Das Wetter spielt nun eindlich mit. 120 Schwarzkiefern aus Wald geholt. Sicherheit an erster Stelle.
Sulz-Fischingen - Sie sehen ein wenig verwegen aus. So stellt sich Otto Normalverbraucher den klassischen Abenteurer vor: Dreitagebart, T-Shirt, Stirnband, die Selbstgedrehte in der Hand. Aber weit gefehlt – die Männer sind Vollprofis in ihrem Job.
Seit gestern holen die Baumpfleger 120 Schwarzkiefern aus dem Hang unterhalb der Ruine Wehrstein heraus. Genauer gesagt, sie binden ein Seil an die Stämme, klinken es in ein anderes, das von einem Helikopter herunterhängt, ein, und der pflückt die abgesägten Bäume dann aus dem Wald.
Doch von vorne: Die Familie Gfrörer hat das komplette Ruinengelände 2006 vom Fürstenhaus in Sigmaringen erworben. Der große Steinbruch, der dem Empfinger Schotterwerk Gfrörer gehört, liegt gleich dahinter. Das Landratsamt hat dem Unternehmer nun zur Ausgleichs-Auflage gemacht, dass er den Hang von den dürren und nicht standortgerechten Schwarzkiefern säubern muss, wenn er im Steinbruch abbauen will.
Jetzt kommt die "Helix-Fluggesellschaft" ins Spiel. Sie besteht aus dem Helikopter-Team und drei Baumpflegefirmen. Die Mannschaft ist inzwischen perfekt aufeinander eingespielt. Hier muss jeder Handgriff sitzen, sonst wird es lebensgefährlich.
Vier Männer sitzen in den Baumwipfeln. Vier weitere arbeiten am Boden. Allesamt sind ausgebildete Baumkletterer, daher wohl auch die optische Nähe zu den Alpinisten. Und dann gibt es noch Adalbert Hehl. Er ist der Bodeneinweiser. Mit einem Funkgerät weist er den Helikopter-Piloten über sich zentimetergenau ein.
Aus ganz Deutschland kommen die Männer
Von oben lässt Pilot Udo Ramm eine Art Gurt aus seinem "Eichhörnchen" fallen. So heißt sein 970 PS starke Flugapparat. Ein Baumpfleger befestigt das Seil am Stamm. Dann verbindet er es mit einem weiteren Hightec-Seil, das am Helikopter befestigt ist. Jetzt zieht Udo Ramm stramm.
Olaf Florin, einer der Männer in den Bäumen, sägt den Stamm vor sich durch und schon entschwindet der Baum in die Lüfte. Rund 1 000 Kilogramm schafft das "Eichhörnchen", manche Baumriesen benötigen daher drei Schnitte. Beim Wehrsteiner Hof werden die Schwarzkiefern abgelegt. Die Hälfte dürfte Nutzholz sein, der Rest wird zu Energieholz verarbeitet.
"Heli-Picking" nennt sich diese aufwendige Methode, die auch einen Einschlag an schwierigen Hanglagen zu lässt. Aus ganz Deutschland kommen die Männer, die so eine Aktion nun zum neunten Mal in der Bundesrepublik durchziehen.
Für den Fischinger Hand gilt sie als alternativlos. Direkt unter der Hangkante fängt die Bebauung an. Die Absicherung für konventionelle Fällarbeiten wäre nicht günstiger gekommen. Jetzt soll sich das Gelände mit Laubholz natürlich verjüngen. Einige Pflanzen werden noch gesetzt. Schließlich soll eine Erosion, wie sie kürzlich in Schramberg zu einer Schlammlawine geführt hat, tunlichst vermieden werden. Über die Kosten spricht Privatwald-Besitzer Gfrörer übrigens nicht.