Die Firma Haugg Industriekühler soll wieder in die Erfolgsspur gebracht werden. Foto: Steinmetz

Produktion wird ins Ausland verlagert. Zehn Arbeitsplätze bleiben noch erhalten.  

Sulz - Die Firma Industriekühler Haugg GmbH in Sulz ist zum zweiten Mal nach 2016 in wirtschaftliche Schieflage geraten. Die Firma meldete erneut Insolvenz an.

 

Mit einem Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung plant Haugg Industriekühler, sich neu aufzustellen. Das Verfahren hatte die Geschäftsführung bereits am 28. November 2019 beim zuständigen Amtsgericht Rottweil beantragt. Zum 28. Januar hat das Amtsgericht die Eröffnung des Verfahrens beschlossen und der Geschäftsführung Rechtsanwalt Michael Pluta als Sachwalter zur Seite gestellt.

Die Geschäftsführung des Unternehmens werde zudem von den Sanierungsexperten Claus Nürnberg und Rolf-Dieter Mönning unterstützt. Gemeinsam mit dem Sachwalter werde der Geschäftsbetrieb fortgeführt.

Engineering und Vertrieb sollen in Sulz bleiben

Ziel sei es, das Unternehmen innerhalb eines Schutzschirmverfahrens durch den Aufbau der zukünftigen Fertigung im europäischen Ausland und in Fernost zu restrukturieren und wieder profitabel aufzustellen. Engineering und Vertrieb sollen in Sulz bleiben, teilt die Geschäftsleitung der Firma mit.

Die bislang in Sulz produzierten Kühler regulieren die Betriebstemperaturen der Antriebsaggregate in Schienenfahrzeugen, Hydraulikaggregaten sowie in Bau- und Landmaschinen.

Der Einstieg ins Seriengeschäft hatte sich vor vier Jahren als ein Fehler herausgestellt, da dieser Bereich aus Asien besser bedient werden konnte. Das Unternehmen wollte sich deshalb wieder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren - die Planung und Entwicklung von Kühlsystemen für große Motoren. Die Firma konnte saniert werden: Das Amtsgericht Rottweil hat am 31. Dezember 2016 das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Industriekühler Haugg GmbH aufgehoben. Von 80 Arbeitsplätzen konnten 54 gesichert werden.

Nach einer Konsolidierungsphase im Jahr 2017 im Anschluss an das erfolgreiche Schutzschirmverfahren 2016 habe sich die Haugg Industriekühler GmbH 2018 und im ersten Halbjahr 2019 auf einem guten Weg zurück in die Gewinnzone befunden. Jedoch sei das Unternehmen seit Mitte 2019 erneut von negativen, weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen getroffen worden.

Strukturwandel in Automobilindustrie

Die weltweite Nachfrageschwäche und der Strukturwandel in der Automobilindustrie hätten unmittelbaren Einfluss auf die Auslastung der Produktion des Unternehmens. Die Konkurrenz asiatischer Produzenten, die verstärkt auf den europäischen Markt drängten, verschärfte die Situation durch weiteren Preisverfall. Dieser neuerliche Preisdruck mache eine rentable Eigenfertigung in Deutschland für Haugg Industriekühler unmöglich.

"Gemeinsam mit den Verantwortlichen haben wir ein Schutzschirmverfahren vorbereitet, weil dieses Verfahren auf die Sanierung eines Unternehmens angelegt ist und damit gute Möglichkeiten bietet, das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur zu führen", sagt Rechtsanwalt Rolf-Dieter Mönning. Eine Personalanpassung aufgrund der Einstellung der Eigenfertigung sei mit Betriebsrat und Gewerkschaft im Rahmen eines Interessensausgleichs zwischenzeitlich vereinbart.

Rund 40 Mitarbeiter waren zuletzt bei Haugg beschäftigt, davon einige in Teilzeit. Etwa zehn Arbeitsplätze blieben erhalten, 24 Mitarbeiter wechselten in eine Transfergesellschaft, teilt Stefan Prutscher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Freudenstadt, auf Anfrage mit. Sie hätten damit die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren. 

In der kommenden Woche soll nun ein Insolvenzplan mit dem Restrukturierungskonzept und den Sanierungsabsichten bei Gericht eingereicht und den Gläubigern vorgelegt werden. Derweil laufe der Geschäftsbetrieb des Unternehmens uneingeschränkt weiter. Kunden würden weiter beliefert.