Karin Rödler (links) berichtet Elfriede Suhr, wie interessiert der Lesekreis das Buch "Die Höhle" aufgenommen habe. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Autorin berichtet im Buch "Die Höhle" von eigenen Erlebnissen

Von Ingrid Vögele

Sulz. Zu einer besonderen Autorenlesung hatte das "Haus der Betreuung und Pflege Am Stockenberg" eingeladen. Die Schriftstellerin Elfriede Suhr aus Oberndorf erzählte als Zeitzeugin die Geschichte ihrer Familie in den letzten Kriegsjahren.

Der Lesekreis des Hauses unter Karin Rödler hatte sich bereits mit ihrem Roman "Die Höhle" befasst. Und nun erlebten die Gäste nochmals Bedrängnis, Hoffnung und Angst der achtjährigen Elfriede um den desertierten Onkel Eugen, der im Sommer 1942 in Oberndorf bei seinem Bruder Unterschlupf suchte. In einer Höhle auf dem Lindenhof, Suhr kennt sie bis heute noch nicht, wurde er von der Familie drei Jahre lang versteckt und versorgt. Seine Entdeckung hätte für alle den Tod bedeutet.

Sie erzählte von ihren Empfindungen, ihrem eisernen Schweigen und von ihrer tapferen Mutter, die nicht mehr als "rechte Frau" geachtet wurde, denn Eugen wurde einmal beobachtet, als er unerkannt ans Haus kam. Er brauchte wieder Nahrungsmittel. Der Vater war inzwischen auch im Krieg. Über die Überwachung, Bespitzelung und Schikanen, denen die Familie ausgesetzt war, waren alle entsetzt.

Karin Rödler las immer recht eindrucksvoll einige markante Zeitabschnitte, und Elfriede Suhr belebte die ohnehin schon interessante Darstellung mit weiteren Ereignissen und Hintergründen, auch solchen, die alle zum Lachen brachten. Die Fahnenflucht des Vaters und die versteckte Nachricht, dass es ihm gut gehe, bedeutete für das Kind ein "unbeschreibliches Glück". Erst recht das Kriegsende mit der "Freiheit" ihres Onkels, könne man in Worten gar nicht fassen.

Bewegt lauschten alle der Befreiung von ihren Albträumen, als sie alles niederschrieb. Viele interessierte Zwischenfragen und eigene Erlebnisse der Zuhörer beschworen eine Zeit herauf, wegen der die Autorin gegen das Vergessen alles aufgeschrieben hatte. Die Geschichten waren nur für ihre Kinder und Enkel bestimmt. Es ist aber ein fesselndes Buch daraus geworden. "Schade, ich hätte noch ewig weitermachen können", war der Kommentar einer Teilnehmerin des Lesekreises bereits beim Lesen.