Bernhard Rüth (von links) und Rainer Pohler vom Kreisarchiv arbeiten daran, dass die Galerie in Zukunft neue Inhalte zu bieten hat und interaktiver wird. Die ersten "Hardware"-Veränderungen sind bereits realisiert worden.Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Galerie Schloss Glatt wird erneuert / Maßanfertigung kostet Zeit und Geld / Arbeiten ruhen derzeit wegen der Corona-Lage

Mehr Farbe, neue Exponate und bewegte Bilder: Die Galerie Schloss Glatt ist im Wandel. 18 Jahre nach der Eröffnung will der Landkreis im Zuge der Runderneuerung die Ausstellung erlebbar machen – auch für die Besucher, die mit der Kunst sonst wenig am Hut haben.

Sulz. "Wir haben es damals schon gut gemacht", stellt Kreisarchivar Bernhard Rüth bei einem Rundgang durch das Kultur- und Museumszentrum (KMZ) Schloss Glatt zufrieden fest. Gleichzeitig macht er klar, dass der Landkreis nach 18 Jahren auch für frischen Wind in der Galerie sorgen will. "Technisch und technologisch ist einiges in die Jahre gekommen", sagt Rüth.

Die Galerie Schloss Glatt, betont er, verstehe sich als Schaufenster der Kunst in der Region. Sie mache wichtige Kunstphänomene der Öffentlichkeit zugänglich. Dabei werden nicht nur Exponate präsentiert. Das Besondere ist, dass man die Besucher auch in die Geschichte eintauchen lässt – etwa in die Zeit, in der die Bernsteinschule aktiv war. "Es war ein Kristallisationspunkt der modernen Kunst im oberen Neckarraum", betont Rüth.

Und er beruhigt: Auch nach der Erneuerung bleibe in der Substanz das meiste bestehen. Es sei keine völlige Neugestaltung geplant. "Jedes Museum lebt vom Fundus. Diese einmalige Präsentation dürfen wir nicht im Magazin verschwinden lassen, um etwas ganz anderes zu präsentieren", macht er deutlich.

Aber was genau soll im KMZ Schloss Glatt passieren? Laut Rüth wird es thematische, organisatorische und didaktische Änderungen geben. So wird das Themenspektrum geöffnet: Neu dazu kommt der Kunstraum Rottweil, und auch die moderne Kunst wird mit einbezogen. Die Idee hinter dem Kunstraum Rottweil ist, parallele zeitliche Entwicklungsgänge zu zeigen und Künstler in Beziehung zueinander zu setzen. Einen besonderen Fokus will man nach wie vor auf die Glatter Kunstszene und deren Leitfigur Norbert Stockhus setzen, hebt der Kreisarchivar hervor. Verbessert werden soll im Zuge der Erneuerung auch die Besucherführung. "Wir möchten das Ganze noch durchgängiger gestalten", erklärt Rüth. Und: Inszenatorische Momente will man stärker einbringen als bisher.

Umgesetzt wird das Konzept mithilfe des Gestaltungsbüros Mück und Beitler aus Ofterdingen. 167 000 Euro an Kosten hat man 2018 angesetzt. Die gesamten Kosten wird der Landkreis Rottweil tragen.

Mit den Erneuerungsarbeiten hat man bereits angefangen – doch derzeit ruhen sie wegen der Corona-Krise. "Das KMZ ist geschlossen, und auch die Arbeiten wurden gestoppt. Die Mitarbeiter des Landratsamtes und das Personal des beauftragten Büros müssen Hand in Hand arbeiten. Da kann man den Abstand einfach nicht einhalten", erklärt Rüth. Er geht aber davon aus, dass die Arbeiten wie geplant fortgesetzt werden, sobald sich die epidemiologische Lage entspannt. "Wir bleiben dran und sind im Moment in Wartestellung", sagt Rüth.

Angefangen habe man noch vor der Corona-Krise "mit der Hardware", erklärt er. Die neue Verdunkelungs- und Beleuchtungstechnik ist mittlerweile installiert. Es handelt sich um Maßanfertigung. "Die Plissee-Jalousien sind in Farbe und Form zum Beispiel genau an die Fensterhöhlen in den Ausstellungsräumen angepasst. Auch die Leuchten wurden extra für das Schloss Glatt entworfen", sagt Rüth.

Das sei wichtig, denn bei einem Kulturdenkmal gebe es bestimmte Einschränkungen. Und auch Anforderungen konservatorischer Art seien genau vorgegeben. Der Kreisarchivar weiß: "Das kostet Geld, Zeit und Gehirnschmalz."

Doch es soll nicht nur dabei bleiben: Man will mehr Farbe in die Galerie bringen, indem man Hauptexponate durch Tafeln farblich auffängt. Dies sei ein großer Trend im Museumswesen, sagt Rüth. Und auch audiovisuelle Inhalte sollen neu dazukommen.

"So ist die Erwartungshaltung der Besucher", macht der Kreisarchivar klar. Es gehe darum, aus einem Bildungsort einen Erlebnisort zu machen. "Kunst muss unmittelbar erlebt werden – auch für den unbefangenen Besucher", betont Rüth. Das ganze Ambiente müsse stimmig und inspirierend sein.

Rüth weiß: "Die Besucher möchten hinter den Kunstwerken auch Künstler sehen." Über die Schöpfer eröffne sich oft der Zugang zur Kunst. "Wir zeigen jetzt schon Filme und werden das Angebot noch erweitern, so dass man die Künstler in bewegten Bildern erleben kann." Andererseits dürfe man nicht übertreiben: "Wir sind in einem Kunstmuseum und nicht in einer Multimedia-Show."

Die nächsten Schritte im Zuge der Erneuerung sind für die kommenden zwei Jahre eingeplant, was sich durch die momentane Pause eventuell verzögern kann: Zunächst werden die Rückwände und die farblichen Elemente angebracht, danach werden die Text-Bild-Tafeln erneuert. 2021 sind dann die audiovisuellen Medien an der Reihe. "Wir wollen zeigen, dass wir am Puls der Zeit sind. Niemand soll den Eindruck haben, dass Kunst etwas für Ewiggestrige ist", sagt Rüth.