Kulturamtsleiterin Yvonne Engstler und Erika Mai (von links) legten eine erfreuliche Bilanz für die Stadtbücherei vor: Die Zahl der Entleihungen war noch nie so hoch wie 2011. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Sie haben bei Jugendlichen Märchen abgelöst / Die Erwachsenen lesen am liebsten Heimatkrimis

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Die Leiterin der Sulzer Stadtbücherei, Erika Mai, war gestern gut gelaunt: "Ich habe etwas Positives zu vermelden", kündigte sie an.

Nämlich einen neuen Rekord: Die Zahl der Ausleihungen ist gegenüber dem Jahr 2010 nochmals gestiegen, und zwar von 21 400 auf 22 135 Medien. "Es wird doch gelesen in Sulz", freute sie Erika Mai bei der Vorstellung der Bücherei-Bilanz 2011. Der Trend sei eigentlich ein anderer, zumindest dem Statistischen Landesamt zufolge, meinte sie.

Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass die Zahl der Besucher etwas zurückging, und zwar von 6416 auf 5886. Aber das kann die Leiterin der Sulzer Stadtbücherei verschmerzen. Wer kommt, liest auch viel. 513 Bücher hat 2010 eine Vöhringer Familie ausgeliehen. Wie im Jahr davor steht sie bei den Ausleihungen mit Abstand an der Spitze, gefolgt von Familien aus Mühlheim (318), Sigmarswangen (303) und Bergfelden (293). Um noch mehr Leser zu gewinnen, würde Erika Mai gern Veranstaltungen in der Bücherei anbieten. Für größere Aktionen ist der Platz jedoch beengt. Und ein größerer Etat steht der Stadtbücherei auch nicht zur Verfügung. Von 50 Büchereien in von der Einwohnerzahl her vergleichbaren Gemeinden hatte Sulz das kleinste Budget. Der Gemeinderat habe jetzt reagiert und die Mittel für die Stadtbücherei von 4300 auf 6500 Euro erhöht, teilte Kulturamtsleiterin Yvonne Engstler mit. "Wir nähern uns an", erklärte sie. Allerdings seien auch die Preise für die Bücher gestiegen, relativierte Erika Mai.

Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die Stadtbücherei so gut angenommen wird. Erika Mai macht kleinere Lesungen für Kinder, hält Kontakt mit den Schulen und weiß daher auch, welche Sachbücher die Schüler für Referate benötigen, und gibt Besuchern natürlich Büchertipps. Wer zur Tür hereinkommt, kann sich gleich über die Neuerscheinungen informieren. Erika Mai hat bereits das Buch von Rudi Assauer "Wie ausgewechselt" erworben – aktueller geht es fast nicht mehr – und übrigens selber schon gelesen. Auf der Hitliste der Jugendlichen steht die Comic-Romanreihe "Gregs Tagebuch" ganz oben – "ein absoluter Renner". Fantasy-Romane wie die "Harry Potter"-Bücher haben inzwischen die Märchen abgelöst. Die Erwachsenen ziehen Krimis vor, besonders wenn sie am Bodensee, in Stuttgart oder im Allgäu spielen. "Ich bin kein Krimi-Fan", gestand Erika Mai, aber Empfehlungen gibt sie trotzdem, und liegt bei ihrer Kundschaft damit auch meist goldrichtig.

Das "E-Book" – elektronische Buch oder Digitalbuch – hat noch keinen Eingang in die Stadtbücherei gefunden. Es wird auch kaum vermisst. Erika Mai kann sich dafür jedefalls nicht begeistern: "Es gibt nichts Schöneres, als ein neues Buch in der Hand zu halten", meinte sie.

Froh ist sie darüber, dass Schüler bei ihrem "sozialen Engagement" auch die Stadtbücherei berücksichtigen. Die Bücher müssen nach Gebrauch gereinigt und dann wieder einsortiert werden. Manchmal beraten die Schüler auch die Lesehungrigen.

Für dieses Jahr hofft Erika Mai natürlich wieder auf möglichst viele Leser. Neuer Lesestoff ist jedenfalls genug da.