In seinem Impuls-Vortrag "Knigge 4.0" stellt Richard Weinzierl die Herausforderungen der Digitalisierung heraus. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaftsforum: Auch im Business-Bereich ist gutes Benehmen Pflicht / Impulsvortrag "Knigge 4.0"

Die Stadt Sulz hatte am Mittwochabend in den Bürgersaal des Rathauses zum Sulzer Wirtschaftsform eingeladen. Das Forum stand unter dem Titel: "Knigge 4.0".

Sulz. Wirtschaftsförderer Hartmut Walter begrüßte die Besucher und stimmte auf das Thema des Abends ein. "Wenn ich heute eine Dienstleistung in Anspruch nehme, etwas einkaufe oder kommuniziere, bewerte ich im Nachhinein diesen Vorgang. Freundlichkeit, Höflichkeit oder die Zufriedenheit mit dem Angebot sind da wichtig", erklärte Walter. Auf Walters Einstimmung folgte ein Impuls-Vortrag von Richard Weinzierl.

In seiner Vorstellung zeigte der in Mühlheim wohnende Berater seinen Werdegang auf. Nach dem Motto "Ziele entwickeln sich" folgte nach der Feinmechaniker-Lehre der Besuch der Feinwerkschule und nach fünfjähriger Tätigkeit als Konstrukteur ein betriebswirtschaftliches Studium. Vor seinem Eintritt in den Ruhestand war er 20 Jahre leitender Angestellter und Geschäftsführer. Außerdem absolvierte er bei der Kniggegesellschaft eine Ausbildung zum Stil- und Etikette-Trainer.

Unter dem Begriff "Industrie 4.0" versteht man die digitale Vernetzung aller Prozesse von der Entwicklung, der Produktion, der Logistik und dem Kunden. "4.0" steht also für Digitalisierung schlechthin. Durch diesen Prozess werde, so der Referent, die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation immer mehr zurückgedrängt. Wo der persönliche Kontakt verloren gehe, fehle es auch an guten Manieren. Unter diesem Spannungsfeld stand der Vortrag Weinzierls.

Weinzierl zitierte aus Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Gute Manieren könnten davor schützen, die Würde des Menschen zu verletzen. Dabei stellte Weinzierl heraus, dass der 200 Jahre alte Knigge an den Zeitgeist anzupassen sei. Immer mehr stelle man fest, dass dem Smartphone oder dem Laptop mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde als dem Gegenüber. Der menschliche Kontakt leide.

Medien-Hygiene

Der Referent sprach sich dafür aus, sich über die Konsequenzen der Handlungen in den neuen Medien im Vorfeld Gedanken zu machen. So gelte es zu überlegen, was ein Beitrag im Internet in zehn oder mehr Jahren auslösen kann. Wichtig sei auch, abschalten zu können. Für die Kommunikation in den neuen Medien gelten die gleichen Regeln wie im klassischen Schriftverkehr. Auch sollte gut überlegt werden, über welchen Verteiler kommuniziert werde. Weinzierl: "Ihre Korrespondenz ist Ihre Visitenkarte".

Das "Du" angetragen zu bekommen sei ein Vertrauensbeweis und ein Zeichen der Wertschätzung. Doch bevor es dazu komme, solle genau geprüft werden, ob der Grad der gemeinsamen Vertraulichkeit ausreicht, diesen Schritt zu gehen. Weinzierl streifte mit dem Dresscode ein weiteres Thema. So hänge es stark von der Firma ab, ob eine Krawatte zu eben jenem gehört. Aber wenn eine Krawatte getragen werde, müsse sie auch sitzen.

Die Deutsche-Knigge-Gesellschaft habe festgelegt, dass ein Smart-Business-Dresscode erst dann komplett ist, wenn eine passende Krawatte getragen wird. Und: Gute Manieren erleichtern das Miteinander im Unternehmen und haben eine positive Ausstrahlung auf den Kunden. All diese Themen tragen zur Kundenzufriedenheit bei.