Kunde will kurze Wege haben. Einkaufsverhalten in Sulz lässt sich nur schwer verändern. Innerstädtische Angebote fehlen.
Sulz - Wer beim Einkaufen Erlebnis braucht, wird dies kaum in Sulz suchen. Das Einkaufsverhalten lasse sich nur schwer verändern, sagt Barbra Sand, Projektleiterin Handel bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Aber, fügt sie hinzu, "wir können dafür sorgen, dass innerstädtisch Angebote gemacht werden, die die Discounter nicht haben". Das sind beispielsweise Serviceleistungen, die den Einzelhändler auch von Internet-Anbietern abheben. Beim Fachhändler kann der Kunde, was ein weiteres Plus ist, außerdem sofort eine spezielle Ware bekommen, während er bei Internetbestellungen zwei Tage darauf warten muss.
Barbra Sand hat sich in Sulz umgeschaut und bei ihrem Stadtbummel die Probleme ausgemacht. Sie befürchtet, dass der Handel irgendwann verschwindet, weil der "Warenkorb fehlt". Es gebe insgesamt zu wenig Geschäfte. Diese seien auch zu weit voneinander entfernt. Die Laufwege vom einem zum anderen Laden seien daher zu groß. Zum anderen ergänzten sie sich nicht. Was hinzu kommt: Leere Schaufenster sind alles andere als attraktiv.
Mehr als sieben Minuten wolle ein Kunde nicht laufen, um noch andere Besorgungen zu machen oder noch einen Kaffee zu trinken, weiß Barbara Sand, vor allem dann nicht, wenn er Einkaufstaschen schleppt. Der Kunde vor Ort möchte ein gepflegtes Umfeld, es müsse adrett und sauber sein. Das findet er zwar am Marktplatz vor. Für HGV-Vorsitzende Gislinde Sachsenmaier beginnt aber das Problem in der Sonnenstraße und Brühlstraße. Selbst bei den verkaufsoffenen Sonntagen des Handels- und Gewerbevereins könnten diese Straßenbereiche nur schwer belebt werden.
Die IHK-Projektleiterin rät daher zu einem Einzelhandelskonzept beziehungsweise Leitbild, aus dem hervorgeht, was die Stadt als Ergänzung braucht und in welchen Straßen was machbar ist. Sie könnte sich vorstellen, die Sonnenstraße als Quartier auszuweisen, und zwar als ein Projekt der Stadt zusammen mit den Immobilienbesitzern, um Ladenflächen, aber auch Wohnungen zu sanieren.
Barbara Sand ist überzeugt, dass es mittelständische Unternehmen gibt, die in die Region kommen wollten. Sie würden aber nur dann investieren, wenn ein Konzept vorhanden sei. An der Kaufkraft, glaubt Gislinde Sachsenmaier, würden Ansiedlungen jedenfalls nicht scheitern: "Wir haben in Sulz Vollbeschäftigung."
Der erste Schritt wäre eine Bestandsaufnahme, der zweite die Erarbeitung eines Konzepts für den Einzelhandel. "Das macht normalerweise die Stadt", meint Barbara Sand. Wenn dann die Sanierung angegangen werde, könne man Investoren suchen und, wie sie überzeugt ist, finden. Die HGV-Vorsitzende denkt dabei aber auch an die Gründung einer Genossenschaft.
Nach dem Gespräch will Gislinde Sachsenmaier einen Antrag für den Gemeinderat stellen, Barbara Sand zu einer Sitzung einzuladen, damit sie ihre Ideen vortragen kann, wie man die Einwohnerschaft noch stärker dazu bringen kann, lokal einzukaufen, und was getan werden muss, um Investoren zu gewinnen.
Bei ihrem Besuch in Sulz überreichte Barbara Sand der HGV-Vorsitzenden die 2014 herausgebrachte Handelsbroschüre der IHK. Sie enthält Basismaterial unter anderem zur Situation des Handels in der Region, zeigt Entwicklungstrends auf und gibt Handlungsempfehlungen.