Ritter sind zwei Tage bei herrlichstem Wetter im Glatter Schloss Foto: Heidepriem

Glatt taucht ins Mittelalter ein. Handwerker zeigen ihre Kunst. Führungen im Museum inklusive.

Sulz-Glatt - Hoher Besuch in Glatt: Der Markgraf ist auf Geheiß des Kaisers Rudolf I. von Habsburg gekommen, eröffnete den Markt und zog Steuern ein. Am Wochenende lagerten Ritter im Schlossgarten, und Händler bauten ihre Stände auf.

Unter den Bäumen war es angenehm, doch ansonsten ging es nicht nur bei den Kämpfen der Ritter heiß her. Die tropischen Temperaturen brachten Akteure wie Besucher ganz schön ins Schwitzen.

Schultheiß Helmut Pfister hatte die schwere Aufgabe, das erste Fass anzustechen, ohne dabei auch nur einen Tropfen zu verschwenden. Das ist ihm bravourös gelungen.

Weber aus den Niederlanden zeigen Handwerk

So langsam entwickelte sich Leben auf dem Gelände. Gern erklärten die Handwerker ihre Arbeit. "Daraus machen wir unsere Gewänder", sagte die Weberin. Der Webstuhl ist ein Originalstück aus dem Jahr 1900. Seit dem Mittelalter habe sich an dem Modell nichts mehr geändert. Sie und ihr Mann stammen aus den Niederlanden, wohnen allerdings im Zollern-Alb-Kreis.

Zwei Kartenlegerinnen freuten sich über den ersten Kunden. Der Mann wurde gleich ins Zelt gebeten. Er wollte wissen, wie es ihm in den nächsten zwei Jahren ergehe. Er solle einen Ausgleich finden zwischen Bauchgefühl und Logik, rieten die Frauen, aber alles in allem stehe ihm eine gute und erfolgreiche Zukunft bevor. Wenn das nicht beruhigt.

Die Magd des Ziegenschmieds fertigte ein Schmuckstück an. "Ich treibe die Spange kalt", meinte sie. Das Feuer auf der Esse des Schmieds brannte nur schwach – wegen der Brandgefahr.

Wegen Brandgefahr: Kein offenes Feuer

Deshalb durften die "Hollpotrida", eine lustige Gruppe aus ganz Baden-Württemberg, auch nicht am offenen Feuer ihre mittelalterlichen Speisen zubereiten. Stunden lang kochten sie auf dem Gasherd Eintopf mit 40 verschiedenen Sorten Fleisch. Teig geknetet wurde auch. Bei den Zutaten lief nicht jedem Besucher das Wasser im Munde zusammen, aber es roch gut nach Fleischbrühe.

Sehr beliebt war das Kinderritterturnier, und zu einem wahren Vergnügen für die Nahwuchsritter entwickelte sich die "Bälgerschlacht". Märchenerzählerin Fabulix hatte ihre Armee versammelt, um sie gegen die Wachen des Markgrafen kämpfen zu lassen. Sie wollte die Truhe mit den Steuereinnahmen haben, um das Geld an die Armen zurückzugeben. Die hochnäsigen Ritter sind natürlich kräftig verprügelt worden. Am Glattufer versuchten Besucher, mit Äxten oder Pfeil und Bogen das Ziel zu treffen. Dort war immer etwas los, auch im Wasser. So mancher kühlte sich dort die Füße.

Gruppe gibt mittelalterlichen Tanzkurs

Die Gruppe Domenico zeigte im Schlosshof und im Schlossgarten, wie vornehme Herrschaften tanzten. Mittelalterliche Musik und sehenswerte Gaukelei gab es von der Gruppe "Bene Vobis". Gegenüber stand die Kupferdruckerei von Norbert Stockhus.

Gut angenommen wurden die Schlossführungen mit bis zu 40 Teilnehmern. Die letzte fand am Samstag um Mitternacht statt. Am Ende des Markttages tagte das Gericht: Zwei Missetäter hatten ihren Streit mit Waffen ausgetragen. Sie wurden dazu verurteilt, im Heer des Kaisers an der Front zu dienen.

Abends trat die Gruppe Everland mit Irish-Folk auf. Bei dem Konzert waren alle Plätze im Schlosshof belegt. Insgesamt schätzt Museumsleiter Cajetan Schaub die Besucherzahl am Samstag und Sonntag auf 3500 bis 4000 Leute. Wohl aufgrund der extremen Hitze waren es diesmal weniger Besucher als vor zwei Jahren.