Jürgen und Sabine Ludi haben trotz des Brands in ihrem Haus im Gänshaldenweg ihren Lebensmut nicht verloren. Mit vom Ruß geschwärzten Händen stehen sie in der Notunterkunft. Sie waren gerade in ihrem Haus. Foto: Ludi Foto: Schwarzwälder Bote

Spendenaktion: Sabine und Jürgen Ludi müssen nach dem Brand ihres Hauses wieder von vorn anfangen

Sabine und Jürgen Ludi haben alles verloren. Ihr Haus im Gänshaldenweg ist nach einem Brand unbewohnbar, ihre Möbel sind verrußt, Erinnerungsstücke verkohlt. Doch Dank vieler engagierter Helfer sieht das Paar bei aller Tragik einen Silberstreif am Horizont.

Sulz. Am Sonntag ist die große Tragödie im Leben von Sabine und Jürgen Ludi vier Wochen her. Ein Kellerbrand (wir berichteten) beraubte sie von einer Sekunde auf die andere ihrer gesamten Existenz. Mit nichts als den Kleidern am Leib mussten sie am Mittag des 22. April ihr Zuhause verlassen. "Wir sind froh, dass wir leben", sagt Sabine Ludi.

Die 50-Jährige ist von Geburt an blind, ihr Mann nach einer Operation rechtsseitig gelähmt. Schon vor dem Feuer war ihr Leben alles andere als einfach. Beide sind auf Hilfsmittel angewiesen, damit sie überhaupt die eigenen vier Wände verlassen können. Doch Punktschriftmaschine und Braillezeile, mit der Sabine zum Beispiel das Schwabo E-Paper las, sind nicht mehr zu gebrauchen; Jürgens Pflegebett oder der erhöhte Toilettensitz – "alles kaputt", sagt der 62-Jährige. Hinzu kommt, dass nicht alle Hilfsmittel über die Versicherung abgedeckt werden können.

Damit das Paar eine Bleibe hat, darum hat sich die Stadt Sulz gekümmert. In einer kleinen Wohnung im Wohngebiet Kastell sind die beiden untergekommen, nachdem sie aus dem Krankenhaus in Oberndorf entlassen worden waren. "Wir hatten beide eine Rauchvergiftung", erzählt Sabine. Sie erinnert sich mit bebender Stimme, wie sie an jenem Unglückssonntag von einem lauten Knacken aus dem Mittagschlaf gerissen worden war. "Zum Glück", sagt sie. Die Nachbarn, die bemerkt hatten wie Rauch aus den Kellerfenstern quoll, hatten bereits die Feuerwehr alarmiert.

Auch, wenn die beiden auf den ersten Blick recht gefasst, ja beinahe fröhlich wirken – der Schock sitzt tief. Jürgen öffnet eine Flasche Wasser, das Plastik knackt, seine Frau zuckt zusammen. "Bei solchen Geräuschen kommt bei mir wieder alles hoch", erzählt sie. Dass sie unbeschwert wieder in ihre alte Heimat ziehen kann, sobald das Haus renoviert ist – daran glaubt sie nicht. "Ich muss das erst alles noch verarbeiten. Ich schlafe schlecht, Jürgen auch", sagt Sabine. Nach zahlreichen Telefonaten mit Versicherung und Krankenkasse, dem ganzen organisatorischen Aufwand und den vielen Besuchern unter der Woche, fallen die beiden am Wochenende in ein Loch. "Wir kennen uns hier nicht aus und können aufgrund fehlender Hilfsmittel nicht allein die Wohnung verlassen", betont Sabine. Ihr Mann muss die Treppen in dem Mehrfamilienhaus, in dem sie untergebracht sind, rückwärts hinuntersteigen, weil er sich nur mit der linken Hand am Geländer festhalten kann. Die hübsche Wohnung kann auch deshalb nur eine Übergangslösung sein.

Dem ganzen Ärger kann das Ehepaar aber auch etwas Gutes abgewinnen – den beiden wurde eine überwältigende Hilfsbereitschaft zuteil, mit der sie so nicht gerechnet hätten. "Jürgen hat einen erhöhten Toilettensitz gespendet bekommen. Auch einen Rollstuhl wollte man uns bringen, aber dafür ist die Wohnung zu klein." Ein neues Pflegebett habe ohnehin keinen Platz. Wobei die Krankenkasse sich bei diesem Thema, ebenso bei den Hilfsmitteln für Sabine, recht restriktiv zeige. So hätte Sabine Mitte Mai ihre Blindenführhündin Sissi bekommen. Damit Sissi ihre Arbeit verrichten kann, hätten Hund und Frauchen eine Prüfung ablegen müssen. Doch auch da hat der Brand einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Wohnung ist für Sissi zu klein, und ob die Ludis den Hund bis zum Wiedereinzug in ihr Haus reservieren können, ist unwahrscheinlich.

"Unser schwarzer Humor hält uns aufrecht", sagt Sabine. Die vielen Freunde, die das Ehepaar nun unterstützen tun ihr übriges. Eine von ihnen – Maria Zahler – hat sogar ein Spendenkonto für das Ehepaar eröffnet, denn damit die Ludis zurück in ihr Haus und damit in ihr selbstbestimmtes Leben können, braucht es im Moment vor allem eines: Geld.

Wer die Ludis unterstützen möchte, kann dies mit einer Geldspende an das eingerichtete Spendenkonto tun. Die Kontodaten sind auf der Facebook-Seite der Stadt Sulz ersichtlich. Kleinere Sachspenden können bei der Diakonie, Dekanstraße 6, abgegeben werden, größere erst nach der Sanierung des Hauses.