Kuratorin Ingrid Helber zeigt Entwürfe aus der Sammlung.Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Uhrig-Ausstellung zum Thema Pfingsten eröffnet / Sammlung seit 20 Jahren im Kloster

Immer wieder findet Kuratorin Ingrid Helber mit ihrem Team neue Themen für die Uhrig-Ausstellung. Diesmal in der Unteren Scheuer des Klosters Kirchberg zu sehen: Fensterentwürfe für die Kirche in Hinterzarten.

Sulz-Renfrizhausen. Die Sammlung des Künstlers Helmuth Uhrig befindet sich seit 20 Jahren auf dem Kirchberg. 10 000 Werke umfasst sein Nachlass, um den sich die Kuratorin Ingrid Helber kümmert. Was jetzt gezeigt wird, war zuvor noch nicht ausgestellt. Dabei geht es um den der missionarische Befehl Jesus an die Jünger, das Evangelium in die Welt hinauszutragen.

Faszinierend ist die Farbgebung der Entwürfe: das herrliche Blau und das Rot, das auch genau so in den Kirchenfenstern umgesetzt wurde. Typisch für Uhrig ist die Reduzierung aufs Wesentliche. Die Apostel und Heiligen haben keine Gesichter. Größeren Wert legt er auf die Symbolik und die Gesten.

Uhrig erzählt mit seiner Heiligen-Bilderreihe Geschichten, darunter auch weniger bekannte. Die von der Mantelteilung kennt man natürlich. Warum aber durchtrennt der heilige Martin nur die Hälfte seines Umhangs mit dem Schwert? Ingrid Helber hat eine Erklärung dafür: Die Hälfte der Rüstung gehörte dem römischen Staat, die andere Hälfte war privat. Folglich durfte Martin auch nur seinen eigenen Teil verschenken.

Der heilige Ottmar wird mit einer Weintraube dargestellt. Der Legende nach ist sein Weinfass, aus dem er Pilger zu trinken gab, nie leer geworden. Der Reformator Melanchthon sitzt am Schreibtisch und liest ein Buch, Martin Luther spricht von der Kanzel herunter. Die Heiligen und Melanchthon bekamen vom Künstler alle ein Kreuz, nur Luther nicht. "Der war kein Heiliger", stellt Ingrid Helber schmunzelnd fest.

Gegenüber sind die Schwarz-Weiß-Zeichnungen für die Fenster der Lukas-Kirche in Köln-Porz zum Pfingstthema aufgehängt. Petrus steht vor dem hohen Rat, Feuerzungen lodern über den Häuptern. Ein wohl besonders wichtiger Apostel breitet seine Arme aus, ergriffene Menschen heben ihre Arme in den Himmel oder beten auf Knien.

Die Apostel sind in Welt hinausgesandt worden, um in allen Sprachen das Wort Gottes zu verkünden. Andreas zog es bis nach Russland. Er starb am Kreuz mit schrägen Balken – bekannt als das Andreaskreuz. Thomas kam bis nach Indien. Dort gebe es heute noch Thomas-Kirchen, weiß Monika Naidu, die zum Arbeitskreis Helmuth Uhrig gehört.

Philippus stellte Uhrig zusammen mit dem Kämmerer der äthiopischen Königin darr. Weniger bekannt ist die Legende, wie Johannes einen Räuber wieder auf den rechten Weg bringt und der sogar Bischof wird. Den Apostel Paulus findet man im Nebenraum: Auf dem Bild predigt er in Athen unter der Akropolis.

Helmuth Uhrig (1906 bis 1979) war ein viel beschäftigter und gefragter christlicher Künstler, der aber nach seinem Tod kunstgeschichtlich in Vergessenheit geriet. Dabei sind seine Werke in ganz Westdeutschland, vom Bodensee bis zur Ostsee, verbreitet. Im Jahr 2000 hat die Kunstsammlung Uhrig im Kloster Kirchberg einen festen Platz gefunden. In der Unteren Scheuer fanden mittlerweile 19 Ausstellungen statt, angefangen mit dem Zyklus "Der verlorene Sohn". Viele Besucher kämen ganz gezielt, um mehr über den Kirchenkünstler zu erfahren. Sie seien oft fasziniert und blieben ein bis zwei Stunden in der Ausstellung, berichtet die Kuratorin. Auch Kirchengemeinden erkunden sich nach Uhrig-Werken.

Im Juni wird voraussichtlich der Umbau der Oberen Scheuer fertiggestellt. Dort sollen dann einige Werke des Künstlers ausgestellt werden.  Die Jahresausstellung "Christus spricht: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium" der Kunstsammlung Helmuth Uhrig im Kloster Kirchberg ist bis Dezember jeden ersten und dritten Sonntag im Monat jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.