfälle und Blut.

Das ASP-Virus ist nicht zuletzt wegen seiner Widerstandsfähigkeit in der Umwelt so gefährlich. Es überlebt im Schwarzwild- und Schweinekot bis zu zehn, im Blut bis zu 70 und an Holz bis zu 190 Tage, sechs Jahre und länger in tiefgefrorenem Schweinefleisch.

Erhöhte Infektionsgefahr

Damit die Kadaver nicht mehr in den Wald geworfen werden, sind Verwahrstellen eingerichtet worden. "Wir wappnen uns schon lange", erklärt Schrägle. Der Zaun an der Autobahn entlang im Bereich Sulz sei eine gute Prävention. Der Hegeringleiter hat viel Zeit investiert, dass der Bau genehmigt wurde – ursprünglich in der Absicht, Wild vom Überqueren der Autobahn abzuhalten und so Unfälle zu vermeiden. Richtung Bodensee werden links und rechts der A 81 weitere Zäune errichtet: "Die ASP spielt dabei auch eine Rolle", sagt Schrägle.

Gerade an den Autobahnrastplätzen besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, etwa wenn Fernfahrer aus osteuropäischen Ländern mitgebrachte Lebensmittel wegwerfen und diese von Wildsauen gefressen werden. Bricht die Schweinepest aus, kann das nationale und internationale Handelsbeschränkungen von Schweinefleisch zur Folge haben. Das wäre fatal für die Schweinemastbetriebe. Tiertransporte oder auch die Ernte von Feldfrüchten könnten eingeschränkt werden. Das bedeutet: Die Jäger müssen im Ernstfall richtig handeln und sich dabei seuchenhygienisch verhalten. Eine der Maßnahmen ist, dass bei einem festgestellten Schweinepestfall ein Zaun im Umkreis von drei Kilometern "über Berg und Tal" aufgestellt wird. Die Behörden nehmen die Situation sehr ernst. Schrägle weiß, dass drei Landkreise, darunter Rottweil, bereits Zaunmaterial für 70 Kilometer gekauft und gelagert haben.

Zum Tierseuchengesetz, das bei ASP greifen würde, hatten die Kreisjägervereinigung, der Kreisbauernverband und das Landratsamt Rottweil für 24. März einen Vortrag mit Alwin Schnabel von der Wildforschungsstelle Aulendorf in der "Linde" in Bergfelden vorgesehen. Schrägle rechnete mit rund 200 Interessierten. Wegen des Coronavirus musste die Informationsveranstaltung abgesagt werden.

Schrägle vermutet, dass auch der für Mai geplante Kreisjägertag nicht stattfinden kann. Gesellschaftsjagden werde es ebenfalls vorerst nicht geben. Auf die Jagd gehen dürfen die Jäger nach wie vor: "Wir müssen Wildschäden bekämpfen", sagt Schrägle. Zudem sei bei der Einzeljagd die Ansteckungsgefahr nahezu ausgeschlossen.