Die Jäger Marco Maier und Ludwig Schrägle (von links) vom Hegering Sulz/Vöhringen fordern ein praxisnahes Landesjagdgesetz. Foto: Steinmetz

Jäger befürchten erhebliche Verschlechterungen. Hegeringleiter Ludwig Schrägle: "Vieles nicht durchdacht".

Sulz - Die Novellierung des Landesjagdgesetzes in Baden-Württemberg mobilisiert die Jäger. Sie sehen erhebliche Verschlechterungen gegenüber der bisherigen Gesetzeslage.

Inzwischen ist eine Protestkartenaktion gestartet worden, an der auch die Jäger des Hegerings Sulz/Vöhringen teilnehmen.

Einer der Hauptkritikpunkte ist das geplante Wildfütterungsverbot. "In der Praxis funktioniert das nicht", ist Hegeringleiter Ludwig Schrägle überzeugt. "Wir müssen füttern, weil wir Wild damit lenken beziehungsweise ablenken", erklärt er. Er befürchtet, dass ohne Fütterung im Winter der Wildverbiss zunimmt. Damit ist dann der Ärger mit dem Förster und den Waldbesitzern programmiert. Das ist aber nur ein Aspekt. Durch die Freizeitgesellschaft wird das Wild im Wald zunehmend gestört. Aufgescheuchte Rehe verbrauchen mehr Energie und müssen daher, um überleben zu können, mehr fressen.

Füttern sollen die Jäger jedoch dann, wenn die Behörde den Notstand für das Wild ausruft. Schrägle hält nichts davon: Wo sollen sie in dem Fall das Futter herholen? Normalerweise werden im Herbst Vorräte für die Wildfütterung angelegt. Aber das tut niemand mehr, wenn das Fütterungsverbot Gesetz ist. Schrägle: "Da machen wir nicht mit. Wir wissen, wann wir füttern müssen. Unsere Aufgabe ist der Erhalt eines artenreichen Wildbestands und keine Züchtung." Würde es darauf hinauslaufen, räumt der Hegeringleiter ein, wäre die Fütterung ein Missbrauch.

Es gibt noch weitere Punkte im geplanten neuen Jagdgesetz, die die Jäger nicht akzeptieren wollen. Beispielsweise das Verbot, dass der Fuchs nicht mehr in seinem Bau bejagt werden darf. Der Räuber dezimiert unter anderem den Feldhasenbestand, stellt Rebhuhn und anderen Feldhühnern nach. Der Hegering veranstaltet nicht ohne Grund im Winter eine Raubtierwoche. Auch die Greifvogelbejagung soll unterbunden werden. Für Schrägle ist das ebenfalls nicht durchdacht, denn in Wohngebieten, auf Friedhöfen oder Flughäfen darf Wild nicht geschossen werden.

Von daher brauche man nach wie vor auch Fallen. Allerdings dürften, wie Schrägle betont, keine Tellereisen verwendet werden. Diese seien seit 80 Jahren in Deutschland ohnehin verboten. Doch erst vor kurzem ist in einem Tellereisen eine Katze gefangen worden. Sie litt grausame Schmerzen, bis sie der Tierarzt davon erlöste. Schrägle distanziert sich klar davon: Jäger verwendeten entweder Lebendfallen oder Fallen, die sofort töteten.

"Wir fordern ein praxisnahes Jagdgesetz", erklären Ludwig Schrägle und Marco Maier, Ausschussmitglied im Sulzer Hegering. Zumal durch den Tourismus im Wald und den zunehmenden Flächenfraß die Jagd nicht einfacher werde. Auch Entwicklungen in der Land- und Forstwirtschaft tragen dazu bei. Durch vermehrten Maisanbau und den Waldumbau hin zu mehr Laubbäumen wird das Fraßangebot für Wildschweine immer größer. Kommt noch ein milder Winter dazu, vermehren sich die Sauen. Im vergangenen Jagdjahr seien im Landkreis 1030 Tiere, davon 250 im Hegeringbereich Sulz/Vöhringen, geschossen worden – 80 Prozent mehr als im Jahr davor. Es sei ein großer Schaden durch Wildsauen angerichtet worden. Diesen hätten jedoch ausschließlich die Jagdpächter beglichen, teilt Schrägle mit. Bei der Wildschadensübernahme durch die Jäger gilt inzwischen eine Obergrenze. Die Deckelung sei relativ hoch, aber trotzdem eine gute Lösung, "weil wir", so Schrägle, "sorgenlos schlafen können". Der Schlaf wird jedoch bisweilen gestört, wenn die Jäger auch nachts Unfallwild aufräumen sollen. Das kann richtig gefährlich sein, wenn ein überfahrenes Reh auf der Autobahn liegt. Mit dieser kostenlosen Leistung der Jäger spare der Kreis, so Schrägle, jährlich 60 000 Euro ein. Im Gegenzug ist die Jagdsteuer erlassen worden. Darum haben die Jäger auch lange gekämpft. Auf kommunaler Ebene waren sie mit ihren Forderungen politisch erfolgreich. Nun hoffen sie, mit ihren Argumenten und ihrem Protest bei der grün-rote Landesregierung Überzeugungsarbeit leisten zu können.