Irmgard und Dieter Hölle gehen in den Ruhestand. Die Metzgerei wird geschlossen. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Dieter Hölle geht nach 49 Berufsjahren in Ruhestand. Früher keine Nachwuchsprobleme.

Sulz - Die Metzgerei Hölle in der Sulzer Brühlstraße hat am 4. Januar 2020 letztmals geöffnet. Inhaber Dieter Hölle hat die Hoffnung aufgegeben, noch einen Nachfolger zu finden.

Sein Vater Rudolf Hölle hat die Metzgerei 1952 gegründet, damals in der Kölreuterstraße. In dem Gebäude befand sich noch ein Lebensmittelgeschäft. Als er ausziehen musste, kaufte er das Haus in der Brühlstraße 26, riss es ab und baute 1960 neu. Ins Erdgeschoss kam die Metzgerei mit dem Laden, oben wurden Wohnungen eingerichtet.

Sulz hatte damals sechs Metzger, Dieter Hölle ist der letzte, der selbst produziert und im Laden die Waren verkauft. Das Geschäft gibt der 63-jährige altersbedingt auf - nach 49 Berufsjahren. "Ab 1. Januar bin ich in Rente", erklärt er.

Gelernt hat Dieter Hölle das Handwerk bei seinem Vater. In der Familie hieß es: "Du wirst Metzger." Das war gewissermaßen vorherbestimmt, aber "zwingen musste man mich nicht. Ich habe immer gern geschafft, auch meine Frau", sagt Dieter Hölle.

1979 legte er die Meisterprüfung ab. Die Handwerkskammer Konstanz verlieh ihm im Mai dieses Jahres den goldenen Meisterbrief für 40 Jahre. 1988 hatte er zusammen mit seiner Frau Irmgard die elterliche Metzgerei übernommen. Der Senior arbeitete weiter mit bis ins hohe Alter von 80 Jahren.

Geeignete Lehrlinge zu finden, ist schwierig geworden

Nachwuchsprobleme gab es früher noch nicht: Der Betrieb bildete bis vor fünf Jahren auch aus. Geeignete Lehrlinge zu finden, ist schwierig geworden. Auch sonst ist Personal für den Laden und die Produktion kaum zu bekommen. Letzten Endes sei das ein Grund gewesen, dass eine Übernahme der Metzgerei durch Interessenten scheiterte.

Wurst und Fleisch im Laden sind aus eigener Herstellung. Hölle hat wöchentlich zehn Schweine und ein Rind in Balingen geschlachtet. Die Tiere bezog er von einem Landwirt in Sigmarswangen.

Die frische Ware wissen die Kunden aus Sulz und Umgebung, manche nehmen auch längere Anfahrtswege in Kauf, zu schätzen. Die Qualität macht den Unterschied zum Supermarkt aus: "Sonst kann man nicht mehr existieren", erklärt Hölle.

Den Rückgang der Metzgereien, übrigens nicht nur in Sulz, führt er auf mehrere Faktoren zurück. Die Essgewohnheiten hätten sich verändert. Gegenüber früher werde in Haushalten mit zwei Berufstätigen nicht mehr so viel gekocht, da gehe man öfter zum Kebab-Imbiss. Die Supermärkte sind mit ihren Sonderangeboten neben dem Personalmangel ebenfalls ein Grund dafür, dass immer mehr Metzgereien verschwinden.

Zuletzt arbeitete Dieter Hölle allein in der Produktion: Sein Arbeitstag begann morgens um vier und endete um 19 Uhr. Seine Frau, zuständig für den Laden, arbeitete genau so lang. So gern er seinen Beruf als Metzger ausübte: "Bei dem Personalnotstand würde ich es nicht mehr anfangen." Was mit dem Laden und den Produktionsräumen passiert, darüber hat sich Hölle noch keine größeren Gedanken gemacht.

Langeweile dürfte vorerst im Ruhestand nicht aufkommen. Er habe noch genug zu tun, und dann denkt er auch mal an Urlaub und Reisen. "Davon haben wir ein Leben lang zu wenig gehabt", fügt er hinzu. Viel Zeit blieb für Hobbys bislang nicht. Außer fürs Breageln bei der Narrenzunft an der Fasnet: Das will er beibehalten, "solange ich kann".