Unechte Teilortswahl bringt wieder zahlreiche Fehlstimmen mit sich / Neues Gremium konstituiert sich am 28. Juli

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Im Bürgersaal des Rathauses wird es eng, wenn der neue Gemeinderat tagt und möglicherweise noch Zuhörer zu den Sitzungen kommen. Das Gremium ist vor einigen Jahren auf 18 Sitze verkleinert worden. Bei dieser Größe konnte problemlos im Bürgersaal des Rathauses beraten werden.

Sechs Ausgleichssitze hat es nun bei den Kommunalwahlen am Sonntag gegeben: Damit sitzen 24 Stadträte am Tisch – und vier Fraktionen. Für Hieber wird die kommende Legislaturperiode damit spannender werden: Das Meinungsbild werde bereiter sein.

Für ihn ist es überraschend und kaum nachvollziehbar, dass die Wahlbeteiligung bei der Europawahl (49,8 Prozent) höher als bei der Kommunalwahl (48,1 Prozent) war. Das mangelnde Interesse an der Gemeinderatswahl bedauert Hieber.

Auffallend niedrig war die Wahlbeteiligung vor allem in der Talstadt: Im Rathaus am Marktplatz waren es 25,6 Prozent, im evangelischen Gemeindehaus 25,3 Prozent und in der Realschule 35,4 Prozent.

Die Zahl der Fehlstimmen liegt bei weit über 18 000. Hieber. "Das ist ein Punkt, der mit der unechten Teilortswahl zusammenhängt."

Ein häufiger Fehler war, dass für jeden Wahlvorschlag 18 Stimmen vergeben wurden, teilt Ordnungsamtsleiterin Sabrina Glöckler, die die Wahl organisiert hat, mit. Manche hätten ganz leere Zettel abgegeben, andere meinten es zu gut mit den Kandidaten im eigenen Wohnbezirk und verteilten für ihre Ortschaft zu viele Stimmen.

Bitter war es für Eberhard Stiehle vor fünf Jahren, dass er aus dem Gemeinderat ausscheiden musste, obwohl er mehr als 1900 Stimmen erhielt – deutlich mehr als viele Gewählte in den Stadtteilen. Mit 2551 Stimmen zog er jetzt wieder in den Gemeinderat ein.

Thomas Kienzle und Karlheinz Mertes schafften es dagegen nicht. Mit 1280 und 1332 Stimmen hatten sie mehr als Helmut Pfister (1024), Gabriele Brucker (965) – beide aus Glatt – oder Ralf Kreher aus Fischingen (965) und Martin Frey aus Dürrenmettstetten (1110). Im Rahmen der Landtagswahl 2016 soll bei einem Bürgerentscheid darüber abgestimmt werden, ob die unechte Teilortswahl abgeschafft und durch eine Mehrheitswahl ersetzt wird.

Diese ist ein kompliziertes, manche meinen auch ungerechtes Wahlsystem. Schwierig ist das Wahlprozedere aber nicht nur für die wahlberechtigten Bürger, sondern auch für die Wahlhelfer. Sie haben ihre Aufgaben jedoch souverän gemeistert. Hieber lobte alle Beteiligten: "Die Europa- und Kommunalwahl ist absolut professionell abgearbeitet worden." Im Bürgersaal konnten einige Interessierte die Auszählung top-aktuell verfolgen.

Die konstituierende Sitzung des neuen Gremiums findet vor der Sommerpause am 28. Juli statt. Zuvor muss der alte Gemeinderat einige wichtige Entscheidungen treffen. Gleich am kommenden Montag ab 18 Uhr in der Stadthalle steht das Statteilentwicklungskonzept auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Eine weitere Sitzung ist dann noch am 14. Juli.