Die Mitglieder des Ostersingerchors wärmen sich beim Auftakt gemeinsam auf, angeleitet von Stimmbildnerin Claudia Echle. Fotos: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Ostersingen: Der Chor beginnt mit seinen Proben / Konzert findet am Wochenende statt

Es ist ein Projekt, das im Kloster Kirchberg eine langjährige Tradition hat: das Ostersingen, das von Kirchenmusikdirektor Karl und seiner Frau Claudia Echle geleitet wird. 25 Sänger arbeiten auf das Konzert am Wochenende hin.

Sulz-Renfrizhausen. Dienstagnachmittag im Kapitelsaal des Klosters Kirchberg. Die Teilnehmer der Ostersingerwoche trudeln ein, schnappen sich ihre Namensschilder und die Liedblätter, mit denen sie sich bis zum Samstag intensiv auseinandersetzen werden. Eine von ihnen ist Margret Stritt aus Bad Herrenalb (Nordschwarzwald). Sie kommt bereits seit zwölf Jahren zum Ostersingen in das Kloster Kirchberg und schätzt neben dem Singen auch die besondere Atmosphäre dieses Hauses. Sie findet, dass die Osterlieder im Vergleich zu den Passionsliedern vor dem Hochfest manchmal zu kurz kämen und freut sich deshalb, fast eine ganze Woche Osterlieder einzustudieren.

Kirchenmusikdirektor Karl Echle aus Freudenstadt, der für das Programm und die Auswahl der Lieder verantwortlich ist, gibt beim Pressegespräch vorab Einblicke in den Ablauf und die Auswahl der Lieder und informiert auch über die Zusammensetzung des Chores. Dabei habe er das Machbare stets im Blick, betont er.

Die Sänger studieren Werke aus drei Jahrhunderten ein

Eingeprobt werden Werke aus drei Jahrhunderten, dem 17., dem 18. sowie dem 19. Jahrhundert. Der erste in dieser Reihe ist Johann Rosenmüller (1619-1684), ein Komponist des Frühbarocks, der zunächst in Leipzig wirkte und aufgrund eines Skandals nach Italien übersiedelte und dort in Venedig musizierte, später dann in Wolfenbüttel. Er sei einem breiteren Publikum nicht unbedingt so bekannt wie andere Kirchenmusiker, aber die "Insider" kennen ihn, sagt Echle. Auch aufgrund seiner Vita kombiniere er die deutsche Strenge mit der italienischen Sinnlichkeit, meint der Regionalkantor.

Für das 18. Jahrhundert hat Karl Echle Leopold Mozart (1719-1787) ins Programm aufgenommen, den Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, der selbst auf Konzerten in ganz Europa musiziert hat. Von ihm hat Echle die "Missa brevis in c" ausgewählt, die lange seinem Sohn zugeschrieben wurde. Der im Jahr 1719 geborene Komponist war unter anderem Vizekapellmeister am Salzburger Dom. Auch ein marianisches Stück hat Echle vom Vertreter der klassischen Epoche für seinen Osterchor ausgewählt: "Beata es, Virgo Maria".

Werke des jüdischen Komponisten Louis Lewandwoski (1821-1894) hat Echle für die jüngste der drei Epochen ins Programm aufgenommen. "Der Komponist hat die jüdische Synagogenmusik reformiert", erläutert Echle im Gespräch. Aber nicht nur das: "Er hat die jüdische Tradition mit der modernen Musik verbunden", sagt Echle. Auch Orgelmusik hat er in den traditionellen jüdischen Gottesdienst integriert. Er kombinierte somit jüdische Melodien mit dem Stil der europäischen Musik des 19. Jahrhunderts.

Vier Tage hat der Ostersingerchor, den Karl und Claudia Echle schon mehrfach angeleitet haben, nun Zeit, um die Stücke einzustudieren. Geprobt wird morgens, mittags und abends, ganz anders als in einem normalen Wochenchor. Anmelden könne sich dafür jeder, der gerne singt, betont Echle. "Es findet kein Vorsingen statt", sagt der Leiter. Auch wenn ein Stück in der kurzen Zeit nicht zur Reife gebracht werde, sei das nicht schlimm.

Eine instrumentale Begleitung gehört dazu: Zu den Werken von Rosenmüller die Orgel, außerdem Geigen und Flöten, welche Teilnehmer des Ostersingens selbst mitgebracht haben.

Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten dabei und haben den 80. Geburtstag schon erreicht oder überschritten, weiß Echle über die Altersstruktur seiner 25 Teilnehmer – ähnlich wie in normalen Wochenchören. "Unter 40-Jährige sind selten", sagt Echle, den auch die klösterliche Atmosphäre mit ihren Strukturen wie festen Essens- und Gebetszeiten an der Aufgabe reizt. "Es ist nicht nur Stress, sondern auch Freude", betont er.

Und so übt die Gruppe seit Dienstag für das Chorkonzert am Samstag, 27. April, das um 17 Uhr in der Johanniskirche aufgeführt wird und am Sonntag nochmals um 17 Uhr im Rahmen der normalen Liturgie, gibt Matthias Gössling den Ausblick.