Die Ausstellung wird aufgebaut: Helmut Fleiner hilft Evi Hoffmann, eine Hexe einzukleiden. Foto: Steinmetz

Ausstellung im Glatter Wasserschloss zum Thema Hexenverfolgung gibt Einblicke in ein düsteres Kapitel.

Sulz-Glatt - Ein Scheiterhaufen im Fürstensaal ist der Blickfang, dahinter zu sehen die Darstellung einer Hexenverbrennung zum Thema "Teufelspakt – Hexenglaube und Hexenverfolgung am oberen Neckar".

Unter diesem Titel veranstaltet das Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt zusammen mit dem örtlichen Bürger- und Kulturverein eine Ausstellung als Beitrag zu den Heimattagen. Die Idee entstand vor zwei Jahren: "Ich hatte das Thema Hexenverfolgung schon immer im Hinterkopf und habe mich damit auch schon länger befasst", erklärte gestern bei einem Pressegespräch Museumsleiter Cajetan Schaub. Das galt auch für Karl-Josef Sickler. Er hat zusammen mit Schaub in der jüngsten Ausgabe des Oberndorfer "Anno" einen Artikel zur Hexenverfolgung am oberen Neckar verfasst. Das Heft dient nun auch, anstelle eines Katalogs, als Begleitlektüre für die Ausstellung in Glatt.

Diese geht auf vielfältige Aspekte des Hexenwahns ein, dem europaweit zwischen 50.000 und 100.000 Menschen zum Opfer fielen. In Südwestdeutschland seien mehr als 3000 Männer und Frauen wegen Hexerei hingerichtet worden, sagte Schaub. Im Fokus der Glatter Ausstellung ist der obere Neckar zwischen Rottenburg und Rottweil.

In Glatt sind 1590 vier Frauen als Hexen verbrannt worden. Die Akten des Glatter Hexenprozesses werden in einer der Vitrinen ausgestellt. Eine "Hochburg der Hexenverfolgung" war, so Sickler, die Stadt Sulz. Dort verfuhr die Obrigkeit offenbar etwas gnädiger mit den der Hexerei beschuldigten Menschen. Sie wurden, bevor man sie verbrannte, mit dem Schwert getötet. Weitere Archivalien liegen unter anderem aus Horb, Rottenburg, Oberndorf und Rottweil vor.

Im ersten Raum des Rundgangs begrüßt eine "Zaunhexe" die Besucher. Man erfährt dort einiges über Aberglauben. 1604 soll ein Sulzer an seinem Türeingang Bohnenstroh zur Abwehr böser Menschen angebracht haben, erzählte Sickler. Auf diese Weise ist denn auch die Durchgangstür zu dem Raum mit diversen Folterwerkzeugen geschmückt worden.

Verurteilt werden durften die Angeklagten nur dann, wenn sie ein Geständnis ablegten. Zu diesem Zweck wurde die Folter angewandt.

Es gab verschiedene Grade: Der Scharfrichter zeigte und erklärte zunächst die Folterwerkzeuge. "Ich hätte da schon viel gestanden", meinte Schaub. Beim zweiten Grad wurden Daumenschrauben angelegt. Schaub: "Da hätte ich schon alles gestanden." Wer aber auch das noch ausgehalten hatte, dem wurden auf dem "spanischen Bock" Gewichte an die Beine gehängt. Eine weitere grausame Foltermethode war, dass das Opfer an eine Aufzugsmaschine gehängt wurde.

In der Räumen der Kunstgalerie ist man in der Gegenwart angelangt. Helmut Pfister hat das Thema Esoterik aufgearbeitet. Hexerei, Magie und Okkultismus sind auch heute noch verbreitet. Davon zeugen in einem Schaukasten diverse Gegenstände wie Ritualmesser Zauberstab, Tarot-Karten, Orakel-Pendel oder Teekessel. Feminismus ist ein weiteres Themengebiet, das Evi Hoffmann beackert hat.

Eine große Rolle spielen Hexen während der Fasnet. Allerdings sei die erste Hexenzunft erst in den 1930er-Jahren gegründet worden, wusste Schaub. Ein Raum ist für die Hexen der Narrenzünfte im Sulzer Stadtgebiet vorbehalten. Der letzte Bereich ist Märchen und Sagen gewidmet. Dort läuft auch ein Film des SWR vom Jahr 2004 über die "neuen Hexen".

u Die Ausstellung "Teufelspakt – Hexenglaube und Hexenverfolgung am oberen Neckar" wird am morgigen Samstag um 18 Uhr im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt eröffnet. Der Vorsitzende des Bürger- und Kulturvereins Schloss Glatt, Helmut Fleiner, begrüßt, Museumsleiter Cajetan Schaub hält die Einführung. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 2. März 2014, Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.