Ivo Gönner (links im Bild) und Bürgermeister Gerd Hieber (rechts hinten) freuen sich mit den ausgezeichneten langjährigen Gemeinderatsmitgliedern. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Im Zeichen des Glücks steht der Jahresabschluss der Stadt Sulz. Glücklich

Im Zeichen des Glücks steht der Jahresabschluss der Stadt Sulz. Glücklich ist nicht nur der Bürgermeister über die Gästezahl, sondern auch Gemeinderäte und Ehrenamtliche über verdiente Auszeichnungen. Warum das Ehrenamt dennoch an Beliebtheit verloren hat, verrät Ivo Gönner.

 Seit zehn Jahren im Gemeinde- oder Ortschaftsrat: Andreas Bühne (GR), Martin Frey (GR und OR Dürrenmettstetten), Dieter Kopp (GR und OR Mühlheim), Heinrich von Stromberg (GR), Gerhard Wössner (OR Bergfelden), Georg Hriso (OR Bergfelden), Gudrun Bühner (OR Dürrenmettstetten), Rita Seitz (Ortsvorsteherin Fischingen), Gabriele Brucker (OR Glatt), Armin Hipp (OR Glatt), Josef Fogel (OR Hopfau), Hans-Peter Schrägle (OR Hopfau), Thomas Mutschler (OR Hopfau), Frank Bezner (OR Hopfau), Sebastian Birk (OR Hopfau), Rolf Springmann (OR Hopfau), Barbara Klaussner (OR Mühlheim), Tobias Gäckle (OR Renfritzhausen), Sabine Breil (OR Sigmarswangen), Jürgen Herbst (OR Sigmarswangen), Norbert Kopp (OR Sigmarswangen), Joachim Leucht (OR Sigmarswangen).

 Seit 20 Jahren im Gemeinde- oder Ortschaftsrat: Eberhard Stiehle (GR), Karl Wössner (OR Dürrenmettstetten), Ralf Kreher (OR Fischingen), Armin Schwind (OR Fischingen), Reiner Kimmich (OR Renfritzhausen).

  Seit 25 Jahren im Gemeinde- oder Ortschaftsrat: Cornelia Bitzer-Hildebrandt (GR), Thomas Esslinger (OR Glatt), Markus Stein (OR Mühlheim).

 Seit 30 Jahren im Gemeinde- oder Ortschaftsrat: Robert Trautwein (GR), Helmut Pfister (OR Glatt), Hans-Georg Ruoff (OR Hopfau).

Sulz. Aktuelle und ehemalige Gemeinde- und Ortschaftsräte, Verwaltungsmitarbeiter, Ehrenamtliche, Bürgerschaftlich Engagierte, Vereinsmitglieder und einige Ehrengäste sind in die Stadthalle gekommen, um den Jahresabschluss der Stadt zu feiern. "Wissen Sie, was Glück ist?", fragt Bürgermeister Gerd Hieber unvermittelt die Gästeschar. Laut des jüngsten veröffentlichten Glücksatlanten seien die heutigen Deutschen "seit der Wiedervereinigung die glücklichsten Menschen, die je hier gelebt haben". Er jedenfalls sei heute glücklich angesichts der Gästezahl. Jetzt stelle sich nur noch die Frage, ob die Stadt auch mit dem am Vortag verabschiedeten Haushaltsplan 2020 glücklich sein könne. "Es geht uns auch mit der roten Null noch gut", meint der Bürgermeister in Anspielung auf die Investitionen, die im kommenden Jahr auf die Stadt zukommen. "Wir sollten zufrieden sein."

Zufriedener sollte nicht nur die Stadt sein, sondern auch die Bürgerschaft. Das wird durch Ivo Gönners Worte deutlich. Er ist der ehemalige Oberbürgermeister von Ulm und ehemaliger Präsident des Städtetags Baden-Württemberg. Als Ehrengast des Abends redet er über die Herausforderungen, denen Gemeinderäte im Alltag begegnen. "Ehrenämter sind wichtig", beginnt Gönner. "Der Gemeinderat ist ein Organ, kein Parlament, denn der Gesetzgeber sagt: Jeder Gemeinderat wirkt mit an der Entwicklung der gesamten Gemeinde." Diese Aufgabe erfülle der Rat jeden Tag und werde dafür nur selten gelobt. "Gegoscht" werde viel mehr. Dabei vergesse man oft, dass der Gemeinderat nicht nur die Vertretung derer sein müsse, die lauthals ihre Interessen vertreten, sondern auch "das Sprachrohr der Stillen". Und jene, "die mit Unterschriften auf einem Blättle kommen, vertreten meistens gerade nicht das Interesse der Allgemeinheit". Er spricht über Baugebiete, Müll, Wasser und "das Lieblingsthema aller Gemeinderäte: Verkehr." Der werde nämlich meistens von denen verursacht, die behaupten, sie nehmen gar nicht daran teil. Das Publikum lacht, und das nicht nur einmal im Laufe der Rede. Gönner will den Gästen klar machen, dass der Gemeinderat es nicht leicht hat.

Tafel-Mitarbeiter und Turmbläser für Engagement gewürdigt

Der Grund dafür, dass das Ehrenamt immer unbeliebter werde: die raue Kritik. "Ein Problem sind die sozialen Medien, die eigentlich asoziale Medien sind", findet Gönner. "Jeder hockt daheim auf dem Sofa und hackt in sein Brett rein, was ihm gerade als Laus über die Leber läuft", drückt er es ganz direkt und unverblümt aus. Es sei jedoch die Aufgabe der Bürgerschaft, so Gönner, die Repräsentanten zu verteidigen. Die Schule der Demokratie sei in den Orten und Städten zu Hause. Und das Ehrenamt sei das Zeugnis der Demokratie, sagt er.

Die Wertschätzung, die sie sonst scheinbar selten erfahren, wird den Gemeinderäten an diesem Abend zuteil. "Im Sommer wurde ein neuer Gemeinderat gewählt", sagt Bürgermeister Hieber. "Die scheidenden Räte haben einen Gutschein bekommen, den sie heute einlösen können." Teil davon sei ein Fotobuch aus den vergangenen fünf Jahren ihrer Legislaturperiode. "Ein tolles Zeitdokument", wie Hieber findet, "das nicht nur den ehemaligen, sondern allen Gemeinderäten gehören soll, die in diesen fünf Jahren die Geschicke der Stadt bestimmt haben".

Es werden nicht nur Fotobücher verteilt, sondern auch viele Ehrennadeln des Gemeindetags Baden-Württemberg. Damit werden Gemeinderatsmitglieder für zehn-, 20-, 25- oder sogar 30-jähriges Engagement ausgezeichnet. Beim Verteilen von Nadeln, Stelen und Urkunden packt Ivo Gönner tatkräftig mit an.

Passend zum Thema Ehrenamt ergreift der Bürgermeister das Wort: "Und nun nutzen wir die Gelegenheit, auch einige verdiente Mitmenschen zu würdigen." Einige von ihnen wirken im Stillen, einige seien alles andere als still. Er redete von den sehr gegensätzlichen Tätigkeiten bei dem Tafel- und Kleiderladen Sulz und bei den Turmbläsern. Erstere leben in dem Bewusstsein, "dass in einer Welt voller Überfluss trotzdem nicht jeder sein täglich Brot hat. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Stadt", so Hieber. Die Turmbläser pflegen eine jahrhundertealte Tradition und erfreuen noch heute die Bevölkerung mit ihren Chorälen vom Turm aus. "Früher musste sogar zwei Mal am Tag geblasen werden", erklärt der Bürgermeister. Doch auch die heutigen Turmbläser kommen auf ein Pensum von stattlichen 50 Auftritten pro Jahr.

Nach erfolgten Ehrungen hatte Bürgermeister Hieber noch interessante Zahlen zu den Nachsitzungen parat. "Von 22 aktiven Gemeinderäten waren 16 mindestens einmal in diesem Jahr dabei." Das sei ein absoluter Top-Wert.

Nachdem die internationale Bläserklasse der Stadtkapelle Sulz und das Jugendorchester des Akkordeonorchesters Sulz den Abend mit weihnachtlicher Musik bereichert hatten, gab es zum Schluss noch einen Beitrag von den Turmbläsern. Mit Bewirtung durch den Musikverein konnte schließlich zum entspannten Teil des Abends übergegangen werden.