Armin Siedler (Zweiter von rechts) erklärt das Modell der Aussegnungshalle. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Friedhof: Bau der Aussegnungshalle in Glatt hat begonnen / Vorhaben immer wieder geschoben

Eine fast unendliche Geschichte geht zu Ende: Der Bau der Aussegnungshalle beim Glatter Friedhof hat begonnen. Das war am gestrigen Mittwoch Anlass für eine kleine Feierstunde für Vertreter der Stadt, des Ortschaftsrats und der Baufirmen.

Sulz-Glatt. Die Stadt Sulz erfüllt nach 43 Jahren ein Eingemeindungsversprechen. Die Aussegnungshalle war zwar vertraglich zugesichert. Jedoch sei dafür keine Zeitvorgabe gemacht worden, sagte Bürgermeister Gerd Hieber. Dass die Stadt an ihr Versprechen immer wieder erinnert wurde, dafür sorgte der Ortschaftsrat, der Jahr für Jahr das Vorhaben für den Haushaltsplan anmeldete. Nur ist der Bau immer wieder geschoben worden.

Zwischenzeitlich sei die Frage aufgetaucht, ob Glatt eine Aussegnungshalle noch benötige. Hieber beantwortete sie mit einem klaren Ja: Die Einrichtung gehöre zu einem Friedhof und sei auch wichtig. Und so wie sie geplant sei, entspreche sie dem Bedarf der Ortschaft.

Im Gemeinderat ist aber noch eine andere Diskussion aufgekommen. Es ging um die Kosten. Die Topografie am Friedhof ist für das Bauvorhaben nicht einfach. Einschließlich Zufahrt und Zugang zum Friedhof entstehen Kosten in Höhe von 430 000 Euro. Fast die Hälfte davon sei auf die Außenanlagen zurückzuführen, erklärte Hieber. Die Arbeiten mussten dann sogar zweimal ausgeschrieben werden, weil die Angebote nach der ersten Runde zu hoch waren.

Dabei ist das Projekt gegenüber den ersten Plänen aus den 1990er-Jahren abgespeckt worden. Damals sollte die Aussegnungshalle deutlich größer, mit einer Kühlzelle und einem Raum für den Pfarrer, gebaut werden, erinnerte sich Ortsvorsteher Helmut Pfister.

Jetzt konnte er sagen: "Gott sei Dank, dass es nicht geklappt hat. Das braucht es nicht." Stadtbaumeister Reiner Wössner hat als Planer eine deutlich schlankere Lösung gefunden. Sie gefiel dem Ortschaftsrat, der an der Planung mitwirken konnte, wie Pfister lobend anmerkte.

Auch er kritisierte Äußerungen, dass die Aussegnungshalle nicht benötigt werde. Jeder habe Anspruch auf eine würdevolle Bestattung, betonte der Ortsvorsteher. Dass der Glatter Friedhof für manche der "hässlichste" in Sulz sei, wollte er ebenfalls nicht gelten lassen und verwies auf die schöne Aussicht ins Tal. Zudem werde der Friedhof durch die teure Außenanlage gestalterisch verbessert.

Armin Siedler vom Stadtbauamt hatte ein Modell der Aussegnungshalle mitgebracht. Richtung Straße befinden sich das Lager und ein behindertengerechtes WC. Das Gebäude ist als eine offene Halle konzipiert. Fürs Dach wird schichtverleimtes Massivholz verwendet. Eingedeckt wird es dann noch mit Ziegeln. Mit der Fertigstellung sei Ende Juli zu rechnen.

Die Frage, wie lange es den Glatter Friedhof gibt, konnte Wilhelm Umbrecht beantworten. 1841 sei der erste Grabstein gesetzt worden. Um 1820 dürfte der Friedhof entstanden sein.

Fast 200 Jahre später erhalte die Anlage mit der Aussegnungshalle eine wichtige Ergänzung, stellte Bürgermeister Hieber fest.