Sven Gnass in der bereits gestuhlten Stadthalle mit Taktstock und der Originalpartitur zu Rosenkavalier. Foto: Vollmer

Von der Spätromantik bis hin zu aktuellen musikalischen Kunstrichtungen. Eintrittskarten werden langsam rar.

Sulz - Der Kartenvorverkauf für das vierte Neujahrskonzert im Backsteingebäude läuft auf vollen Touren. Wer noch Karten erwerben möchte, sollte nicht mehr all zulange zögern, es werden stündlich weniger.Das Residenzorchester Baden-Württemberg, das sich aus 66 Musikern, die in verschiedenen Opernhäusern in Baden-Württemberg engagiert sind sowie vier sehr begabten Jungmusikern zusammensetzt und ihr Leiter Sven Gnass, sind hoch motiviert. War das erste Konzert im Januar 2011 schon ein mitreißendes Erlebnis, traditionell mit viel Strauß-Dynastie zum neuen Jahr, so wurden die beiden folgenden über die Region hinaus weit sensationeller angenommen.

Die Aufführenden hatten es gewagt, mit einem fesselnden Mix aus Klassik, Musical und Filmmusik im Gepäck aufzutreten. Es war ein fließender Übergang von Klassik zur Unterhaltungsmusik, ein Loslösen alter Zöpfe, ein Aufbrechen zu neuen Ufern. Der Horber Stadtmusikdirektor Gnass findet, dass man ruhig auf das vielfältige Kulturgut der verschiedenen Epochen, worin sich Musiker richtig verwirklichen könnten, zurückgreifen sollte. Und mit modernen Instrumenten kämen die kunstvollen Klangfarben der Kompositionen in faszinierender Neuartigkeit zur Geltung.

So sieht er im besonders anspruchsvollen, jedoch sehr publikumsnahen Programm des vierten Neujahrskonzert eine weitere Steigerung. Schwärmerisch und mit leuchtenden Augen beschreibt Gnass die ausgesuchten außergewöhnlichen Opern- und Operetten-Ouvertüren, die immer wieder eine Herausforderung für jedes Spitzenorchester und für Zuhörer geradezu ein Hochgenuss seien. So sei die Ouvertüre zu "Die Fledermaus" von Johann Strauss mit ihren rasanten Tempi für Streicher richtig schwer zu spielen.

Das Stück aus "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss sei kraftvoll, alle vier Takte käme etwas Neues. Da hätte man als Dirigent richtig was zu dirigieren, sagt er und blättert in der Originalpartitur mit den Eintragungen verschiedener bekannter Dirigenten.

Der Auftakt des Konzerts beginne mit Richard Wagners Vorspiel zum dritten Aufzug aus "Lohengrin" richtig frech .

Soweit zur Klassik. Ein weiteres Highlight des Abends wird die Originalversion von "James Bond Medley" sein. Aber auch wunderschöne, kaum gehörte Musikstücke von Leroy Anderson sind Teil des Programms. Dann kommt Gnassauf die Solisten zu sprechen. Musical-Superstar Kevin Tarte mit seiner charakteristischen Tenorstimme singt unter anderem "If I loved you" aus "Carousel" von Richard Rodgers, und Bariton Adam Kim, der in Glatt als Rigoletto zu erleben war, tritt mit "Impossible Dream" aus "Man of la Mancha" von Mitch Leigh auf. Mezzosopranistin Tajana Raj verkörpert unter anderem Carmen mit einer Arie von Georges Bizet.

Das Programm bietet somit von der Spätromantik bis hin zu aktuellen musikalischen Kunstrichtungen eine herrliche, etwas andere Melange. Dann kommt der Dirigent noch auf die Stadthalle zu sprechen, die schon für 970 Plätze gestuhlt ist. Sie sei gelungen, schön und schlicht und hätte eine gute Akustik. "Ich freue mich riesig auf das Konzert. Es wird toll".