Mit Eberhard Stiehle ist ein "Ur-Sulzer" in den Gemeinderat gewählt worden. Foto: Steinmetz

Eberhard Stiehle tritt als Stadtrat für Neubauland auch in der Kernstadt ein. Bevölkerungswachstum als Ziel.

Sulz - Eberhard Stiehle gehört zu den erfahrenen Kommunalpolitikern, die am 25. Mai neu in den Gemeinderat gewählt worden sind. Bereits von 1994 bis 2009 war er Stadtrat in der Fraktion der Freien Wähler.

Bei der Wahl 2009 hat es für ihn für einen Sitz im Gremium nicht gereicht, um so überzeugender zog er jetzt wieder mit 2551 Stimmen in den Gemeinderat ein. "Eigentlich war ich nie weg", sagt Eberhard Stiehle. Er hielt ständig Kontakt mit ehemaligen Fraktionskollegen und informierte sich. Auch engagierte er sich im Bürgerarbeitskreis. Den letzten Anstoß, bei den Freien Wähler erneut zu kandidieren, gab ihm aber, fast auf den letzten Drücker vor Nominierungsschluss, seine Frau Ulrike Holstein-Stiehle.

Eberhard Stiehle ist Kommunalpolitiker mit Leib und Seele. Er will gern gestalten und an der Zukunft der Stadt mitarbeiten, auch deswegen, weil dem "Ur-Sulzer" viel am "Städtle" mit seinen Ortsteilen liegt. Stiehle ist in der Kölreuterstraße aufgewachsen, besuchte die Schule, absolvierte im väterlichen Unternehmen eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann und stieg zusammen mit seinem Bruder dann auch ins Geschäft am Marktplatz ein. Dass er in Sulz geblieben ist, das, so glaubt er, "hat mir nicht geschadet". Durchaus blickt er auch über Sulz hinaus. So hat er in ganz Deutschland mit "Geschäftsjunioren" Seminare besucht. Mit ihnen hält er heute noch Kontakt, und dann unterhält man sich über Stadtentwicklung oder den Einzelhandel mit seinen Chancen und Problemen.

Was Sulz angeht, sieht er den großen Vorteil für den Einzelhandel darin, dass dieser ausschließlich in der Tallage angesiedelt ist. Stiehle ist auch überzeugt, dass die Einzelhändler von den Märkten in den Neckarwiesen profitieren. Handel, der zu weit nach außen gehe, sei für die Stadt schlecht, findet er. Doch es gibt auch Leerstände in der Stadtmitte. Ohne Zuschüsse ließen sich kleinere Geschäfte in renovierungsbedürftigen Häusern aber nur schlecht vermarkten.

Die Innenentwicklung, glaubt Stiehle, ist in der Stadt, wo es auch kaum Parkplätze gibt, noch schwieriger als in den Ortsteilen. Er könnte sich vorstellen, im Stadtzentrum Wohnquartiere zu bilden. Das funktioniere aber nur mit öffentlichen Geldern oder einem Investor.

Ausschließlich Innenentwicklung reicht Stiehle nicht aus. Damit die Bevölkerung nicht weiter zurückgehe, müssten auch in der Stadt neue Bauplätze geschaffen werden. Von den Neckarwiesen abgesehen, habe man dafür in Sulz zuletzt wenig getan. Stiehle: "Es gibt in der Kernstadt viele junge Leute, die hier bauen wollen." Doch auch aus den Ballungsgebieten Böblingen und Sindelfingen erhofft sich Stiehle Zuzug, der sich wiederum positiv auf den Einzelhandel auswirken würde.

Für die Belange der Stadtteile möchte er offen sein. Aber er tritt auch für eine "attraktive Kernstadt" ein. In den vergangenen Jahren sei hier schon viel passiert. Stiehle nennt als Beispiele die Umgehungsstraße und die Stadthalle. Sulz sei ein Schulstandort, der Leben in die Stadt bringe. Auch das Freibad zählt er zu den Pluspunkten.

Am meisten bedauert er, dass die Daimleransiedlung nicht zustande gekommen ist. Wie sich ein Teil der Bürgerschaft dazu verhalten habe, das "finde ich schade". Stiehle ist überzeugt: Noch in 30 Jahren werde man von einer verpassten Chance reden. Das soll, wenn es nach ihm geht, nie wieder vorkommen. Man hätte, meint er allerdings, die Bürger vorher stärker mit in die Diskussion einbeziehen müssen. "Da kommt man auch nicht mehr drumherum", zieht er die Lehre für die künftige kommunalpolitische Arbeit. Er selber unterhält sich gern mit Leuten und hat und immer ein offenes Ohr. Die Sulzer kommen seit seiner Wiederwahl wieder mit ihren Anliegen auf ihn zu. Stiehle: "Ich freue mich, wenn sie ihre Meinung sagen und gute Ideen haben."

Auf die Frage, wo Sulz in fünf Jahren stehen soll, muss er nicht lange überlegen. Bevölkerungswachstum steht für ihn an erster Stelle. Er hofft, dass vom Stadtentwicklungskonzept möglichst viel umgesetzt wird und sowohl die Kernstadt als auch die Stadtteile umgestaltet werden. Das Grünprojekt, schon vor einigen Jahren entwickelt, sollte in Sulz zumindest in Teilen realisiert werden. Und klar: Gewerbeansiedlungen im regionalen und im interkommunalen Gewerbegebiet sind ein weiteres sehr wichtiges Ziel.

Eberhard Stiehle weiß, was auf ihn als Stadtrat zukommt. Der Zeitaufwand werde groß sein. Das Saxofon-Spielen, das er zuletzt sogar noch intensiviert hat, wird der Hobby-Musiker aber beibehalten. "Das macht mir den Kopf frei", erklärt er.