Pius Jauch Foto: Steinke-Vollmer Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Pius Jauch ergründet in der Sulzer Stadthalle mit seinen Kompositionen die schwäbische Seele

Sulz. Er braucht sich vor den "Hochdeutschen" nicht zu verstecken – ganz im Gegenteil: Pius Jauch haucht der schwäbischen Mentalität als Dichter und Liedermacher Leben ein, lässt Bilder vom ländlichen Leben entstehen, flechtet auch Gesellschaftskritisches ein und bricht so eine Lanze für ein "Volk, das dafür bekannt ist, dass es lieber schafft als schwätzt".

Pius Jauch wurde vom Kultur- und Heimatverein anlässlich der Ausstellung "Druck gegen Rechtsruck – 100 Jahre Demokratie in Deutschland" eingeladen, und so brachte auch er in seiner Begrüßung das Jahr 1918 zur Sprache. Damals habe es Arbeiter gegeben, "die noch was in die Hand nahmen. Unsere Vorfahren auf dem Dorf haben alle noch irgendwo geschafft", stellte er fest. So sieht er sein Lied "Papst, Kenig und Kaiser" als Lob auf die harte Arbeit im Gegensatz zum Finanzkapitalismus. Das Lied nimmt Bezug auf Zimmerer, die Häuser, Paläste und Schlösser bauten. Das Publikum stimmte in den Refrain ein.

Mittlerweile fehlten die Originale in den Dörfern, bedauerte er. Die Menschen verlören ihre Sprache und ihre Identität.

Wie bescheiden und doch so viel zufriedenstellender das Leben früher war, fasste der Barde in "Schwarzbrot mit Gsälz" in Bilder vom Leben auf dem Bauernhof, wo er den Kälbchen noch Schoppen geben durfte. Schmunzelnd erzählte er von einer Schülerin, die das für "mit dem Kuhbaby shoppen gehen" hielt.

Pius Jauch hatte 22 Lieder mitgebracht, mit denen er die schwäbische Seele ergründete, deren Mentalität vom Tun geprägt ist. "Schaffa gilt immer no mehr wie schwätza", erklärte er. Die schwäbische Sprache ist, wie er meint, vom Aussterben bedroht, was angesichts der virtuosen musikalischen Vielfalt seiner Kompositionen, seiner pointiert in Bildern gepackten Kritik, gespickt mit Humor und Ironie, traurig machen kann. Es ist eine Hommage, die den Spagat zwischen den schwäbischen Tugenden, wie dem Misstrauen gegenüber Politikern, und den mittlerweile aufgekommenen Untugenden, mit Pflichten auch Rechte abzugeben, wagt. Das Lied "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" hatte Jauch extra für den Abend mitgebracht, ein Lied über Selbstbewusstsein und Fremdbestimmung.

Charmant und manchmal spitzbübisch sprach und sang Pius Jauch auch in akzentfreiem Hochdeutsch. Doch dass er mit seinen schwäbischen Liedern ganz andere Gefühle ansprechen kann, eben was den Schwaben ausmacht, das begeisterte das Publikum. Er werde weitermachen, solange ihn noch jemand verstehe, versprach der Sänger.