Jubiläum: Seit 150 Jahren gibt es das Geschäft der Familie Caspar in Sulz

"Caspar Lederwaren und Raumausstattung" feiert gerade Jubiläum. Seit 150 Jahren gibt es schon den Laden in der unteren Hauptstraße. Dabei hat sich das Geschäft im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt.

Sulz. Viel kann auch Werner Caspar nicht mehr über die Anfangszeit seines Geschäfts berichten. Und das verwundert auch nicht, angesichts des 150-jährigen Bestehens.

Doch Caspar weiß, dass der Laden von seinem Urgroßvater Christian Caspar im Jahre 1870 gegründet wurde. Dieser habe vor allem Kummets verkauft, lederne Bügel für Zugtiere. Auch Antriebsriemen aus Leder für die Industrie stellte er her. Damals habe das Geschäft nur aus einem kleinen Raum bestanden, darüber habe die Werkstatt gelegen.

Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, Werner Caspars Großvater führte da noch das Geschäft, wurden noch immer Peitschen für Pferde verkauft sowie Teppichklopfer. Ein zentrales Produkt seien nun aber Stragulaböden gewesen, eine billige Alternative zum Laminat.

1951 habe dann sein Vater Paul Caspar das Geschäft übernommen und es grundlegend verändert. "Er war derjenige, der das Geschäft nach vorn gebracht hat", lobt Caspar seinen Vater.

So habe dieser zunächst die angrenzende Hafnerei und den Bäcker aufgekauft, um den Laden zu vergrößern. Anschließend habe er zusätzlich einen Keller graben lassen, um dort Linoleum-Böden zu lagern. Da bei diesem nachträglichen Kellerbau kein Bagger eingesetzt werden konnte, mussten italienische Gastarbeiter in mühsamer Handarbeit den Aushub vornehmen. Dabei sei ganz schwarze Erde zum Vorschein gekommen, die noch vom großen Stadtbrand im Jahre 1794 zeugte. Der Boden enthielt noch immer die Asche von damals.

Doch sein Vater erweiterte nicht nur die Geschäftsräume, sondern auch das Sortiment. So wurden nun Kinderwägen, Laufställe, Wiegen, Schlitten, Leitern, Handwägen und Polstermöbel verkauft. Auch die ersten Ledertaschen seien nun angeboten worden, allerdings sei dies eher ein Nebengeschäft gewesen.

Werner Caspar übernahm schließlich das Geschäft im Jahr 1973. Als in den 90er- Jahren der Konkurrenzdruck durch große Möbel- und Einrichtungshäuser zunahm, verlegte er sich stärker auf Koffer und Ledertaschen und rief vor 15 Jahren die Schulranzenparty in Glatt ins Leben.

Doch auch in diesem Geschäftsfeld gerät er zunehmend unter Druck durch Großunternehmen. Discounter, die durch Sonderaktionen viele billige Rucksäcke oder Koffer verkauften, würden den Markt verderben. Dabei sieht er auch Verfehlungen bei der lokalen Politik. "Der Bürgermeister baut auf der grünen Wiese unsere Konkurrenz auf", schimpft er mit Verweis auf die Erschließung immer neuer Gewerbegebiete.

Verheerend seien auch die Auswirkungen der Corona-Krise. Denn immer mehr Kunden bestellten nun im Internet, statt in seinen Laden zu kommen. Und auch Koffer verkaufe er wegen der Auswirkungen der Pandemie auf den Tourismus kaum noch, denn "wer nicht reist, braucht auch keinen Koffer". Somit erlebt Caspar das Jubiläum mit gemischten Gefühlen