Als Kirchengemeinderat spricht er sich für die Aufarbeitung der Kontroversen und einen runden Tisch aus

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Holzhausen. Dem neu eingesetzten Kirchengemeinderat in Holzhausen steht einiges an Arbeit bevor. Als nächstes muss die vakant gewordene Pfarramtsstelle neu ausgeschrieben werden. Die evangelische Pfarrerin Friederike Schmalfuß hat sich bereits nach zwei Jahren aus Holzhausen verabschiedet.

Doch auch innerhalb der Kirchengemeinde gibt es einiges aufzuarbeiten. Denn ganz so freiwillig war der Abschied der Pfarrerin nicht. Sie hatte es offenbar nicht leicht mit den verschiedenen religiösen Strömungen, insbesondere dem "rechten Flügel", in der Kirchengemeinde.

Ortsvorsteher Lutz Strobel, der auch Kirchengemeinderat ist, erreichte jetzt ein anonymer Brief, der an die Holzhauser gerichtet ist. Der Schreiber, der in einer unverblümten Form den Weggang von Pfarrerin Schmalfuß kommentiert, stammt nicht aus Holzhausen, sondern aus einer Gemeinde im Gäu. In dem Brief ist unter anderem von "christlich Übermotivierten" die Rede, womit der Autor die Situation in der eigenen Kirchengemeinde beschreibt und die Holzhauser dazu auffordert, sich dagegen zu wehren, dass bei ihnen der Gemeindefrieden ebenso gestört werde.

Lutz Strobel hält nichts von anonymen Briefeschreibern. Aber er spricht sich dafür aus, die Kontroversen nicht unter den Teppich zu kehren. Strobel will bei der ersten Sitzung des neuen Kirchengemeinderats vorschlagen, einen runden Tisch zu bilden und einen externen Mediator hinzuzuziehen. Er hofft, dass dadurch die Glaubensorientierungen von pietistisch bis offen liberal wieder unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde zusammengebracht werden können. Strobel wirbt um Toleranz: Jeder solle seinen Glauben artikulieren und leben können, ohne dass er verunglimpft werde.

Kirchengemeinderatsvorsitzende Ruth Lebold wollte zu dem anonymen Brief nichts sagen. Doch auch sie möchte, dass das Thema aufgearbeitet wird.

Wann nach der Ausschreibung Holzhausen wieder einen Pfarrer oder eine Pfarrerin bekommt, ist im Moment nicht absehbar. Weil es sich um eine 50-Prozent-Stelle handelt, werde es nicht einfach sein, sie wieder zu besetzten, vermutet Ruth Lebold.

Während der Vakanzzeit werden die Gottesdienste von Pfarrern aus den umliegenden Gemeinden gehalten.