Die Gesprächspartner (vorne von links): Bernhard Walter, Julian Link, Leonie Wohanka, Siegfried Esslinger, Janina Schäfenacker und Marianne Frick. Mitte: Karl-Adolf Domonell, Gernot Maier, Ursula Weber und Florian Maier. Oben: Karl-Heinz Kienzle, Anna Kienzle, Eva Eyrich und Herwart Kopp Foto: Schwarzwälder Bote

Projekt: Junge Menschen fragen Ältere, was in Sulz nicht vergessen werden sollte / Präsentation im März

"Was sollte in Sulz nicht vergessen werden?" Eine spannende Frage, auf die es viele unterschiedliche Antworten gab. Junge Leute befragten alte Menschen. Ursula Weber, selbst gebürtige Sulzerin, war überrascht, was bei den Interviews herauskam.

Sulz. Die frühere Lehrerin am Albeck-Gymnasium hat das Projekt "Jung fragt Alt – Sulzer Geschichte(n)" initiiert. Bei ihrer Arbeit als Regisseurin mit der Mehrgenerationengruppe im Theaterclub konnte sie feststellen, wie lebhaft Jüngere und Ältere miteinander diskutieren und sich die jungen Erwachsenen vom geschichtlichen Wissen der Erfahrenen begeistern lassen. Eine zweite Motivation für dieses neue Vorhaben seien die historischen Stadtrundgänge "Auf den Spuren einer Sulzer Bürgerin" gewesen. Vieles sei so interessant und auch für sie neu gewesen, dass dies nicht in Vergessenheit geraten sollte. "So war der Projektgedanke geboren", erklärt Ursula Weber.

Nur hat sie da noch nicht geahnt, was das für sie bedeuten sollte. Den vergangenen Sommer verbrachte sie damit, Interviews von Datenträgern abzutippen. Die Interviewten erzählten auf Schwäbisch. Weil bei der Übersetzung ins Hochdeutsche die Authentizität ein Stückweit verloren gegangen wäre, hat Ursula Weber, wenn es ihr notwendig erschien, die Dialektfärbung und Grammatik beibehalten.

Das Ziel der Befragung war, junge und ältere Menschen zusammenzubringen, damit ein "fruchtbarer Dialog" entsteht. Es sind Zweierteams gebildet und Fragen vorbereitet worden. Doch die jungen Leute hatten grundsätzlich freie Hand, wie sie das Gespräch gestalten wollten. "Ich hätte nicht geglaubt, dass es so spannend und ein so gutes Projekt wird", sagt Ursula Weber.

Was den Interviewten im Alter zwischen 77 und über 90 Jahren unvergesslich blieb, das ist natürlich die Zeit ihrer Jugend während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Älteste der Befragten erzählte beispielsweise von ihrem kindlichen "Sehnsuchtsort" in der "Kurstadt Sulz", der an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden soll.

Es gibt Berichte von den mittelalterlichen Methoden bei Operationen im alten Sulzer Krankenhaus oder über die "Badeanstalt Kienzle". Humorvolles, witzige und amüsante Anekdoten, aber auch Erschreckendes, das nicht ausgespart werden soll, enthalten die Lebensberichte. Diese, so die Projektleiterin, "ergeben ein vielfältiges Bild unserer Stadt in früherer Zeit."

Die Berichte werden in einer 80-seitigen Broschüre mit Originalfotos von den Schauplätzen veröffentlicht. Die Erinnerungen seien jedoch, wie Ursula Weber betont, keine "objektive Wahrheit". Die einzelnen Erlebnisse bezeichnet sie als Mosaiksteine, die sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen und historische Fakten veranschaulichen.

Die Antworten der Gesprächspartner zeigten dabei auch, wie sie Kindheit und Jugend erlebten und "welche Ereignisse sich so tief in ihr Gedächtnis eingegraben haben, dass sie heute noch für sie präsent sind". Bei der Wiedergabe sei nichts "geschönt" worden, versichert Ursula Weber.

Die Projektpräsentation findet am Samstag, 14. März 2020, in der Sulzer Stadthalle (Beginn: 15 Uhr) statt. Auf dem Programm steht zunächst eine moderierte Talkshow. Geplant sind außerdem auf dem Podest Interviews von alten Sulzern, die ihre Antworten nicht mehr selbst vortragen können. Ihnen wird die Stimme "geliehen".

Ein Chor unter der Leitung von Hermann Schupp singt Lieder wie "Die Gedanken sind frei" oder "Kein schöner Land". Es gibt eine Fotoshow von Sulz in früheren Zeiten. Außerdem kann die Broschüre mit den Lebensberichten erworben werden.

Interviewt worden sind unter anderem Volker Bertram, Karl-Adolf Domonell, Siegfried Esslinger, Marianne Frick, Gernot Maier, Karl-Heinz Kienzle, Richard Kitzlinger, Herwart Kopp und Karl Albert Ziegler.

Die Interviewer sind: Eva Eyrich, Anna Kienzle, Julian Link, Florian Maier, Saskia Rothenhäusler, Janina Schäfenacker, Siggi in der Stroth, Bernhard Walter und Leonie Wohanka. Die Gesamtleitung des Projekts hat Ursula Weber, unterstützt von Norbert Weber. für die Technik ist Saskia Rothenhäusler zuständig. Den Chor leitet Hermann Schupp.  Plätze für die Präsentation in der Stadthalle können schon jetzt reserviert werden, Telefon 07454/4867. Eintritt ist frei, über eine Spende freuen sich die Mitwirkenden des Theaterclubs.