Jürgen Mair erklärt im Landratsamt Rottweil, wo auf der Hochwassergefahrenkarte die Risikobereiche in der Sulzer Kernstadt sind. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Hochwasserschutz möchte der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber weitere Partner ins Boot holen

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Neckar, Glatt, Mühlbach: Sulz wäre bei Hochwasser stark betroffen. Die Gefahren- und Risikokarten, die das Land erstellt hat und jetzt im Entwurf vorliegen, bestätigen dies denn auch.

Neu ist: Künftig werden mit den Karten auch innerörtliche Bereiche als Überschwemmungsgebiete definiert. "Das sind erhebliche Eingriffe für Grundstückseigentümer", sagt Bürgermeister Gerd Hieber. Ein Ingenieurbüro hat auf der Grundlage des Kartenwerks insgesamt 47 Maßnahmen aufgelistet. Davon entfallen 16 auf das Land, 31 auf die Region und die Kommunen.

Bei einem zehnjährlichen Hochwasser wären in Sulz 220, bei einem Jahrhunderthochwasser 2310 Menschen betroffen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen für Sulz sehen unter anderem die Information der Bevölkerung und die Fortschreibung von Hochwasseralarm- und Einsatzplänen vor. Grundstücksbesitzer in Überschwemmungsgebieten müssen mit Auflagen rechnen, wenn sie bauen wollen. So sollten, heißt es im Maßnahmenbericht zur Hochwasserrisikomanagementplanung, in Bereichen eines 100-jährlichen Hochwassers Vorgaben zur Bauweise gemacht oder beispielsweise Keller verboten werden. Sind solche Maßnahmen nicht möglich, wären auch Nutzungseinschränkungen denkbar.

"Ich unterstütze jede Entwicklung, die einen besseren Hochwasserschutz bringt", betont Hieber. Allerdings sollte dies, wie im Glatttal, konzeptionell angegangen werden.

Nach den katastrophalen Überschwemmungen der Glatt im Jahr 1990 haben Unter- und – mit einer Ausnahme – alle Oberlieger im Einzugsgebiet der Glatt einen Hochwasserschutzzweckverband gebildet. Die Gründungsversammlung kam, nach anfänglich mühevoller Überzeugungsarbeit, im Jahr 2000 zustande. Inzwischen sind nahezu alle vom Zweckverband geplanten Hochwasserschutzprojekte – Regenüberlaufbecken am Oberlauf, lokale Maßnahmen in den Ortschaften Leinstetten, Bettenhausen, Hopfau und Glatt – abgeschlossen. Das kostete etliche Millionen, war aber für Hieber gut angelegtes Geld. Die Menschen könnten nun ruhig schlafen. Ein ähnliches Vorgehen würde sich Hieber auch für den Neckar wünschen. Hier sei es wichtig, sinnvolle Abschnitte zu bilden. Aus diesem Grund lassen sich die Gemeinden Sulz, Oberndorf und Epfendorf eine gemeinsame Konzeption erarbeiten. Der Planungsauftrag für eine Untersuchung zum Hochwasserschutz ist bereits vergeben (wir berichteten).

Nach den Erfahrungen im Glatttal würde Hieber aber gern noch weitere Partner von weiter oberhalb des Neckars mit ins Boot holen. Die Rückhaltung des Wassers sollte in erster Linie bei den Oberliegern erfolgen. Das sei auch das Grundprinzip im Glatttal gewesen. Hieber: "Was jetzt stattfindet, hat auch etwas mit Aktionismus zu tun."

Im Landratsamt tagte am Dienstag die Hochwasserpartnerschaft. Bei dieser Veranstaltung für Kommunen, Behörden und Verbände wurde die Maßnahmenplanung zur Verringerung des Hochwasserrisikos im Bereich Oberer Neckar besprochen. Hauptamtsleiter Hartmut Walter vertrat dabei die Stadt Sulz.

Auch er kritisiert, dass man einzelne Maßnahmen ohne Gesamtkonzept plane. "Das sehen wir als Manko", erklärt er. Walter kündigt an, dass das Managementverfahren mit den für Sulz vorgesehenen Maßnahmen noch im Gemeinderat vorgestellt werde.

Kreis Rottweil