Die Bergfelder Streuobstfreunde setzen für die Baumpflege eigenes Gerät ein..Fotos: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Verein: Streuobstfreunde arbeiten zum Nulltarif

Sulz-Bergfelden. Uneigennützig, leistungsstark, finanzschwach – so charakterisieren sich die Streuobstfreunde Bergfelden, die seit einem Jahr nicht mehr als Interessensgemeinschaft, sondern als Verein organisiert sind. Faktisch seien die Streuobstfreunde so etwas wie ein städtischer Eigenbetrieb, stellt Vorstandsmitglied Lothar Ellinger fest. Sie arbeiteten inzwischen im sechsten Jahr ausschließlich für die Stadt Sulz, indem sie mit ihren privaten Gerätschaften zum Nulltarif die kommunalen Streuobstbestände im größten Sulzer Stadtteil pflegten.

Wegen der Corona-Krise ist die erste Hauptversammlung des jungen Vereins abgesagt worden. Ellinger zieht nun per Pressebericht die Bilanz 2019.

Im vergangenen Sommer seien mehr als 100 Jungbäume regelmäßig gegossen worden, und rund 40 Bäumen erhielten einen Sommerschnitt. Im Herbst folgte eine Nachpflanzung von 20 Bäumen, über 50 ältere Bäume bekamen den klassischen Winterschnitt, zahlreiche Jungbäume einen Erziehungsschnitt. Außerdem fanden zwei gut besuchte, ganztägige Schnittkurse mit Fachwartin Alexandra Rau und Kreisfachberater Magnus Jauch statt. Inzwischen nahmen rund 150 Interessierte aus Bergfelden und dem Nahbereich Sulz an diesen Kursen teil. Mit der Vermittlung von Fachwissen für die Pflege der Obstbäume leisteten die Streuobstfreunde einen wichtigen regionalen Beitrag.

Ein weiterer freiwilliger Arbeitseinsatz – mit schwerem Gerät – galt unlängst der Aufbereitung zusammengebrochener Bäume. Dabei sind an einigen Altbäumen Entlastungsschnitte vorgenommen worden, um unkontrollierten Astabbrüchen vorzubeugen. Kostenersparnis für die Stadt: mehrere 100 Euro.

Der Zustand sowohl junger als auch alter Obstbäume bereitet den Streuobstfreunden zunehmend Sorge. Zum einen sei es die starke Zunahme von zum Teil irreparablen Ziegenverbiss-Schäden, zum anderen gingen inzwischen allein in Bergfelden pro Jahr über 20 kommunale und private Altbäume ab. Ellinger weist auch darauf hin, dass einer Baulanderschließung 30 weitere Hochstämme zum Opfer fallen, ohne dass für diese eine Nachpflanzung geplant sei.

Trotz eigener Auslastung engagierten sich die Streuobstfreunde in der Vergangenheit zusätzlich bei dem gesamtstädtischen Projekt "Gemeinsam in Vielfalt" mit Obstlieferung für den Drei-Täler-Saft und der Mitgestaltung der Sulzer Apfelfeste. Vorstandsmitglied Frank Eberhardt wirke außerdem an der Entwicklung eines Baumkatasters mit.

Aus dem Projektbudget konnte die Anschaffung einer kleinen Leiter und einer Tiroler Steigtanne finanziert werden.

Ob die Trendwende bei dem Verfall der örtlichen und landesweiten Streuobstbestände gelinge, sei nicht entschieden. Aufgrund der Kosten, die die Corona-Krise verursache, müsse jetzt mehr denn je nach dem Grundsatz "Was brauchen wir wirklich? Was ist wirklich nachhaltig?" gehandelt werden. Vorstandsmitglied Lothar Ellinger machte aus seiner persönlichen Meinung keinen Hehl. Eine großflächige Pflege von Streuobstwiesen gehöre unabdingbar dazu, Sulzer Finkenweckle und eine neue Sulzer Biersorte jedoch nicht.