Unser Fasnetsreporter hat die negativen Seiten der Fasnet kennengelernt: Eine Hexe griff ihm beim Nachtumzug in Bergfelden zwischen die Beine. Foto: sb

Hexe fasst Kameramann in Schritt. Equipment beschädigt. Vor Barzelt warten Männer auf angetrunkene Frauen.

Sulz-Bergfelden - Ja, ich habe mich gefreut: Auf meinen ersten Fasnets-Einsatz als Reporter in meinem neuen Heimatort Bergfelden. Dort wurde am Wochenende der 20. Geburtstag der Narrenfreunde Bergfelden gefeiert. Ja, ich gebe zu: Ich bin Fasnetsneuling und war gespannt, was mich erwartet. Und ja, es war packend, bunt, es herrschte eine tolle Stimmung. Aber nicht nur. Ich habe auch eine ganz andere Seite kennen gelernt.

Es ist Freitagabend, 19 Uhr. Der Nachtumzug beginnt. Mein Kollege und ich stürzen uns als Kamerateam mitten ins Getümmel. Klar, dass wir in der vordersten Reihe einiges abbekommen: Wir werden mit Schweineblasen "ausgepeitscht", mit Würsten und Brezeln gefüttert, "dürfen" Umzugsschnäpse probieren – sie schmecken grauenhaft. Man schmiert uns Farbe ins Gesicht, uns werden mindestens zehn mal die Hüte geklaut. Nun gut, etwas Schabernack gehört dazu.

Wenig später stehen wir mitten in einer Gruppe Hexen, die sich mächtig ins Zeug legt, uns zu ärgern: Mein Kollege wird von drei Maskenträgern bearbeitet, ich filme. Konzentriert achte ich darauf, die Gruppe im Fokus zu behalten. Plötzlich spüre ich eine fremde Hand an einer Stelle meines Körpers, an die sie definitiv nicht hingehört. Ich kann es nicht fassen. Eine Hexe greift mir in den Schritt.

Es bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn eine der Hexen, die inzwischen wild um meinen Kollegen herumtanzen, springt gegen die Kamera, die ich fest umklammert halte. Dabei bricht ein Stück der Kamera ab, es landet klirrend auf der Straße. Mist. Ich rufe laut: "Halt, Equipment beschädigt!" Alles hält kurz inne. Doch während mein Kollege den Schaden begutachtet, entfernt sich die Hexengruppe zügig – mit meinem Hut, den ich nun endgültig nicht mehr wiedersehen werde.

Kamera beschädigt, Hut weg. Wir beißen die Zähne zusammen – der Job muss zu Ende gebracht werden. Doch es sollte nicht der einzige Tiefpunkt des Abends bleiben.

In einigen Metern Entfernung zum Eingang der Dickeberghalle steht eine Gruppe junger Männer. In Reportermanier gehe ich auf sie zu und spreche vor laufender Kamera mit einem von ihnen. Schnell werden wir umringt. Die jungen Männer johlen, riechen stark nach Alkohol. Mir fällt auf, dass mein Gesprächspartner gekleidet ist, als wolle er eher in eine Disco als zur Fasnet gehen – schwarze Lederjacke, gegelte Haare, insgesamt sehr gepflegtes Äußeres, Parfümgeruch liegt in der Luft.

Als ich ihn darauf anspreche, antwortet er, dass er und seine Freunde, die sich darin gefallen, unaufhörlich obszöne Gesten in Richtung der Kamera zu machen, gar nicht die Fasnetsparty besuchen wollen, sondern auf angetrunkene Mädchen aus der Halle warten, um mit ihnen "Spaß" zu haben. Mir wird übel - ich breche das Interview ab.

Wir packen unsere demolierte Ausrüstung zusammen und machen uns auf den Heimweg - für mich ist der Spaß definitiv vorbei. So habe ich mir die Fasnet nicht vorgestellt.

Inzwischen wird das Thema heiß auf Facebook diskutiert: