Stadtrat Eberhard Stiehle stellt die Tafel auf die Seite. Sie zeigt auf, wie die Löwenbrücke neu gestaltet werden kann. Foto: Steinmetz

Fachkommission besucht Sulz und informiert sich. Auf Event-Rädern von Station zu Station.    

Sulz - Backsteingebäude, Wöhrd, Marktplatz: Zu diesen drei Punkten bewegte sich die siebenköpfige Fachkommission für Gartenschauen mit Muskelkraft auf zwei mehrsitzigen Event-Fahrrädern. Am Steuer saßen Bürgermeister Gerd Hieber und Stadtbaumeister Reiner Wössner.

2009 hat sich die Stadt erstmals für ein "Grünprojekt" beziehungsweise die kleine Gartenschau beworben, ist aber gescheitert. Der Grund dafür sei gewesen, so Bürgermeister Hieber, dass Projekte wie die Neckarwiesen oder die Stadtkernsanierung erst in den Anfängen steckten. Das Hauptanliegen bleibe das gleiche: Altstadt und Neckarwiesen sollen über den Wöhrd miteinander verknüpft werden.

Auch das Motto "Salzstadt am Neckar" wird beibehalten. "Wir haben eine große Vergangenheit als Salzstadt", betonte Hieber im Foyer des Backsteingebäudes, wo der Treffpunkt war. Der ablehnende Bescheid vor neun Jahren sei zwar enttäuschend gewesen, in der Zwischenzeit sei man aber nicht untätig gewesen.

Die Bewerbung von damals ist denn auch überarbeitet worden, unter anderem im Hinblick auf den Hochwasserschutz, der Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. So könnte der Neckar mit Uferabflachungen auf dem Wöhrd und auf der anderen Seite mit einem Weg auf Gewässerhöhe erlebbar gemacht werden.

Ein Hauptthema ist ein durchgängiger Rundweg am Neckar entlang. Sollte Sulz den Zuschlag bekommen, werde die Gartenschau nachhaltig entwickelt, um den Nutzen für die Bürger auf Dauer zu erhalten.

Ein kurzer Film zeigte in schönen Bildern Sulz von oben. Stadtbaumeister Reiner Wössner erläuterte noch etwas detaillierter die im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz angedachten Maßnahmen, bevor es auf Tour ging. Vor dem Backsteingebäude standen zwei Event- Räder bereit. Aus Darmstadt sind sie hertransortiert worden.

Hieber und Wössner steuerten die Fahrzeuge zu verschiedenen Stationen, an denen Blumenmädchen der Jugendkunstschule Kreisel die Besucher erwarteten. Zuerst ging es zum Kunstpfad auf den Wöhrd und weiter zum Wasserspielplatz. Planerin Annette Sinz-Beerstecher betätigte die Pumpe. Die Anlage sei den Siedepfannen bei der Salzgewinnung nachempfunden, erklärte Wössner.

Dann war es Zeit für einen Imbiss am Feuerwehr-Truck bei der Festwiese. Extra für die Präsentation war sie mit Sand aufgeschüttet worden. Hier findet im Sommer auch wieder der Neckarstrand statt. Hieber wies auf die Initiative "Sulz engagiert" hin, die sich dafür einsetze, den Wöhrd mit diversen Veranstaltungen zu beleben. Ein paar Schritte weitere erläuterte Stadtbaumeister Wössner die Gestaltungsmöglichkeiten, die der Hochwasserschutz mit sich bringen kann. Auf dem Damm müssten allerdings die Bäume gefällt werden.

Von der Waldhornbrücke ging es zur Löwenbrücke. Thema hier: eine autofreie Brücke und Verkehrsberuhigung. Der Verkehr, der in der Stadt nichts zu suchen habe, solle rausgehalten werden, teilte Hieber mit. Eine Möglichkeit dafür ist Geschwindigkeitsreduzierung in der Ortsdurchfahrt, Tempo 20 etwa im Bereich des Marktplatzes.

Im ehemaligen Textilhaus Vayhinger werden das Bauernfeindmuseum und die Geschäftsstelle der Volkshochschule barrierefrei eingerichtet. Die Brucktorstraße könnte eine Fußgängerzone werden: "Sie ist keine verkehrsnotwendige Straße", sagte Wössner.

Vorletzte Station war der Marktplatz. Hier soll der Salzpfad beginnen. Ausgestellt war eine Deichelleitung, über die die Sole früher vom Marktplatz zum Wöhrd geleitet wurde.

Fragen der Kommissionsmitglieder betrafen vor allem die Kosten und die Finanzierung der Maßnahmen. Insgesamt liegen die Investitionen nach Auskunft von Hieber bei sechs Millionen Euro. Für die mehrmonatige Veranstaltung der Gartenschau – Wunschtermin ist das Jahr 2027 – werden Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 500.000 Euro veranschlagt. "Der Haushalt der Stadt ist so solide aufgestellt, dass wir eine solche Investition schultern können", versicherte Hieber.

Die Fachkommission, die sich nach dem Sulzer Termin auf den Weg nach Rottweil machte, besteht aus Vertretern der Förderungsgesellschaft baden-württembergischer Landesgartenschauen, des Gemeindetags und des Ministeriums für ländlichen Raum. "Wir haben eindrückliche zweieinhalb Stunden in Sulz verbracht", stellte Landwirtschaftsdirektor Marc Calmbach fest.

Die Kommission werde diese und nächste Woche noch auf Tour sein. Die Gesamtbewertung werde dann dem Ministerrat vorgelegt. Mit einer Entscheidung, wer den Zuschlag erhalte, sei im Laufe des Sommers zu rechnen.