Die Bauder Kantorei versammelt sich im Chorraum der evangelischen Stadtkirche in Sulz zur Aufführung. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Bauder Kantorei führt Motette und die Choräle aus der Johannespassion von Bach auf

Am Karfreitag erlebten Besucher in der evangelischen Stadtkirche die Leidensgeschichte auf ganz besondere Weise. Neben der Motette "Jesu meine Freude" von Johann Sebastian Bach brachte die Bauder Kantorei auch die Choräle der Johannespassion zu Gehör, die in den Evangelienbericht eingefügt sind.

Sulz. "Stimmlich und musikalisch eine Höchstleistung" – so empfanden die vielen Besucher die bewegende Passionsmusik. Mochte das Thema "Jesus meine Freude" auf den ersten Blick als Passionsmusik befremdlich erscheinen, so öffnete sich beim Hören und Hineinversenken der Sinn.

Die Motette, für eine Trauerfeier komponiert, vereinigt die Abkehr von weltlichen Dingen und die zuversichtliche Hinwendung zum Geist Jesu, der über alle Traurigkeit triumphiert. Wunderbar intoniert im Schluss "Dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude". Zwischen den sechs Strophen des spiegelbildlich angelegten Werkes stand jeweils eine Stelle aus dem Römerbrief.

Soloteile gehen unter die Haut

Zentrale Stelle war eine stimmlich wunderbar interpretierte Fuge "Ihr aber seid nicht fleischlich". Beeindruckten durch die ganze Passionsmusik hindurch waren die 27 Sängerinnen und zwölf Sänger mit ihren ausdrucksstarken und dennoch einfühlsamen Stimmen. Die beiden Soloteile "So aber Christus in euch ist" und "Gute Nacht o Wesen" aber gingen richtig unter die Haut.

Ergriffen lauschten die Besucher dann den Chorälen der Johannespassion von Bach. Sie war am Karfreitag 1724 in der Leipziger Nikolaikirche zum ersten Male aufgeführt worden und zählt zu seinen bedeutendsten Werken, basierend auf den Kapiteln 18 und 19 des Johannesevangeliums.

Bach richtete sein Augenmerk neben den irdischen Qualen des Jesus von Nazareth auch auf die Heimkehr von Jesus zum Vater und rückte dadurch die göttliche Natur Jesu in den Vordergrund.

Durch Dekan Ulrich Vallon als erzählenden Evangelisten erlebten die Hörer den ersten Teil mit dem Verrat, der Gefangennahme von Jesus und der Verleugnung durch Petrus. Perfekt akzentuiert reflektierte der Chor das Gehörte. Die ergreifenden gesanglichen Aussagen zeigten das Vergessen und die Gewissensqualen des "Petrus, der nicht denkt zurück" und die eigene Bitte "Wenn ich Böses hab getan, rühre mein Gewissen".

Verhör, Verurteilung, Kreuzigung, Tod und Begräbnis, die gesprochenen Worte wurden durch empfindsame eindrückliche Choraussagen ergänzt. Fast fröhlich anmutend mit dem Blick auf Erlösung und Auferstehung gerichtet, erklang "In meines Herzens Grunde". Orgel und Kontrabass begleiteten die Tonkünstler.

Lange Stille am Ende umfing die Tonkünstler der Bauder Kantorei, kaum wagte man zu applaudieren, um den besonderen Augenblick nicht zu zerstören. Verdienter Beifall bescherte nochmals den Choral "In meines Herzens Grunde".

Solisten waren: Claudia Schon (Sopran), Kristina Bertelli ( Sopran), Annette Haag (Alt), Cornelia Häußermann (Alt), Tobias Haas (Tenor) und Johannes Missel (Bass). Als Instrumentalisten wirkten mit: Janina Schaible (Orgel) und Gudrun Hilcker (Kontrabass). Die Gesamtleitung hatte Erika Rieder.