Auf dem Kirchberg gibt es viele Ringelnattern. Grasschnitt der Weiheranlage wird für Eiablageplatz genutzt.
Sulz-Renfrizhausen - Den Lärm hört man schon von weitem. Fischer mähen an den Randbereichen der Kirchbergweiher. Es ist dieses Jahr ihr zweiter Mäheinsatz in der idyllischen Umgebung. Das Wetter passt, es ist vormittags auch noch nicht zu warm. "Wenn nur die Mücken und Bremsen nicht wären", stöhnt Herbert Rautenberg, Gewässerwart des Sulzer Angel- und Naturschutzvereins (ANV).
Die Fischer legen am späten Vormittag ihre Vesperpause ein. Sie ist verdient, größere Bereiche sind gemäht und geräumt. Den Grasschnitt bringen die Helfer zum Schlangennest für Ringelnattern, das an einem der Weiher angelegt worden ist. Ein Schild weist darauf hin, welche Bewandtnis es damit hat. Intensive Land- und Forstwirtschaft dezimiert die natürlichen Eiablageplätze der Schlangen. Die Fischer, die sich auch dem Naturschutz verpflichtet fühlen, bauten deshalb für sie ein künstliches Gelege. Der von ihnen aufgeschichtete Substrathaufen besteht aus Grasschnitt der Weiheranlage, Baumrinde, Laub, Stroh mit Pferdemist und Ästen. Durch Gärung wird es im Inneren warm. Das mögen die Schlangen. Sie legen dort nicht nur ihre Eier ab, sondern verbringen hier auch Schlechtwetterperioden oder überwintern sogar.
"Wir haben einen guten Bestand an Ringelnattern", sagt Herbert Rautenberg. Er hat schon Exemplare mit einer Länge von 1,20 Metern und in verschiedenen Farbvariationen beobachtet. Ringelnattern sind ungiftig und völlig harmlos. Giftige Kreuzottern hat Rautenberg auf dem Kirchberg dagegen noch nicht entdeckt. Sorgen machen dem Gewässerwart Greifvögel. Rautenberg sah Bussarde, die mit einer Schlange in den Fängen davon flogen. Gegen diese Beutejäger ist nichts zu machen: "Das ist Natur", meint er.
Die Kirchbergweihern sind ein Naturparadies. Viele Eidechsen, für die die ANV-Mitglieder eine Trockenmauer aufgestellt haben, und Blindschleichen gibt es, außerdem Wildbienen und diverse Schmetterlingsarten. Da wundert man sich, dass die Weiher mit ihrer üppigen Ufervegetation noch nicht zu einem Naturschutzgebiet erklärt worden sind. Neben den üblichen Pflegemaßnahmen müssen manchmal auch Gehölze entfernt werden. In dem Fall sprechen sich die Fischer mit den Förstern ab. Zu ihnen, versichert Rautenberg, "haben wir ein sehr gutes Verhältnis".
Das Wasser in den kleinen Seen lädt nicht gerade zum Baden ein. Es ist schmutzig-trüb, doch kein Anlass zur Besorgnis. "Der Sauerstoffgehalt ist gut", versichert Rautenberg. Der Grund für das trübe Wasser sind Karpfen, die am Boden auf der Nahrungssuche gründeln. Das wirbelt Schwebstoffe auf. Im Spätherbst, wenn die Fische die Nahrungsaufnahme einstellen, wird das Wasser wieder klarer.
"Passiert das im Sommer, herrscht Alarmstufe eins", erklärt Rautenberg. Das wäre dann ein Zeichen dafür, dass die Fische nicht mehr fressen und im Gewässer etwas nicht in Ordnung ist.
Dass ein Teich "kippte", ist schon lange nicht mehr vorgekommen. Rautenberg führt das auf die Teichmuscheln zurück. In einer Stunde könne eine Muschel – sie erreicht eine Größe von 15 bis 20 Zentimetern – rund 60 Liter Wasser pro Stunde filtern. Gefangen werden sie nicht. Rautenberg will aber nicht ausschließen, dass sie in früheren Zeiten von den Klosterbewohnern auch gegessen wurden. Als die Sulzer Fischer Mitte der 1960er-Jahre die Kirchbergweiher vom Staat pachteten, seien noch Altbestände an Muscheln vorhanden gewesen.
In der Hauptsache befinden sich Karpfen, Schleien und Zander in den Kirchbergweihern. Der Gewässerwart hätte nichts dagegen, wenn die ANV-ler ein bisschen mehr fischten. Bei Überbesatz könnten sich Krankheiten ausbreiten. Dicke Karpfen, bis zu zehn Kilogramm schwer, schwimmen in den Teichen. "Die wollte ich aber nicht mehr essen", meint Rautenberg.