Die "Klezmerschicksen" gestalten mit ihrer Musik einen unterhaltsamen Nachmittag.Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Klezmerschicksen spielen jiddische Musik / Gut besuchtes Gastspiel in der Johanniskirche

"Sei klug und halte dich an Wunder: Dieser Titel stand beispielhaft für ein schwungvolles Klezmer-Konzert, das am Sonntagnachmittag ungewöhnlich viele Besucher auf den Kirchberg lockte.

Sulz-Renfrizhausen. Zu Beginn der Sommerferien boten die Berliner "Klezmerschicksen" tänzerische und nachdenkliche Musik aus dem Judentum. Mit ihrer humorvollen, feinen Darbietung fügten Angelika Hykel (Klarinette und Gesang) und Brigitte Ruddigkeit (Violine) der Konzertreihe "Kirchberger Klostermusik" eine Perle eines selten gehörten Genres hinzu. Kurz vor Beginn mussten zunächst zusätzliche Stühle im Vorraum der kleinen Kirche aufgestellt werden, so groß war der Andrang. Doch wegen der coronabedingten Abstandsregeln kamen nicht alle Besucher in den Genuss eines Sitzplatzes.

Wie anspruchsvoll Klezmer sein kann, zeigte sich schon bei der fröhlichen Eingangsmelodie "Lasst uns tanzen, die ganze Nacht". Mit ihrer Klarinette machte Angelika Hykel Emotionen hörbar. Ob Sologesang mit Klavier oder Geige und Klarinette: Von Anfang an offenbarte sich die hohe Musikalität der drei Künstler. Die Besucher ließen sich mitreißen von den jiddischen Liedern und den humorigen, vielsagenden Anekdoten des Trios. Das machte der Applaus nach jedem Stück deutlich. Zusätzlich zu den instrumentalen Stücken und Liedern erzählten die Frauen von den Festen der jiddischen Menschen. "Der Geburtstag mit Erdbeeren, Besuch und Radiotanz", so Ruddigkeit, begann mit einem anschaulichen Gedicht einer jüdischen Dichterin, das in Musik überleitete.

Den fröhlichen Hochzeitsliedern wohnte bisweilen eine gewisse Portion Melancholie inne. Dazu hatten die Musiker auch eigene Kompositionen und hebräische Lieder im Gepäck. "Das Lied, das von Generation zu Generation nicht nur von einem Traum erzählt", berührte die Seelen der Zuhörer. Tanzstücke wechselten mit wehmütigen Erinnerungen an vergangene Zeiten, wie zum Beispiel in dem "Brief vom Anwalt", der schilderte, wie das Leben sich dem Ende zuneigt. Wehklage, Schwermut, aber auch jubelnde Freude waren in dieser Musik zu finden. Bewegend waren die Stücke in der Tradition des Klezmer, diese alten jiddischen Klänge, die dafür geschaffen sind, mitzuwippen und mitzusummen.

Nach dem ersten Musikstück erklärte Angelika Hykel, warum sich das Trio für den Kunstnamen "Klezmerschicksen" entschieden haben, denn weder stammen sie aus Osteuropa, noch sind sie Jüdinnen. "Schickse" bedeute ganz einfach "ein nichtjüdisches Mädchen".