Die "Beatstomper" wissen, wie man schlummernde Talente an die Oberfläche holt. Foto: Bruderhaus-Diakonie Foto: Schwarzwälder-Bote

Neurowissenschaft beim Kirchberger Dialog

Sulz. "Potenzial entfalten – Neurowissenschaft und Praxis": In diesem spannenden Themenfeld bewegten sich in diesem Jahr die Teilnehmer des Kirchberger Dialogs, der im Kloster Kirchberg in Sulz stattfand.

Aus ganz Deutschland waren die rund 60 Teilnehmer angereist. Sie nutzten zwei Tage lang die Abgeschiedenheit des Klosters, um sich weiterzubilden, sich auszutauschen und zu entspannen.

Um das Thema Potenzialentfaltung vielfältig zu beleuchten, hatten die Organisatoren, zu vorderst die Bruderhaus-Diakonie und die Samariterstiftung, Referenten aus verschiedenen Disziplinen verpflichtet.

Neurologe Christian Elger: "Die Evolution des menschlichen Gehirns geht weiter"

Den Anfang machte Roger Grolimund von der Stifti Foundation Zürich. Er setzt sich für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein. Sein Projekt "Gorilla – mehr ugga-ugga im Leben" hat in zahllosen Workshops tausende Schweizer Jugendliche zu Körperbewusstsein und gesunder Ernährung gebracht und sie animiert, eigene Potenziale zu erkennen und einzusetzen.

In die Tiefen der Neurowissenschaft tauchte der Bonner Neurologe und Vorstand des Center for Economics and Neuroscience an der Uni Bonn, Christian Elger, ein. Bei seinem Vortrag und einem anschließenden Workshop erfuhren die Teilnehmer, warum die richtige Kommunikation im Arbeitsalltag unabdingbar für Führung und Teambildung ist. "Anpassungsdruck", so Elger, "führt zu Hirnentwicklung". Das habe die Evolution bewiesen. Jede Herausforderung sei positiv für das Gehirn, jedes Verharren in alten Strukturen von Nachteil. "Eine reduzierte Nutzung führt zu einer Rückentwicklung. Und die Evolution des menschlichen Gehirns geht weiter. Es gibt keine digitale Demenz, wie manche Wissenschaftler behaupten."

Laut wurde es im ansonsten sehr stillen Kloster Kirchberg während des Vortrags und Workshops von Dierk Zaiser von der Musikhochschule Trossingen. Er stellte "Beatstomper" vor, ein Rhythmus- und Performanceprojekt für straffällig gewordene und sozial benachteiligte Jugendliche. Vier der "Beatstomper" bewiesen laut- und rhythmusstark auf großen Plastikfässern und selbst gebauten Akustikgeräten, welche Potenziale in ihnen stecken, und im folgenden Workshop gaben sie ihr Wissen fachkundig an die eher ungeübten Trommler weiter.

Dem kreativen Potenzial widmete sich auch die Diplomdesignerin Antje Holzwarth. Sie gab mit verschiedenen Techniken und praktischen Übungen Anregungen zur Weckung brachliegender Potenziale.

Der nächste Kirchberger Dialog findet im Januar 2015 statt.