Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Er wurde für viele Gebäude, Brücken und Kirchen im weiten Umkreis verwendet

Der letzte Steinbruch in Renfrizhausen ist 1954 stillgelegt worden. Der Steinmetzbetrieb Kaufmann in Dornhan will jetzt wieder Sandstein abbauen (wir berichteten), allerdings bei weitem nicht mehr in dem Umfang, wie in der Blütezeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

Sulz-Renfrizhausen. Aus dem Landschaftsbild sind die Steinbrüche verschwunden. Der Hang unterhalb des Kirchbergs ist mit Wald bewachsen. Die Aufforstung erfolgte nach der Stilllegung der Steinbrüche. Doch bei einem Spaziergang sieht man immer noch aufgeschüttete Hügel und andere Spuren. "Da ist eine Schiene", zeigt Günter Hund auf ein Eisenstück am Waldboden.

Seinem Großvater Wilhelm Kimmich, einem der bedeutendsten Wasser- und Tiefbauer Baden-Württembergs, gehörte der größte Steinbruch im Gewann Aspen. Ein Waldweg führt zu der großen Felswand, die noch deutlich die Abbauspuren des Sandsteins zeigt. Hund besitzt ein Foto aus dem Jahr 1931. Man sieht mehrere Personen, Bauleiter Karl Rapp im Vordergrund. Rechts davon liegen Steinblöcke am Boden, dahinter steht ein Kran, davor eine Lore, die zum Abtransport der Steine genutzt wurde.

"Renfrizhausen war ein Steinhauerdorf", sagt Günter Hund. Er hat selber noch erlebt, wie in den Steinbrüchen gearbeitet wurde. Der hier abgebaute Schilfsandstein mit seinen rot-grünlichen Farben war schon in der Barockzeit bekannt und beliebt. In der ganzen Region ist der "Renfrizhauser Stein" für Häuser und andere Bauwerke verwendet worden, so für die Sulzer Waldhornbrücke, das Kloster Kirchberg, für das Portal der Annakirche in Haigerloch oder das Schloss Hohenzollern und viele Häuser in Mühlheim und Renfrizhausen.

Der in Renfrizhausen gebürtige, mittlerweile verstorbene Helmut Hauser hat sich intensiv mit der Geschichte der Steinbrüche beschäftigt und darüber Zeitungsartikel veröffentlicht.

Zahlreiche Steinbruchbesitzer im Ort habe es gegeben. Einer von ihnen war Georg August Kimmich (1826 bis 1898), der auch eine Bauunternehmung hatte und den Bahnhof in Sulz baute – mit Steinen aus seinem eigenen Steinbruch. Nächster Erbe war dessen Sohn Georg August (1858 bis 1896), der mit seiner Frau Dorothea vier Kinder hatte – Adolf, Wilhelm, Emil und Theodor. Alle vier wurden später für ihre Verdienste zu Ehrenbürgern von Renfrizhausen ernannt.

Der Vater starb früh an einer Blutvergiftung. Die Mutter, die später wieder heiratete, ermöglichte allen ihren Kindern ein Studium. Sie habe auch den Steinbruch betrieben, erzählt Nachfahre Günter Hund. Bis nach Basel habe sie Grabsteine verkauft.

In den Steinbrüchen wurde gebohrt und mit Pulver gesprengt. Kühe zogen die schwer beladenen Pferdewagen ins Dorf.

Günter Hund schätzt, dass bis zu 90 Leute in den Steinbrüchen gearbeitet haben, davon etwa 50 bei den Kimmichs. Weil es zu Fuß ein weiter und beschwerlicher Weg war, hat Dorothea Kimmich, im Dorf Dorle genannt, für die Arbeiter im Steinbruchhäusle gekocht. Wenn es Zeit zum Mittagessen war, schellte die Glocke auf dem Dach. Damals hatte das Haus weder fließendes Wasser noch Strom.

Günter Hund bezeichnet seinen Großvater Wilhelm Kimmich als einen Draufgänger. Dieser hat zwei Weltriege erlebt. Weil er als Offizier im russischen Taganrog 100 Bewohner vor dem Erschießen gerettet hat, wurde er von dieser Stadt zum Ehrenbürger ernannt.

Kimmich hat mehr als 20 Brücken, Pumpspeicheranlagen, unter anderem in Aistaig, Wasserversorgungsanlagen und Kläranlagen gebaut sowie Häuser – in Sulz beispielsweise das katholische Pfarrhaus – und Industriegebäude errichtet. Sein Ingenieurbüro war zunächst in Sulz, ab 1923 dann in Stuttgart.

Seine Brüder Adolf und Theodor wurden Lehrer und Emil Dentist. Als Ingenieur und Bauexperte übernahm Wilhelm Kimmich den elterlichen Steinbruch. Nach dem Zweiten Weltkrieg lohnte sich der Abbau nicht mehr. Kimmich stellte den Betrieb ein. Den letzten gebrochenen Stein erhielt seine Tochter Gretel Hund, die in Wolfach verheiratet war, zum Hausbau. Günter Hunds Großvater starb 1957 in Stuttgart. Zahlreiche Renfrizhauser erwiesen ihm die letzte Ehre.

Das mitten im Wald gelegene Steinbruchhäusle, von Georg August Kimmich erbaut, hat Günter Hund mit seiner Frau von Grund auf saniert. Es ist mit seinem Fachwerk und der Glocke auf dem Dach zu einem Schmuckstück geworden. Für die Fastenwanderer aus Bergfelden ist es ein beliebter Anlaufpunkt.