Bürgermeister Gerd Hieber und Martin Müller (von links) eröffnen die Zukunftswerkstatt. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Teilnehmer entwickeln auch Visionen / Gerd Hiebers Bilanz: "Es war super"

Sulz (sf). Um es gleich vorweg zu nehmen: Geschimpft wurde wenig in der Zukunftswerkstatt in der Aula des Gymnasiums, denn dieser Abend war nicht der Vergangenheitsbewältigung gewidmet. Viele neue Ideen wurden gesponnen, abwegige Ideen in realisierbare Visionen verwandelt und teilweise auch schon konkrete Forderungen formuliert.

u Moderatorin Susanne Galla und ihre Mitstreiter waren beim Thema "Orte der Begegnung/Mehrgenerationenprojekt" so kreativ, dass eine zweite Schautafel zum Festhalten einer Fülle von Ideen her musste. Als Basis seien vorhandene Begegnungsstätten in einem Ortsverzeichnis zu notieren und das Programm für alle Orte und Projekte zu erfassen und auszubauen. Die Weitergabe kulturellen Wissens von Ältere an Jüngere und der Austausch solle gefördert werden. Koch- und Backrezepte oder Strickmuster gelte es festzuhalten. Jüngere könnten den Älteren bei den neuen Medien auf die Sprünge helfen, bei der Hausaufgabenbetreuung wäre es umgekehrt. Ohne Alters- und Ortsgrenzen gemeinsam spielen, lesen, kochen, tanzen und feiern, war die Vision. Konkret vorgeschlagen wurden ein Wanderfest mit zentralem Anlaufpunkt "an der Mostpresse" für Teilnehmer aus allen Ortschaften, Anlage und Pflege von Naturerlebnispfaden, Betriebsbesichtigungen bei den hiesigen Unternehmen und die gezielte Begegnung zwischen den Kulturen mithilfe von Kennenlernprojekten. Ein weiterer Ansatz waren Projekttage an den Schulen zur Geschichte der Stadt und ihrer Teilorte.

u Manfred Maier hatte das Problem der Vereine rasch zusammengefasst. Es fehle häufig an Nachwuchs und Nachfolgern für den Vorstand. Man müsse daher über neue Ansätze wie ein Mitmachen ohne Mitgliedschaft und feste Bindung sowie die Integration der Jugend in die Vereine und Kirchen nachdenken. Hilfreich könne auch der Aufbau eines Vereinsnetzwerks sein. Gegebenenfalls müssten Fusionen gebildet werden. Ein Jugendforum und eine Vereinswoche sollen veranstaltet werden. Als Maßnahme wird eine Halbtagskraft für eine "Ehrenamtsstelle" bei der Stadt gefordert.

u Am Tisch bei Theo Dittmann sprudelten die Ideen zum Thema "Tradition und Wissen": altes Handwerkswissen dokumentieren, dieses bei einem Infotag "Altes Sulz" auf dem Marktplatz demonstrieren, die alten Gerätschaften erhalten, Fotos von früher an die Häuser pinnen und bei generationsübergreifenden Bürgerwanderungen die Vergangenheit in Dorf und Stadt lebendig werden lassen, die Geschichte aufgelöster Vereine aufarbeiten, anlässlich Kirchenjubiläen wie 500 Jahre Stadtkirche und 500 Jahre Remigiuskirche Bergfelden Präsentationen vorbereiten sowie generell alte Filme und Fotos sammeln und digitalisieren – schier endlos waren die Ideen.

Auch Paul Müller, Stadtarchivar und Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins, war hier ganz in seinem Metier und ließ wissen, dass er immer wieder Schülerbesuche im Archiv betreue.

u An das Thema "Mobilität" schien sich zunächst keiner so richtig heranzuwagen. In der zweiten Diskussionsrunde widmeten sich dann Gerd Hieber und der ehemalige Sulzer Kulturamtsleiter Richard Caspar sowie ein weiterer Mitstreiter gemeinsam mit Verwaltungsstudent Tim Lang dem Thema und erarbeiteten vier Lösungsansätze, nämlich eine Mitfahrbörse, einen Treffpunkt zu festen Zeiten für Mitnahmefahrten, die Einrichtung eines Bürgerbusses mit ehrenamtlichem Fahrer auf Abruf oder für bestimmte Routen sowie ein Stadtmobil als "Car to go".

u "Sulz tauscht" war unter anderem ein Anliegen, für das sich Anja Weiß engagiert, die vor knapp zwei Jahren aus der Ecke Nürtingen/Esslingen nach Sulz gezogen ist und von dort positive Erfahrungen mitgebracht hat.

Tauschangebote und -gesuche seien über eine Pinnwand oder online zusammenzubringen. Getauscht werden können Materielles und Dienstleistungen, Zeit und Wissen. Ein Wertmarkensystem zum vergünstigten Einkauf als Anreiz und Dankeschön für Menschen, die sich einbringen, wurde ebenso angedacht wie eine freiwillige Person zur Koordinierung von Wünschen und Ansprechpartner bei Fragen.

u "Sulz in Bewegung" benötigt laut Agnes Utzler vor allem Ideen, wie diejenigen dazu animiert werden könnten, die sich bisher nicht körperlich betätigen. Wer sich bewegt, sei einfach fitter oder könne Leiden mildern, sagte die Gesundheitswanderführerin. Man habe sich überlegt, bei Selbsthilfegruppen Kontakte zu knüpfen und junge Betroffene gezielt anzusprechen. Bestehende Angebote sollten in der Gesamtstadt besser bekannt gemacht, Wandergruppen vernetzt und Übungsleiter zusammengeführt werden (über die weiteren sechs Begleitgruppen werden wir noch berichten).

Fast alle Teilnehmer hatten dank der guten Stimmung und der Pausenverpflegung des Küchenteams um Petra Delassus vier Stunden durchgehalten. Bürgermeister Hieber fasste den Abend mit den drei Worten "es war super" zusammen und sprach damit wohl allen Anwesenden aus dem Herzen. Er sagte zu, die Stadt werde für die personelle Ausstattung sorgen und sich bei Bedarf den Forderungen der Bürger stellen. Der Gemeinderat werde sich notwendigen Entscheidungen nicht entziehen.