Das Bild von der Mannschaft der Fußballabteilung des Turnvereins Sulz entstand im Jahr 1919. Es zeigt stehend von links: H. Bär, Karl Aiple, Karl Lörcher, Fritz Reinhart, Willi Schmitt, Karl Lindenmaier, unbekannt, Kuhn Hermann. Vorne von links: Hans Maier, Erwin Mündlein und Hermann Hummel. Foto: Festschrift 50 Jahre VfR Foto: Schwarzwälder Bote

100 Jahre VfR: Der fehlende Sportplatz ist für die Fußballer das größte Problem in der Anfangszeit

Der VfR Sulz feiert 2020 sein 100-jähriges Bestehen. Der Verein hat dazu eine zweibändige Chronik herausgebracht. Sie bietet jede Menge Lesestoff.

Sulz. Wegen der Corona-Krise ist das für 28. März geplante Festbankett auf den 3. Oktober verschoben worden. Vorgestellt wurde des Geschichtswerk bereits (wir berichteten). In einer losen Serie berichten wir über die Vereinsgeschichte. Heute beschäftigen wird uns mit der Gründung des Vereins für Rasenspiele.

Chronist und VfR-Archivar Theo Dittmann muss einräumen, dass für das Gründungsjahr 1920 keine verlässlichen Unterlagen vorhanden sind. Seine Wurzeln hat der VfR jedenfalls im Turnverein Sulz. Vom Jahr 1919 stammt das erste Foto der TV-Fußballmannschaft. Einem Pressebericht zufolge haben sich die Fußballer dann im Mai 1921 vom Stammverein getrennt.

Einer der Gründe: Der TV konnte ihnen "in absehbarer Zeit" keinen Spielplatz zur Verfügung stellen. Daraus wird gefolgert, dass die "ersten Gehversuche" des VfR 1920 stattgefunden haben. In jenem Jahr wurde die Mannschaft auch Bezirksmeister. Bei diesem Erfolg ist anzunehmen, dass die Kicker bereits ein ansehnliches spielerisches Niveau erreicht und entsprechend viel trainiert hatten. Das geht auch aus der Rede des Ehrenvorsitzenden Fritz Reinhart vom 9. März 1957 hervor. Weil bis 1945 alle Protokolle fehlen, sind die niedergeschriebenen Erinnerungen des ehemaligen VfR-Vorsitzenden eine wichtige Quelle.

Der Fußball begeisterte gleich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Jugendlichen, die sich, so Reinhart, schon bald im Turnverein zu einer Fußballmannschaft zusammenfanden. Größtes Manko: Sie hatten keinen Sportplatz. Gekickt wurde deshalb auf dem Gelände gegenüber der früheren Saline. Zu den sonntäglichen Spielen nahmen die Sulzer Fahrten bis nach Rottweil, Schramberg und Schwenningen in Kauf.

Zu den Auswärtsspielen zu kommen, war damals nicht so einfach. Busfahren ging nicht, allenfalls konnte die Bahn benutzt werden, ansonsten musste mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Strecke zum Gegner zurückgelegt werden. Reinhart schildert: "Ein Höhepunkt an Luxus war für uns dann gegeben, wenn der Leiterwagen mit den zwei Ponys von Max Kopp frei wurde und Karl Breisinger, der Vater vom ›Molle‹ uns einmal nach Dornhan oder auch nach Balingen fahren konnte." An den Steigungen, so an der Langen Steige, stiegen die Fußballer ab, um die Zugtiere zu schonen.

Doch auch die Heimspiele bereiteten Probleme: Mangels eines Sportplatzes sprachen die Fußballer bei Landwirten vor. Nicht immer fanden sie Verständnis für ihr Hobby. Außerdem mussten sie jedes Mal die Tore auf- und abbauen. Reinhardt: "So kam es vor, dass wir an dem einen Sonntag auf dem Plapppstein, am nächsten auf den Gebhard’schen Wiesen und am übernächsten Sonntag auf der Schillerhöhe gespielt haben."

Reinhardt berichtet auch, dass das Verhältnis zum Stammverein TV Sulz schwieriger geworden ist. Als Schriftführer, Verbindungsmann zwischen Fußballabteilung und Turnverein hatte er die heikle Aufgabe, die Loslösung der Sparte vom TV vorzubereiten. Karl Lörcher war es schließlich, der die Fußballer in den "Hecht" zur Gründung des VfR einlud. Ein genaues Datum nannte Reinhardt nicht.

Mit der Vereinsgründung war das Sportplatzproblem aber immer noch nicht gelöst, jedoch blieben die VfR-ler nicht untätig. Sie erreichten, dass die Stadt ihnen einen Platz leihweise zur Verfügung stellte. 800 Reichsmark konnten aufgebracht werden, um das Grundstück einzuebnen. Auf dem Breite-Spielplatz sind dann bis zur Neckarkorrektur in den 1950er-Jahren die Heimspiele des VfR ausgetragen worden.   Die zweibändige VfR-Chronik ist in der Buchlese in Sulz zu einem Preis von 39,99 Euro erhältlich.