Claus-Dieter Stoll war 15 Jahre lang Dekan in Sulz und damit im Kirchenbezirk für 36 Gemeinden zuständig. Am 22. April wird er verabschiedet. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Dekan Claus-Dieter Stoll geht nach 15-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand / Stelle wieder ausgeschrieben

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Zum evangelischen Kirchenbezirk Sulz gehören 36 Gemeinden zwischen Eutingen und Schramberg, Aichhalden und Rosenfeld. Dekan Claus-Dieter Stoll hat ein weites Feld beackert. "Die Arbeit habe ich gern getan und würde sie auch weiterführen", sagt er. Das geht allerdings nicht: Der 64-Jährige wird am 22. April in den Ruhestand verabschiedet.

Im Juli 1997 trat er die Nachfolge von Dekan Wilhelm Scheytt an. "Wenn ich damals gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich mich vielleicht nicht darauf eingelassen", sagt Stoll. In den 15 Jahren hat sich dann auch in den kirchlichen Strukturen viel verändert. Das wirkte sich auf die Dekanatämter aus. Schon 1995 ist die Zuständigkeit für Personal und Finanzen von der Landessynode auf den Kirchenbezirk übertragen worden. Bei manchen Entscheidungen bekamen der Dekan und der Kirchenbezirksausschuss den Unmut der betroffenen Gemeinden zu spüren.

Als Stoll in Sulz seinen Dienst antrat, gehörten zum Kirchenbezirk 42  000 Protestanten, heute sind es 37 000. Der demografische Wandel und die Landflucht gingen auch an Sulz nicht vorbei. Im gleichen Zeitraum verlor die evangelische Kirchengemeinde rund 400 Mitglieder. "Austritte spielen bei uns kaum eine Rolle", versichert Stoll.

Aufgrund der Geburtenrückgänge werden auch die Konfirmandenjahrgänge immer kleiner. Etwa 30 Jugendliche ließen sich Ende der 1990-er Jahre konfirmieren, heute sind es nur noch zwischen zehn und 20. Der Strukturwandel wird aber noch weitere Folgen haben. Stoll: "Bis 2018 müssen im Kirchenbezirk Sulz 1,5 Pfarrstellen gestrichen werden. Da sind kleine Gemeinden zuerst betroffen".

Als Dekan musste er sich mit den sich verändernden Strukturen auseinandersetzen und sie manchmal auch anstoßen. Für ihn standen aber stets die Menschen im Mittelpunkt. Stoll war oft im Kirchenbezirk unterwegs. Er besuchte alle Gemeinden, wenn dort die Visitation anstand. ein Pfarrer verabschiedet oder ein neuer eingesetzt wurde. Dabei lernte er viele Menschen kennen und kam mit ihnen ins Gespräch.

So sehr ihn die Verwaltungsarbeit beschäftigte: Stoll wollte immer auch Pfarrer und Seelsorger sein. "Ich halte gern Gottesdienst in der Sulzer Stadtkirche und anderen Gemeinden", erklärt er. Die Verkündigung war für ihn ein großes Anliegen. Den Glauben sieht er als ein Angebot für Menschen, die Orientierung, Halt, Geborgenheit und Sinn im rasanten gesellschaftlichen Wandel suchen.

In den vergangenen 15 Jahren gab es, so Stoll, eine Reihe von Höhepunkten, zu denen auch seine Frau Gerdi beigetragen habe. Er erinnert an das "Zeltfestival" 1999 in Sulz auf dem Wöhrd, bei dem es gelungen sei, die ganze Bevölkerung miteinzubeziehen. Das war auch die Geburtsstunde des Männervespers, das heute im größeren Rahmen und mit namhaften Referenten regelmäßig in Wittershausen stattfindet.

Die Aktion "Pro Christ" mobilisierte ebenfalls viele Leute, 2000 Besucher kamen zum Musical "Der Weg" in der Holzhauser Panoramahalle – eine Veranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde Sulz. Zuletzt organisierte der Kirchenbezirk das Landesmissionsfest in Sulz mit mehr als 4000 Besuchern.

Es habe auch schwierige Zeiten gegeben, gesteht Stoll. Diese lagen aber im persönlichen Bereich: Stoll erkrankte 2003 an Blasenkrebs. Schwer getroffen hat ihn und seine Frau Gerdi der Tod eines Enkels.

Was Dekan Stoll am Ende seiner Amtszeit bedauert, ist, dass eine Zusammenarbeit mit dem katholischen Pfarrer in Sulz, Georg Lokay, jetzt nicht mehr möglich ist. Mit der Ökumene habe er sich gerne befasst. Stoll hofft, dass auch sein Nachfolger ein gutes Auskommen mit den Katholiken sucht.

Die vakant werdende Stelle im Dekanatamt ist inzwischen ausgeschrieben. Bewerber seien da, weiß Stoll. Er vermutet, dass bis Ende Mai feststeht, wer neuer Dekan in Sulz ist.

Claus-Dieter und Gerdi Stoll ziehen nun nach Mötzingen bei Nagold, wo sie ein Haus gebaut haben. Stoll möchte sich im Ruhestand weiterhin der Verkündigung und Seelsorge widmen – "ohne die Last der Verantwortung". Er hat vor, auch seine Referententätigkeit weiter auszuüben.

Vor allem aber freut er sich darauf, mit seiner Frau mehr gemeinsame Zeit verbringen zu können.

Weitere Informationen: Der Abschiedsgottesdienst von Dekan Claus-Dieter Stoll findet am Sonntag, 22. April, um 15 Uhr in der Sulzer Stadthalle statt.