Menschen: Klaus Schätzle (SPD) scheidet nach 34 Jahren aus dem Gremium aus / Andre Amon rückt nach
Sulz. Die Gemeinderatssitzung in zwei Wochen wird für Klaus Schätzle (SPD) die letzte sein. Am 27. Januar will er nach 34 Jahren aus dem Gremium ausscheiden – "um Platz zu machen", formuliert er. "Ich trete nicht zurück, weil ich keine Lust mehr habe. Von müde und erschöpft kann keine Rede sein", macht Schätzle deutlich. Er will aber keine Ämter häufen – und ist sicher, dass Andre Amon, der für ihn nachrückt, frischen Wind ins Gremium bringen wird.
"Er hat über 1000 Stimmen in seinem ersten Wahlkampf bekommen. Er hat sehr viele Ideen", schwärmt Schätzle. Er ist überzeugt: "Es ist eine Chance, aus dem neuen Blickwinkel heraus an die bekannten Probleme heranzugehen. Dieser Wechsel ist sinnvoll." Und: "Wären wir von der SPD zu dritt im Gemeinderat, hätte ich auf jeden Fall weitergemacht."
Nun ist die Entscheidung gefallen. Das offizielle Schreiben an Bürgermeister Gerd Hieber hat Schätzle am 2. Januar verschickt. Die Zustimmung der Gemeinderats ist in diesem Fall eine reine Formsache. Schätzle wird nach wie vor im Kreistag und im SPD-Ortsverein aktiv bleiben.
"Natürlich werde ich die Arbeit im Gemeinderat vermissen, auch die menschliche Seite", gibt er zu. Doch dass er sich als Zuhörer an den Sitzungen beteiligt, ist unwahrscheinlich. "Ohne Rederecht eher nicht", sagt Schätzle schmunzelnd.
So kennen ihn auch seine Ratskollegen – immer bereit, für seine Ideen zu kämpfen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Schätzles Interesse für Kommunalpolitik ist bereits im Elternhaus geweckt worden. "Meine Eltern und Großeltern waren politisch sehr interessiert, es war immer Thema. So bin ich reingewachsen", erinnert er sich.
Als Schüler und als Student hat er sich dann in verschiedenen Arbeitskreisen engagiert, und auch in Sulz, wo er seit 1974 wohnt, hat er sich "sofort aufs kommunalpolitische Feld gestürzt". Mit 36 Jahren ist er 1984 das erste Mal in den Gemeinderat gewählt worden – und ist bis auf eine Unterbrechung von 1992 bis 1994 bis jetzt aktiv mit dabei. Das kann nicht jeder. "Man braucht eine Menge Sitzfleisch und eine Menge Toleranz", sagt Schätzle schmunzelnd.
Hat ihn die Zeit im Gremium verändert? "Natürlich. Man hört auf, in den Kategorien ›Freund‹ und ›Feind‹ zu denken", erklärt Schätzle – und lobt die Zusammenarbeit im Sulzer Gremium.
In der Kommunalpolitik gebe es viele Probleme, die extrem komplex seien, führt er aus. "Eine einfache Schwarz-Weiß-Lösung gibt es nicht. Es ist immer die Frage: Kriege ich menschlich anständig eine Diskussion hin, ohne dem Anderen Bösartigkeit oder Dummheit zu unterstellen?"
Nach mehr als drei Jahrzehnten im Rat sagt Schätzle, er hat mit seinen SPD-Kollegen vor allem im kulturellen Bereich einiges erreicht. Als Beispiele nennt er etwa die Einrichtung der Kunstgalerie im Backsteinbau, den Schulkunstpfad, die Lingua Franca.
"Mein schönster Erfolg sind die Gedenktafeln auf dem Friedhof", meint er. Der Grund: Dieses Projekt bringt Schätzles intensive Beschäftigung mit der Heimatgeschichte zum Ausdruck. In den kommenden Jahren hat er vor, die Revolution 1848/1849 in Sulz weiter aufzuarbeiten.
"Solche Projekte, die machen einfach Spaß", sagt Schätzle. Wichtig ist es ihm, dass Sulz zu "einer Art Zentrum" wird, um auch für junge Generationen attraktiv zu sein. Bereits in den 80er-Jahren, erinnert er sich, habe man viel über diese Themen nachgedacht.
"Damals haben wir den Ausschuss ›Zukunft Sulz‹ im Gemeinderat gegründet, um Visionen und Ideen zu sammeln." Und auch das Stadtentwicklungsprogramm gehe "ein bisschen in diese Richtung", sagt Schätzle.