Michelle Iwohn im Chemie-Labor des Albeck-Gymnasiums. Ihr Faible für das Fach entwickelte sie erst in der zehnten Klasse. Foto: Alt

Michelle Iwohn aus Vöhringen bei "Jugend fortscht". Ansatz um Biokunststoffbeutel zu kompostieren.

Sulz /Vöhringen - Was haben Kamelmist und Fichtenholzpeletts mit "Jugend forscht" zu tun? Eine ganze Menge. Das jedenfalls zeigt das Projekt von Michelle Iwohn, die die Wirkung von Hippodung auf die Kompostierung von Biomüllbeuteln untersucht hat – und das mit erstaunlichem Ergebnis.

Jeder kennt das Problem: Kunststoff-Biomüllbeutel gelten zwar als kompostierbar, dennoch dauert der Abbauprozess viel zu lange. Müllverarbeitende Betriebe lehnen die meist grünen Beutel daher ab. Auch für den Kompost zu Hause sind sie eigentlich ungeeignet. Ihre Überbleibsel sind auch noch nach Monaten zu finden. Doch das muss nicht so bleiben. Michelle Iwohn hat im Zuge des Wettbewerbs "Jugend" forscht einen Ansatz entwickelt, mit dem man den Abbauprozess der Tüten auch auf dem heimischen Komposthaufen beschleunigen kann. Mit ihrer Forschung überzeugte sie die Jury des Landeswettbewerbs. Im Fachbereich Biologie gab’s für Iwohn, die am Albeck-Gymnasium derzeit ihr Abitur macht, den zweiten Preis.

Die Vöhringerin analysierte in ihrem Experiment vier Kompostieransätze. "Eine Blindprobe nach einem normalen Kompostrezept, eine Probe mit Kompostbeschleuniger, eine Probe, bei der die Temperatur erhöht wurde und eine Probe, bei der Hippodung zum Einsatz kam", zählt die 17-Jährige auf. Zwar lässt die Erhöhung der Komposttemperatur auf 50 Grad die Tüte nach neun Wochen zu nahezu 100 Prozent verschwinden, alltagstauglich ist dieser Ansatz allerdings nicht. "Das ist eher für die Industrie interessant."

Anders der Ansatz mit dem Hippodung. Die Schülerin erreicht mit der Zugabe dieses Zusatzes nach zwölf Wochen einen Abbaugrad von 92 Prozent. Aber was ist Hippodung überhaupt? "Das ist ein Tierboxeinstreu aus Fichtenholzpellets und Calciumcarbonat, kompostiert mit Tierkot", erklärt Iwohn mit einem Lächeln auf den Lippen. In ihrem Fall verwendete sie den Einstreu einer Kamelfarm in Hochdorf bei Nagold. Das bot sich an, weil die 17-Jährige am dortigen Jugendforschzentrum experimentierte.

An Iwohns Ergebnissen hat bereits eine Firma Interesse bekundet, wie sie erzählt. Doch grundsätzlich sei es ihr bei dem Projekt um die aktuelle Plastikdiskussion gegangen. Hier müsse sich etwas ändern, sagt sie mit ernster Miene. "Es ist möglich, die bioabbaubaren Kunststoffe zu verwerten."

Wie es mit ihrer Forschung nach dem Abitur und dem neuerlichen Erfolg bei "Jugend forscht" weitergeht, weiß die Nachwuchschemikerin noch nicht. "Meinen Platz im Jugendforschzentrum muss ich erstmal aufräumen." Zum Wintersemester wird die Nachwuchschemikerin am Karlsruher Institut für Technologie ein Chemiestudium beginnen. "Und danach würde ich gerne in die Industrie."