An den Tischen in der Dickeberghalle sind Arbeitsgruppen gebildet worden. Die Teilnehmer tragen die positiven und negativen Aspekte in ihrem Stadtteil zusammen. Foto: Steinmetz

Schwerlastverkehr stört am meisten. Bergfelder leben trotzdem gerne in ihrem Ort.

Sulz-Bergfelden -  "Der schönste Stadtteil ist Bergfelden." Dass die Bergfelder das so sehen, hat natürlich mit ihrer Heimatverbundenheit zu tun. Aber sie können auch eine ganze Reihe von Argumenten aufführen, warum man ganz gut in ihrem Ortsteil leben kann.

Nach der Auftaktveranstaltung zum Stadtentwicklungskonzept am 13. April in der Sulzer Stadthalle mit rund 150 Besuchern fand am Dienstagabend in der Dickeberghalle die erste Stadtteilveranstaltung statt. Mehr als 90 Interessierte, auch einige Besucher von auswärts, kamen. Dass es so viele waren, überraschte sowohl Ortsvorsteher Erwin Stocker als auch die Moderatoren des mit der Ausarbeitung des Konzepts beauftragten Büros Pesch und Partner, Anna Ulrichs und Philip Schmal. In der Halle waren mehrere Tisch aufgestellt, an die sich nicht mehr als jeweils acht Leute setzen sollten. Es gab eine Bewirtung, und zudem verteilte Stadtplanerin Anna Ulrichs Süßigkeiten. Es ging locker zu, bevor dann aber in Gruppen intensiv eine Stunde lang gearbeitet wurde.

Zuvor hatte Philip Schmal die demografische Entwicklung aufgezeigt. Bergfelden gehört zu den wenigen Ortschaften, die noch wachsen. Allerdings werden auch hier die Bewohner immer älter: Bei den 40- bis 65-Jährigen im Ort ist eine Zunahme von 25 Prozent und bei den über 75-Jährige von 42 Prozent festzustellen.

Das Fachbüro zeigte eine Reihe von Themenfeldern für Handlungsansätze auf. Sie reichen in Bergfelden vom öffentlichen Raum, von der Landschaft, dem Gewerbe, von Freizeit und Kultur bis Verkehr und Energie. Dazu wollten die Moderatoren zum einen wissen, welche positiven Aspekte die Identität und das Besondere von Bergfelden ausmachen. Zum anderen stellten sie die Frage: "Was sind die Herausforderungen, was stört Sie an ihrem Stadtteil?" Die Antworten wurden auf grünen und roten Karteikarten notiert und später tischweise vorgetragen.

Bereits bei der Fragebogenaktion während der Auftaktveranstaltung haben die Bergfelder Besucher – es waren allerdings nur zwölf – die Wohn- und Lebensqualität sowie die Identität mit dem Ort im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet überdurchschnittlich gut bewertet. Das ist jetzt auch in den insgesamt zehn Arbeitsgruppen an den Tischen bestätigt worden. Wiederholt wurden das funktionierende Vereinsleben, die "schönen" Veranstaltungen wie die "Heidenei" oder der Zusammenhalt im Dorf hervorgehoben. Hier fühlen sich auch Zugezogene wohl. Weitere Pluspunkte sind die Landschaft mit der gepflegten Wacholderheide und den Wandermöglichkeiten, die Wehrkirche und die preisgekrönte Ortsmitte mit Rathaus und "Bächle". Zufrieden sind die Bergfelder auch mit ihrer Infrastruktur: Das gilt besonders für das Baugebiet. Froh sind sie über die Einkaufsmöglichkeiten mit Metzger, Bäcker und Hofladen. Besonders gelobt wird zudem die Gastronomie. Großen Wert legen die Bergfelder außerdem auf den Erhalt des Kindergartens und der Grundschule.

Gleichwohl wurde auch manches Negative auf die Karteikärtchen geschrieben. Vor allem stört der viele Schwerlastverkehr in der Ortsdurchfahrt. Mehrmals wurde der Fußgängerüberweg beim Rathaus gefordert. Die Parksituation in einigen Ortsstraßen ist in Bergfelden ein Ärgernis. Moniert wurden die schlechten Busverbindungen und ein fehlender Radweg nach Sulz. Negativ aufgefallen sind die Baulücken im Ort.

Im sozialen Bereich sahen die Arbeitsgruppen ebenfalls Handlungsbedarf. Gewünscht wurden flexiblere Öffnungszeiten im Kindergarten, ein Raum für die Jugend, betreute Wohnprojekte für ältere Menschen und nicht zuletzt mit Blick auf die älter werdende Bevölkerung ein Hausarzt. Ein Anliegen im Ort ist offenbar, dass der Spielplatz bei der Volksbank erhalten bleibt.

Manche Punkte hatten sowohl eine positive als auch eine negative Seite: Mit der Autobahn kommt man schnell nach Stuttgart oder an den Bodensee. Man hat aber auch den Lärm. Die Landwirtschaft hat den Ort geprägt und gehört zu Bergfelden. Aber sie kann auch ein Störfaktor sein. Interessenkonflikte könnten zwischen Landwirten und den Industriebetrieben entstehen. Damit aber die Jugend nicht abwandere, würden andererseits qualifizierte Arbeitsplätze benötigt

"Es deckt sich im Wesentlichen mit unseren Erkenntnissen", sagte Stadtplanerin Anna Ulrichs zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppen. Einige Details wie der gewünschte Fußgängerüberweg oder der Spielplatz bei der Volksbank kamen neu dazu.

Wie Philip Schmal mitteilte, werden für jeden Stadtteil nun Konzepte erarbeitet. Am Schluss forderte er die Besucher auf, grüne (positive) und rote (negative) Punkte auf dem Bergfelder Ortsplan zu verteilen.

Die Ortsmitte mit Rathaus, Kirche, "Bächle", Halle, Kindergarten und Schule wurde ganz grün. Die Ortsdurchfahrt und das ehemalige Gipswerk an der Straße nach Renfrizhausen pflasterten die Teilnehmer mit roten Aufklebern zu.