Der Baum am Neckarufer beim oberen Wehr ist gefällt worden. Foto: Steinmetz

ANV ist nicht informiert worden. "Sinnlos und ohne Sachverstand." Maßnahme des Landes zur Verkehrssicherung.

Sulz - Die Sulzer Fischer können es nicht verstehen: Mehr als 30 meist gesunde Bäume seien am Neckar entlang zwischen dem Holzsteg bei der Berufsschule und dem oberen Wehr "sinnlos und ohne Sachverstand" gefällt worden. Der Vorsitzende des Angel- und Naturschutzvereins (ANV), Günter Fink, ist erbost. Er spricht sogar von einem "ökologischen Desaster und Artenvernichtung im großen Stil". Der ANV bemühe sich seit Jahrzehnten, den kanalartigen Gewässerabschnitt so naturnah wie möglich zu gestalten. So hätten die Fischer an den Bäumen unter anderem Vogelnistkästen und Fledermausbehausungen angebracht. Die Uferregion sei mit Weiden als Unterschlupf für Wasservögel und als Schattenspender, damit sich das Wasser bei starker Sonneneinstrahlung nicht zu schnell erwärme, bepflanzt worden. Werde dem Fluss etwa durch Algenwachstum zusätzlich Sauerstoff entzogen, könnten Forellen, Äschen sowie Kleinfischarten aus diesem Gewässerabschnitt abwandern. Auch Kleininsekten wie Bachflohkrebse, Steinfliegen und Libellen sieht Fink durch wegfallende Beschattung gefährdet. Er ärgert sich vor allem, dass die Holzfällaktion "im Stillen" vor sich ging und sich die Behörden nicht vorher mit den Betroffenen ausgetauscht hatten.

Dass etliche Bäume abgeholzt wurden, haben die Fischer vor einigen Wochen festgestellt. Die Abholzaktion fand allerdings schon im Januar/Februar statt, und zwar im Einvernehmen mit der Stadt, teilt auf Anfrage Lothar Wäschle mit. Er ist verantwortlich für den oberen Neckar, ein Gewässer erster Ordnung, das in den Zuständigkeitsbereich des Landes fällt. Mit Bauhofleiter Alexander Beller sei er die Strecke abgegangen. Man habe festgestellt, dass einige Bäume am Fußgängerweg brüchig waren und deshalb entfernt wurden. "Uns geht es um die Sicherheit", betont Wäschle. Es sei aber auch der Wunsch von Anliegern gewesen, dass Bäume wegkämen. Neben der Verkehrssicherungspflicht sei man deren Belangen nachgekommen. "Letzten Endes war es ein Kompromiss", so Wäschle.

Stadtbaumeister Reiner Wössner war erst in der vergangenen Woche am Neckarufer zwischen Steg und Realschule mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamts unterwegs. Sie hatten sich den Uferbereich im Hinblick auf Hochwasserschutz angeschaut. Was dies angehe, seien die Schatten spendenden Bäume am Wasser "kontraproduktiv", sagt Wössner.

Er konnte bei der Begehung im Übrigen keinen Kahlschlag bemerken. Wössner betont auch, dass das Entfernen von Bäumen am Neckar entlang keine Maßnahme der Stadt gewesen sei. Gleichwohl hätte er es für richtig gehalten, wenn mit dem ANV Kontakt aufgenommen worden wäre, und das wäre seiner Ansicht nach Sache von Lothar Wäschle gewesen.