Natur: Bei Exkursion in den Forst steht der Zustand des Stadtwalds im Fokus / Holzmarkt boomt
Der Zustand von Fichten, Tannen und Douglasien hat zahlreiche Orts- und Gemeinderäte bei der Stadtwaldexkursion beschäftigt. Besonders die Verjüngung des Bestands und die Zufallsnutzung durch Stürme oder Käfer standen im Mittelpunkt.
Sulz. Bevor sich die Gruppe auf die Exkursion in drei Waldabteile des Sulzer Stadtwalds begibt, verkündet Bürgermeister Gerd Hieber eine gute Nachricht für die Verwaltung: Für die Nutzung des Stadtwalds muss kein Zweckverband gegründet werden, der Kommunalwald kann wie gehabt verwaltet werden.
Aber in welchem Zustand ist der Stadtwald überhaupt? Darüber informierten Norbert Utzler, stellvertretender Leiter des Kreisforstamts Rottweil und die Förster ihres jeweiligen Reviers, Florian Nuding und Karlheinz Mertes. Drei Exkursionsziele wurden mit Feuerwehr-Bussen und Autos angefahren: Der Bauernwald in Holzhausen, der Katzensteig in Bergfelden und der Steingarten in Sulz.
Bei der ersten Station erklärte Utzler zunächst die Auswirkungen des besonders warmen und trockenen Sommers diesen Jahres auf den Wald. "Der warme Sommer mit wenig Niederschlag trocknet die Bäume aus", so Utzler. Das bedeutet, dass es große Ausfälle unter anderem an Tannen gebe. Die Klimaentwicklung setze dem Wald zu, so der Forstexperte. "Die Temperatur hat sich gegenüber des Zeitraums von 1961 bis 1987 um ein Grad erhöht und es ist kein Ende dieser Entwicklung abzusehen", so Utzler. Im Nadelholzbereich sind dadurch vor allem drei Baumarten betroffen: die Fichte, die Tanne und die Douglasie. Letztere wird zunehmend als drittes Standbein im Nadelholzbereich gesehen.
Vom Verkauf dieser Holzsorten lebt der Stadtwald, weiß Utzler. Was ihm neben dem Austrocknen der Bäume Sorgen macht, ist die Entwicklung des Borkenkäfers, der sich exponentiell vermehre. "600 000 Festmeter Käferholz haben wir dieses Jahr gemacht", so Utzler über die sogenannte zufällige Nutzung durch Bäume, die gefällt werden müssen. Da der Holzmarkt brumme, sei dies kein Problem, meint er.
Allerdings wird es daher notwendig, dass es mehr Baumnachwuchs gibt. Doch hier gibt es Probleme. "Viele junge Tannen sind verbissen", schildert Förster Florian Nuding. Etwa junge Rehe machen sich an den jungen Bäumen zu schaffen. Er fordert deshalb von heimischen Jägern, etwas dagegen zu unternehmen.
Bei der zweiten Station in Bergfelden kommt die Exkursionsgruppe an einer ehemaligen Sturmfläche vorbei, einem Extremfall von zufälliger Nutzung. "Vor 15 Jahren wütete hier Sturm Lothar, mittlerweile ist es wieder ein stattlicher Wald geworden", freut sich Utzler.
Das gelang auch durch die Naturverjüngung, auf die Uding in seinem Revier setzt. Das bedeutet, dass er nicht künstlich Samen einsetzt, sondern dass die Saat, die von den Bäumen angeflogen kommt, genutzt wird. "Dadurch wird auch das Geld für Samen gespart", so der Förster. Eine Herausforderung sei es, die jungen Bäume von schädlichen Einflüssen wie Insekten, Wildschweinen oder Mäusen zu beschützen.
Das dritte Gebiet der Exkursion fällt in den Bereich von Förster Karlheinz Mertes. Er berichtet, dass er bereits über der Zahl der festgesetzten Festmeter liege. "Ich habe keine andere Möglichkeit, als die Bäume zu holen", so Mertes. Da sich in der Nähe seines Gebietes die Steingartenhütte befinde, müsse er auch der Verkehrssicherungspflicht nachkommen und deswegen manche Bäume fällen. Nach der über dreistündigen Exkursion in den Stadtwald war die Gruppe froh über das Vesper, dass der Alberein in der Hütte für sie vorbereitet hatte.